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    Wenn Kinderzähne bröckeln

    Foto: stopabox via Shutterstock

    Dr. Michael Dreyer

    Vizepräsident der Zahnärztekammer Berlin

    Ein neues Zahnleiden bringt immer mehr junge Patienten in die Praxen von Kinderzahnärzten: die sogenannten „Kreidezähne“. Dr. Michael Dreyer, Vizepräsident der Zahnärztekammer Berlin, spricht im Interview über die neue Volkskrankheit.

    Kreidezähne – was genau bedeutet das?

    Kreidezähne sind eine Molaren-Inzisiven-Hypomineralisation (MIH) – es gibt zu wenige Mineralien in der Zahnhartsubstanz. Es ist eine entwicklungsbedingte Erkrankung, bei der es an Kalzium und Phosphat im Zahnschmelz fehlt. Das macht betroffene Zähne fleckig, weich und porös. In sehr stark ausgeprägten Fällen können die Zähne sogar bröckeln. Daher kommt auch der Name Kreidezähne – die Zähne bröckeln wie Kreide.

    Wie viele Kinder sind von Kreidezähnen betroffen?

    Weltweite Studien zeigen, dass rund 14 Prozent der Kinder aller Altersklassen davon betroffen sind. Die aktuelle Deutsche Mundgesundheitsstudie zeigt, dass bei den Zwölfjährigen rund 30 Prozent betroffen sind. Das ist eine erschreckend hohe Zahl.

    Woher kommt diese Erkrankung der Zähne?

    Die Forschung arbeitet sehr intensiv an einer Antwort auf diese Frage. Man weiß es bis dato noch nicht genau. Es gibt einige Theorien, woran es liegen könnte.

    Welche Theorien sind das?

    Einig ist man sich, dass es nicht nur ein einziger Faktor sein wird, der Kreidezähne auslöst. Es gibt Untersuchungen zu Wechselwirkungen mit Weichmachern in Plastik. Das ist eine der Vermutungen über die Ursachen der Erkrankung. Zweitens könnten erbliche Faktoren eine Rolle spielen. Ein dritter Faktor könnten Medikamente sein, die diese Störungen verursachen. Und man geht davon aus, dass noch weitere Faktoren eine Rolle spielen können. Ebenfalls im Gespräch sind Nebenwirkungen von Antibiotika, Windpocken, Dioxine und Erkrankungen der Luftwege, die alle schon einmal in Zusammenhang mit Kreidezähnen gebracht werden konnten. Ein eindeutiger kausaler Zusammenhang konnte bisher jedoch noch nicht festgestellt werden.

    Können Eltern vorbeugend etwas tun?

    Das ist schwierig, da der Auslöser noch nicht klar identifiziert ist. Doch man empfiehlt in den letzten Schwangerschaftsmonaten die Einnahme von Vitamin D, da dies die Mineralisation der Zähne fördert. Und sobald die ersten Zähne durchbrechen, ist eine regelmäßige Kontrolle durch Zahnärzte das A und O. Auch, um bereits im frühen Stadium des Durchbruchs die typischen bräunlich gelben Verfärbungen zu erkennen und dementsprechend zu handeln.

    Welche Empfehlungen gibt es hier?

    Das sehr gründliche Zähneputzen ist besonders bei Kreidezähnen sehr wichtig, da diese anfälliger für Karies sind. Je nach Grad kann der Zahnarzt eine zusätzliche Fluoridierung vornehmen.

    Was kann der Zahnarzt therapeutisch tun?

    Hier muss man graduell unterscheiden, also wie ausgeprägt die Defekte sind. Ist es nur eine optisch-ästhetische Einschränkung, nimmt man im Kindesalter keine spezielle Therapie vor. Bei geringen Störungen kommen die Fluoridierung und eine Versiegelung der Zähne infrage. Bei größeren Defekten, die mit Füllungen nicht mehr beherrschbar sind, können auch Kronen eingesetzt werden.

    Sie möchten mehr erfahren?

    Laden Sie den Patientenflyer “Kreidezähne bei Kindern” online als PDF-Datei herunter: https://www.zaek-berlin.de/kreidezaehne

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