Was bezeichnet man als den plötzlichen Herztod?
Der plötzliche Herztod (PHT) ist definiert als ein unerwartet, mit oder ohne Zeugen, innerhalb einer Stunde eintretender Tod, der bei einem scheinbar gesunden oder einem Patienten in stabilem Krankheitszustand auftritt.
Was sind die Ursachen für einen PHT?
Die Ursachen für einen plötzlichen Herztod sind vielfältig. In der überwiegenden Zahl der Fälle findet sich eine strukturelle Herzerkrankung, in der Regel die koronare Herzkrankheit (KHK). Seltener liegen primär elektrische Anomalien des Herzens vor. So kann bei Vorliegen eines anatomischen Substrats, zum Beispiel einer koronaren Herzerkrankung oder einer anderen Kardiomyopathie bei kombinierten arhythmischen Mechanismen wie Wiedereintritt von Erregungsströmen oder gesteigerter Erregbarkeit des Herzens und transienten Auslösern, typischerweise Elektrolytentgleisungen oder eine Ischämie im Zusammenspiel eine maligne Herzrhythmusstörung auftreten, zum Beispiel Kammerflimmern, die ohne elektrische Therapie zum plötzlichen Herztod führt.
Welche Menschen sind besonders betroffen oder haben ein hohes Risiko einen PHT zu erleiden?
Unter den kausalen Ursachen für den PHT ist die KHK führend und verantwortlich für etwa 75 Prozent aller PHT-Fälle in der westlichen Welt. Neben der ischämischen Kardiomyopathie und KHK tritt der PHT bei 10 bis 15 Prozent der Patienten mit einer strukturellen Herzerkrankung auf, welche die dilatative Kardiomyopathie (Herzmuskelschwäche), die arrhythmogene rechtsventrikuläre Dysplasie (Erkrankung der rechten Herzkammer), die hypertrophe nicht-obstruktive oder obstruktive Kardiomyopathie (Herzmuskelverdickung), Herzmuskelentzündungen oder seltener eine Sarkoidose (Speichererkrankung) oder angeborene Gefäßanomalien der Koronararterien umfasst.
Jährlich werden weltweit mehr als 100.000 Defibrillatoren implantiert.
Etwa fünf bis zehn Prozent der Patienten mit PHT haben keinerlei strukturelle Anomalien oder eine KHK und werden kausal einer manifesten oder latenten elektrischen Ionenkanalerkrankung zugerechnet. Dazu gehören das angeborene oder erworbene Long QT-Syndrom (LQTS), das Brugadasyndrom (BrS), katecholamininduzierte ventrikuläre Rhythmusstörungen (CPVS) oder Erkrankung mit einer gestörten Repolarisation (frühe Repolarisation). Findet man keine Ursache für die tödliche Rhythmusstörung spricht man auch formal nicht ganz korrekt von idiopathischem Kammerflimmern.
Wie kann man sich vor einem plötzlichen Herztod schützen?
Da die meisten Fälle des plötzlichen Herztodes auf dem Boden einer strukturellen Herzerkrankung beruhen, besteht der beste Schutz in der kausalen medikamentösen oder interventionellen Behandlung der zugrundeliegenden Erkrankung, wie beispielsweise der Sanierung verengter Koronargefäße, der medikamentösen Behandlung der Herzschwäche mit spezifischen Medikamenten, der Behandlung zusätzlicher Risikofaktoren wie Bluthochdruck und Diabetes mellitus.
Für nahezu alle Kardiomyopathien gibt es Leitlinien, die genaue Diagnose- und Therapieempfehlungen abgeben. Für die Ionenkanalerkrankungen, die wesentlich seltener auftreten ist im Wesentlichen die Identifikation von potentiell Betroffenen und deren Angehörigen von Bedeutung, um diese Patienten gegebenenfalls mit einem Defibrillator zu schützen. Für die meisten dieser Erkrankungen sind auch genetische Tests durchführbar, deren Aussagekraft im Sinne der therapeutischen Konsequenz nur als Baustein einer komplexen Diagnosestellung gewertet werden sollte.
Seit wann gibt es die Therapie mit implantierbaren Defibrillatoren (ICD)?
Seit Einführung des implantierbaren Defibrillators von Mirowski vor 30 Jahren wurden über viele ICD-Generationen hinweg zahlreiche Innovationen implementiert. Jährlich werden weltweit mehr als 100.000 Defibrillatoren implantiert. ICD werden entweder sekundärprophylaktisch nach überlebten PHT implantiert oder primärprophylaktisch bei entsprechender Risikokonstellation wie zum Beispiel hochgradig reduzierter Herzkraft. Kardiale Resynchronisationssysteme (CRT) können darüber hinaus noch die Herzkraft steigern.
Gibt es neuere Verfahren, die weniger invasiv für den Patienten sind?
Seit einigen Jahren gibt es als innovativste Entwicklung ICDs, die keine Elektroden mehr im Herzen haben (Subkutane Defibrillatoren, S-ICD, Boston Scientific). Diese haben den Vorteil, dass elektrodenbedingte Komplikationen weniger häufig auftreten bei bisher nachgewiesener gleicher Effektivität.
Zur kurzfristigen Rhythmusüberwachung und Überbrückung eines arrhythmogenen Risikos gibt es seit Jahren auch eine tragbare Defibrillatorweste (WCD, Zoll) Generell kann nicht oft genug betont werden, dass insbesondere die flächendeckende Schulung bezüglich des PHT inklusive lebensrettender Maßnahmen und der Bedienung von automatischen externen Defibrillatoren von entscheidender Bedeutung ist in Kampf gegen den PHT.