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    “Warum ich nüchtern endlich frei bin”

    Foto: Pictrider via Shutterstock

    Ich hätte nie gedacht, dass ich einmal abhängig von Alkohol und anderen Drogen werde.

    Vlada Mättig

    Sobriety Mentorin
    herzsuchtfluss.de
    mesober.com

    Andererseits hätte ich auch niemals gedacht, dass ich jemals ohne sie leben könnte. Es passierte alles sehr schleichend. Ich bin nicht sonderlich aufgefallen, war gut in der Schule, habe studiert und habe gerne Zeit mit meinen Freunden verbracht und gefeiert. Ich habe nicht mehr gefeiert, als andere Menschen es tun. Nichtsdestotrotz meldete sich ab und an mal mein Bauchgefühl und ich stellte mir die Frage, ob ich nicht doch zu viel Alkohol trinke. Daraufhin machte ich Onlinetests, die mir bestätigten, dass ich kein Problem mit Alkohol habe. Bei den Antworten zu den Fragen kann man sich selbst ziemlich gut verarschen, also hat der Test nie angegeben, dass ich abhängig bin. Es hat noch ungefähr zehn weitere Jahre gedauert, bis ich die Abhängigkeit nicht mehr vor mir selbst verbergen konnte und mir Hilfe gesucht habe. Das Thema ist so stigmabesetzt und ich wollte nie eine Alkoholikerin sein. Wer will das auch schon? Und genau das hat mich davon abgehalten, mir eher Hilfe zu suchen, weil mir gar nicht klar war, dass ich überhaupt Hilfe benötige, denn ich entsprach meiner Meinung nach nicht dem Bild, welches ich von einer Alkoholikerin hatte.

    Auch heute bezeichne ich mich nicht als Alkoholikerin, denn das einzige „Label“, das ich trage, ist mein Name. Das sagt auch Holly Whitaker so treffend. Nüchternheit bedeutet für mich Freiheit. Meine Nüchternheit bedeutet für mich mein Leben, meine Liebe und mich endlich für mich selbst zu entscheiden, trotz der Angst davor, nicht mehr dazuzugehören, Freunde zu verlieren, nicht mehr an der Gesellschaft teilhaben zu können, weil Alkohol so eine große Rolle spielt. Diese Angst war real, berechtigt, aber hat sich zum Glück nicht bestätigt, denn heute nehme ich viel mehr am Leben teil, und genau das gebe ich an meine Mentees in meiner Arbeit als Mentorin bei me|sober. weiter, denn jeder Mensch darf nüchtern und frei sein. 

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