Was sind zelluläre Immuntherapien?
Zelluläre Immuntherapien bekämpfen Krebs nicht mit einem Wirkstoff wie etwa Chemotherapien, sondern sie versetzen das körpereigene Immunsystem in die Lage, Tumorzellen zu bekämpfen. Diese Therapieart stellt einen echten Wandel in der Krebsbehandlung dar. Grundsätzlich ist das Immunsystem zwar sehr stark und verlässlich – denkt man zum Beispiel an eine grippale Virusinfektion –, aber für eine Wirksamkeit gegen Krebs braucht es oft noch einen zusätzlichen Impuls von außen, um das trickreiche Versteckspiel der Krebszellen zu überwinden. Diesen Impuls können Immuntherapien liefern.
Wieso werden diese als neuer Hoffnungsträger im Kampf gegen Krebs angesehen?
Die sogenannten T-Zellen unseres Immunsystems patrouillieren durch den Körper, um Krankheitserreger zu entdecken und zu zerstören. Bei zellulären Immuntherapien werden T-Zellen des Patienten so modifiziert, dass sie gezielt Krebszellen erkennen und attackieren. Ein weiterer Effekt der Behandlung könnte sein, eine Art „Immungedächtnis“ im Körper aufzubauen und dadurch einen lang anhaltenden Schutz vor einer Wiederkehr der Erkrankung zu erreichen. Aus medizinischer Sicht ist die Zelltherapie auf dem Weg, die Krebsbehandlung zu revolutionieren. Krebs könnte durch diesen neuen Ansatz bei weiterer erfolgreicher Entwicklung möglicherweise zu einer „chronischen“ oder in manchen Fällen gar heilbaren Krankheit werden.
Wie sieht das Verfahren in der Praxis aus?
T-Zellen werden aus dem Blut des Patienten isoliert, diese werden dann je nach Krebsart mit neuen krebsspezifischen Erkennungsstrukturen ausgestattet, vermehrt, auf Qualität getestet und dem Patienten nach wenigen Wochen per Infusion zurückgegeben. Diese einmalige Gabe von aktivierten und „kampfbereiten“ körpereigenen Zellen kann dann zu einer gezielten Zerstörung der Tumorzellen durch das Immunsystem des Patienten führen.
Gibt es bereits zugelassene T-Zell-Therapien?
In der EU sind seit 2018 zwei T-Zell-basierte Immuntherapien gegen bestimmte Blutkrebsarten zugelassen. Weitere Zelltherapien sind auf dem Weg zur Zulassung, aber viele befinden sich auch noch in der klinischen Erforschung, wie unsere TCR-T-Zell-Therapien. Sie sind den bereits zugelassenen Therapien ähnlich, könnten aber möglicherweise über einige Vorteile verfügen.
Woran forscht Medigene gerade?
Wir haben eine klinische Studie (MDG1011) für die Blutkrebsarten akute myeloische Leukämie (AML), myelodysplastisches Syndrom (MDS) und multiples Myelom (MM) gestartet. Es ist die erste Studie dieser Art in Deutschland, bei der T-Zellen der Patienten mit krebsspezifischen T-Zellrezeptoren ausgestattet werden. Wir hoffen, damit bald erste Patienten behandeln zu können. Künftig wollen wir die Entwicklung dieser Therapien auch auf weitere Krebsindikationen ausweiten.