Herr Rath, wofür setzt sich der Tag der Zahngesundheit ein?
Christian Rath: Ziel des Aktionstages ist es, die Öffentlichkeit über das Thema Mundgesundheit aufzuklären und den Präventionsgedanken zu stärken. Wir wollen die Bevölkerung über Zahn-, Mund- und Kiefererkrankungen informieren und erklären, was jeder selbst tun kann, um seine Zähne und Zahnfleisch und die Mundhöhle lange gesund zu erhalten – und so auch die Gesamtgesundheit zu stärken. Wir, das ist der „Aktionskreis Tag der Zahngesundheit“, dem rund 30 Mitglieder aus Gesundheitswesen und Politik angehören, unter anderem der Verein für Zahnhygiene, der den Tag seinerzeit mitinitiiert hat.
Wen sprechen Sie besonders an?
Grundsätzlich wollen wir Wissen in die gesamte Bevölkerung tragen. Jedes Jahr richtet der Tag der Zahngesundheit seinen Fokus aber auf eine bestimmte Gruppe. Im vergangenen Jahr waren es Kinder und das Thema gesunde Milchzähne. Das Motto in 2018 lautet: „Gesund im Mund – bei Handicap und Pflegebedarf“. Für Menschen mit Behinderungen und Pflegebedürftige haben wir uns entschieden, weil es für sie seit Juli 2018 neue präventive Maßnahmen zur Verhütung von Zahnerkrankungen gibt.
Was gehört dazu?
Im Rahmen der neuen Leistungen wird der Mundgesundheitsstatus erhoben, das heißt der Zahnarzt beurteilt den Pflegezustand der Zähne, des Zahnfleisches, der Mundschleimhäute und des Zahnersatzes. Außerdem zählen die Erstellung eines Mundgesundheitsplans, der Auskunft über die individuelle Mund- und Prothesenpflege gibt, sowie die Aufklärung über die Bedeutung der Mundhygiene und über Maßnahmen, wie die Mundgesundheit erhalten werden kann dazu. Zweimal im Jahr können zudem harte Zahnbeläge entfernt werden. Die Kosten für alle Leistungen übernehmen die Krankenkassen.
Wie gut ist die Mundgesundheit bei Menschen mit Handicap und Pflegebedarf?
Bedauerlicherweise schlechter als die des Bevölkerungsdurchschnitts. Vor allem ihr Risiko für Karies-, Parodontal- und Mundschleimhauterkrankungen ist deutlich erhöht. Wir sprechen dabei von 7,6 Millionen Menschen mit Schwerbehinderung und rund drei Millionen Pflegebedürftigen, die laut Statistischem Bundesamt in Deutschland leben.
Welche Tipps für den Alltag geben Sie diesen Menschen?
Wir sprechen viele Aspekte an, zum Beispiel, welche Zahnbürste und Putztechnik empfehlenswert sind. Eine Zahnbürste mit sehr weichen Borsten kann beispielsweise hilfreich sein. Auch kann eine milde Junior-Zahnpasta eine Verbesserung bringen, wenn herkömmliche Zahnpasten als zu scharf empfunden werden. Der Verein für Zahnhygiene wird in diesem Zusammenhang am 25. September 25.900 Zahnpflege-Startersets spenden, die von Pflegeeinrichtungen für Senioren und Menschen mit Behinderung, Sanatorien, ambulanten Pflegediensten und ähnlichen öffentlich-rechtlichen oder gemeinnützigen Einrichtungen angefordert werden können. Ein weiteres Thema, über das wir aufklären, ist die Mundtrockenheit, mit dem diese Bevölkerungsgruppen oft zu kämpfen haben. Das Problem: Ist der Mund aufgrund einer zu geringen Flüssigkeitsaufnahme trocken, wird zu wenig Speichel produziert, der so seine Schutzfunktion für die Zähne nicht erfüllen kann.
Was raten Sie pflegenden Angehörigen und Pflegepersonal?
Sie spielen als Unterstützungspersonen eine zentrale Rolle für die Mundgesundheit in der diesjährigen Fokusgruppe. Sie erhalten am Tag der Zahngesundheit unter anderem Tipps, wie sie Menschen mit Behinderungen und Pflegebedürftige für die Mundhygiene aktivieren können. Dazu sollten Angehörige und Pfleger beispielsweise versuchen herauszufinden, wie die Zahnpflege den Betreuten am besten gefällt. So macht Zähneputzen mehr Spaß, wenn die Zahnpasta schmeckt. Auch Lieblingslieder können helfen. Entscheidend ist außerdem der richtige Zeitpunkt. Wenn gerade die Lieblings-Sendung im Fernsehen läuft, sollte man besser noch einen Moment mit der Mundhygiene warten.