Herr Prof. Weber, erklären Sie bitte kurz das Verfahren und was die Entwicklung zur Folge hatte.
Das besonders schonende und effiziente Verfahren dient zur Behandlung bestimmter Tumorerkrankungen. Der Protonenstrahl rastert den Tumor tief im Inneren des Körpers präzise von hinten nach vorne, Ebene für Ebene und Reihe für Reihe ab.
Auch für Kinder, deren gesamter Organismus empfindlicher auf Strahlen reagiert, ist das Verfahren sehr geeignet.
Umliegendes gesundes Gewebe wird optimal geschont. Die Behandlung des ersten Patienten weltweit mit der Spot-Scanning Technik am PSI war ein Meilenstein in der Geschichte der Strahlentherapie im November 1996. Mittlerweile ist dieses Verfahren Standard in der Protonentherapie und wird in vielen Protonenzentren auf der ganzen Welt eingesetzt.
Bei welchen Krebserkrankungen und in welchem Stadium eignet sich das Verfahren besonders?
Es eignet sich besonders bei Tumoren, die in der Nähe von kritischen Organen liegen, etwa an der Wirbelsäule oder im Kopfbereich. Auch für Kinder, deren gesamter Organismus empfindlicher auf Strahlen reagiert, ist das Verfahren sehr geeignet.
Ist es eine Alternative oder Ergänzung beispielsweise zur Chemo?
Bei allen Tumorarten, für die eine Bestrahlung indiziert ist, kann die Spot-Scanning Protonentherapie als Bestrahlungsform in Erwägung gezogen werden. Die meisten Tumoren werden erfolgreich durch kombinierte, individuell angepasste Therapiekonzepte wie Operation, Bestrahlung und Chemo behandelt. So kann eine Protonentherapie nach einer Operation angezeigt sein und auch in Kombination mit einer Chemotherapie.
Was sollten Patienten darüber wissen: Wie wird das Verfahren in die Praxis umgesetzt?
Die Bestrahlung erfolgt ambulant in spezialisierten Zentren, die über eine Protonentherapie-Anlage verfügen. Da dieses Verfahren technisch aufwendiger ist als die herkömmliche Strahlentherapie, sind die Kosten um einiges höher und werden nur für ausgewählte Indikationen von der Krankenkasse übernommen. Es gibt in den meisten europäischen Ländern solche Zentren, die Zahl wächst stetig.
Die Therapie dauert circa 6 bis 8 Wochen.
Da das Verfahren besonders präzise ist und umliegendes Gewebe maximal schont, wird die Therapie allgemein gut vertragen. Die zu erwartenden Nebenwirkungen wie leichte Kopfschmerzen, Übelkeit und Müdigkeit hängen natürlich davon ab, mit welcher Dosis und wo genau bestrahlt wird. Die Therapie dauert circa 6 bis 8 Wochen. Der Patient kommt täglich zu einer Bestrahlungssitzung, die mit Vorbereitung etwa eine Stunde dauert.
Wird es Weiterentwicklungen geben, von denen Patienten zukünftig profitieren können?
Durch die Einbettung in das größte Forschungsinstitut in der Schweiz, das Paul Scherrer Institut, liegt uns die kontinuierliche Weiterentwicklung und Verbesserung der Methode zum Wohle des Patienten sehr am Herzen. Wir erleben es immer wieder, dass Patienten bei uns bestrahlt werden, weil sie an anderen Protonenzentren aus technischen Gründen abgelehnt werden.