Zur selben Zeit wurden vor allem in Großbritannien mit fortgeschrittener Dialysetechnik deutlich bessere Ergebnisse erzielt. Das Royal Free Hospital in London leistete bereits 1964 Pionierarbeit auf dem Gebiet der Heimhämodialyse. Mit diesem Verfahren wurde chronisch nierenkranken Patienten eine Dialyse zu Hause ermöglicht. In Deutschland war diese Form der Behandlung bis dahin weitgehend unbekannt. Erst mit Gründung des gemeinnützigen Vereins KfH – Kuratorium für Heimdialyse e.V. am 07. Oktober 1969 wurden die notwendigen Voraussetzungen geschaffen, um schrittweise eine flächendeckende Dialysebehandlung in Deutschland einzuführen.
Bereits 1968 wurde hierzu der erste deutsche Patient am National Kidney Center in London für die Heimhämodialyse geschult. In den nächsten zwei Jahren folgten mit Unterstützung des KfH weitere 35 Patienten. Erst 1975 wird in den USA die Methode der Bauchfelldialyse (Peritonealdialyse; kurz PD) etabliert und in den folgenden Jahren auch in Deutschland eingesetzt. Beide Verfahren ermöglichten es den Dialysepatienten lange Zeit die lebensnotwendige Dialyse zu Hause durchzuführen.
Im Laufe der Jahrzehnte entstanden dann immer mehr ambulante Zentren, über ganz Deutschland verteilt. Die Notwendigkeit der Heimdialyse und auch deren Aufklärung verblasste und damit auch das theoretische und praktische Wissen bei Nephrologen und pflegendem Personal. Das ist fatal, da die Heimdialyse für nierenkranke Menschen nach wie vor einen hohen Zugewinn an Lebensqualität und Flexibilität bedeuten kann.
Was ist Dialyse?
Die Nieren regulieren den Wasser- und Mineralhaushalt des Körpers und sind an vielen anderen Prozessen beteiligt. Sie filtern schädliche Substanzen aus dem Blut, die dann mit dem Urin ausgeschieden werden. In unserem Organismus haben die Nieren also viele wichtige Funktionen. Wenn sie wegen einer Erkrankung ihre Aufgaben nicht mehr in ausreichendem Maß erfüllen können, kam das früher einem Todesurteil gleich. Das hat sich glücklicherweise längst geändert, dank der Dialyse.
Diese auch als künstliche Blutwäsche bezeichnete Methode kann überschüssiges Wasser und schädliche Stoffe wie die so genannten harnpflichtigen Substanzen aus dem Körper entfernen. Die Dialyse übernimmt also die Reinigungsfunktion der Nieren und kann das nicht mehr ausgeschiedene Wasser entfernen. Aus diesem Grund spricht man auch von einer Nierenersatztherapie.
Welche Dialysearten gibt es?
Zwei Verfahren können bei einem chronischen Nierenversagen zum Einsatz kommen: Die Hämodialyse (HD) oder die Peritonealdialyse (PD). Erstere ist dabei die weitaus häufigere Methode in Deutschland. Die Hämodialyse erfolgt in der Regel ambulant in einem Dialysezentrum. Sie kann aber auch zu Hause selbstständig oder mit einem Partner durchgeführt werden. Bei ihr wird der Blutkreislauf des Patienten an ein Gerät angeschlossen, das über einen Filter verfügt, eine Membran.
Fließt das Blut durch diese Membran, wird es gereinigt und überschüssiges Wasser kann entzogen werden. Ist eine Hämodialyse regelmäßig notwendig, legt der Arzt in der Regel einmalig einen sogenannten Shunt, eine Verbindung zwischen einer Arterie und einer Vene operativ an. Durch diesen Kurzschluss fließt das Blut mit ausreichender Geschwindigkeit in die „Reinigungsapparatur“, künstliche Niere und wieder zurück.
Bei der Peritonealdialyse dient das Bauchfell des Patienten als Filter. Die Reinigung erfolgt also im Körper selbst, nicht außerhalb wie bei der Hämodialyse. Über einen Katheter werden zwei Liter Spüllösung in den Bauchinnenraum geleitet. Die Schadstoffe aus dem Blut wandern über das Bauchfell in die Flüssigkeit, die in regelmäßigen Abständen ausgetauscht wird. Bei der Peritonealdialyse werden die Giftstoffe laufend, also kontinuierlich entfernt, was der natürlichen Arbeitsweise der Nieren eher entspricht. Die PD wird in den meisten Fällen zu Hause durchgeführt.