Kaum jemand behandelt das Thema gesunde Ernährung so locker und lustig wie Sie – ist das einfach Ihre Natur oder haben Sie sich genau überlegt, wie die „Message“ am besten ankommt?
Ach Quatsch! Nee, ich bin so. Und es gibt ja auch schon genug so verbissene „Figurapostel“. Bei mir kommt das ganze Thema einfach aus der Biografie – ich war wirklich „das dicke Kind“, mit allen Klischees.
Beim Sport immer als Letzter ins Team gewählt?
Genau! Nach dem Motto „Ihr habt schon alle Guten, also kriegt ihr jetzt den Achim noch“ (lacht). Die ganze Geschichte. Heute lache ich drüber, war aber natürlich nicht so lustig.
Heute sehen Sie ja eher ziemlich gut aus.
Ach, na ja. Ich bin und bleibe „Figurpendler“ – immer unterwegs zwischen Set-Point und Wohlfühlgewicht.
Set-Point?
Ja, jeder von uns hat so einen Fixpunkt, den Set-Point – man könnte auch „Fat-Point“ sagen –, da will der Körper sozusagen hin. Das ist natürlich teils genetisch bestimmt, aber auch durch unser Essverhalten. Tja, und bei mir als Metzgersohn …
… wurde der Set-Point …
… eher „ehrgeizig angelegt“, sagen wir mal so. Da gab’s immer noch ein Schnitzel mehr. Mein Wohlfühlgewicht ist so um die 85 Kilo, da fühle ich mich am besten, aber mein Körper will eigentlich lieber so zehn Kilo mehr. Die Fettzelle ist schlau! Die weiß noch genau, wie das früher war auf Mammutjagd. Das ist auch ganz normal, bei den meisten von uns ist das so. Na, und die, bei denen das nicht so ist – die, die alles essen können und nie zunehmen –, das sind bekanntlich alles … Armleuchter (lacht). Wir normalen Menschen müssen halt immer „was tun“.
Was tun Sie denn so zum Beispiel?
Also, ich bin da echt kein Heiliger und halte mich sehr zurück mit irgendwelchen Regeln und Verboten. Verbote sind verboten! Und wenn jemand eine Diät macht oder irgendwas, das super klappt, dann bin ich der Letzte, der da ernährungswissenschaftlich rumnörgelt. Ich versuche einfach, auf meinen Körper zu hören – und dazu das Ganze ein bisschen wissenschaftlich zu sehen.
Denn im Prinzip geht es ja um ganz einfache Stoffwechselmechanismen: Wer zum Beispiel den ganzen Tag über immer wieder Snacks isst, signalisiert dem Körper immer wieder: „Jetzt geht’s los!“ Und dann geht es aber gar nicht los. Die Folge: Zu viel Insulin für zu wenig Zucker, der Blutzucker sinkt und zack, hat man wieder Hunger. Darum sind die Franzosen ja auch die schlanksten Europäer.
Moment, wirklich?
Hört sich erst mal komisch an, ist aber wirklich so. Lieber zwei Stunden ein „brutales Festessen“ als den ganzen Tag über immer wieder Kekse und Sekt. Man kann den eigenen Körper da ganz gut „erziehen“. In die andere Richtung gilt das natürlich auch – wer seinen Set-Point immer weiter nach oben verschiebt, wird es danach immer schwerer haben; da kämpft man letztlich gegen den eigenen Körper, und das ist natürlich nicht so gut.
Bei Ihnen hört sichn das alles so einfach an.
Ist es ja auch (lacht)! Mehr Eiweiß, weniger Kohlenhydrate, längere Pausen, fertig. Und was Sport angeht: mehr Muskel- als Ausdauertraining. Muskeln sind die besten Kalorienkiller.
Ich glaube, ich habe es zum ersten Mal verstanden. Jetzt sagen Sie bitte noch, dass man sich auch beim Einkaufen nicht so viel Stress machen sollte. Bestimmt haben Sie ein paar ganz einfache Regeln!
(Lacht) Keine Regeln, bitte! Ich finde einfach, auch da sollte man’s in keine Richtung übertreiben. Für jedes Stück Fleisch mit dem dicken SUV eine Stunde zum Biobauern fahren, das kann es ja nicht sein. Andererseits muss man vielleicht auch keine Fertiggerichte essen, bei denen man auf die Liste der Inhaltsstoffe guckt und denkt: „Was esse ich hier eigentlich gerade? Zahlen? Buchstaben?“ Also, eine gute Mitte finden, auf den Körper hören und das Leben bewusst genießen – das ist mein
Lieblingsrezept.