Herr Peschel, was ist das diabetische Fußsyndrom (DFS)?
Es handelt sich hier um eine häufige Komplikation des Diabetes mellitus. Diabetespatienten haben sehr oft Nerven- und Durchblutungsstörungen an den unteren Extremitäten und nehmen dort Schmerzen oft gar nicht wahr. Kleine Wunden können sich unbemerkt mit Bakterien infizieren und die Wunde breitet sich aus. Durch die Durchblutungsstörung wird die Wunde nicht ausreichend mit Sauerstoff versorgt und kann nicht heilen.
Welche Probleme bringt das diabetische Fußsyndrom mit sich?
Wird das DFS nicht sofort im Anfangsstadium erkannt, verschlechtert es sich schnell und kann in der Folge zur Amputation von Gliedmaßen und damit auch häufig zu einer Erhöhung der Sterblichkeit führen. Des Weiteren handelt es sich oft um Wunden, die durch die Wundflüssigkeit und dem damit verbundenen Geruch die Lebensqualität des Patienten massiv beeinträchtigen.
Sie sind der Gründer eines Medizintechnik-Unternehmens im Bereich Sauerstoff und Beatmungstechnik. Wann und wie kam Ihnen die Idee einen Zusammenhang zur Wundheilung beim diabetischen Fußsyndrom herzustellen?
Immer wieder stieß ich im Zusammenhang mit meiner Firma, die sich in der Hauptsache mit Sauerstoffversorgung rund um die Lunge beschäftigt, auf das Thema Wundheilungsstörungen. Auch viele schon ältere Studien wiesen auf die Erfolgsaussichten bei einer topischen Sauerstoffzufuhr hin, nur leider gab es kein einfach zu bedienendes System für beispielsweise häusliche Versorgung. Da ergab sich die Idee eines einfachen „Sauerstoffsackes“ und es entstand das O2-TopiCare-Wundsystem.
Was sind die Vorteile der Therapie mit dem Sauerstoffsack?
Schon sehr lang ist bekannt, dass das Einbringen von Sauerstoff von außen auf die Wunde (topisch) durch Überdruck zur Heilung von chronischen Wunden führen kann. Der Vorteil bei der O2-TopiCare Wundmanschette oder wie Sie sagen, dem Sauerstoffsack ist es, dass der Patient diesen überall anwenden kann. Ob in einer Pflegeeinrichtung oder zu Hause beim Fernsehen – die Therapie ist leicht und schnell anzuwenden.
Warum ist der Sauerstoff für die Wundheilung so immens wichtig?
Viele kennen den Spruch aus der Kindheit bei kleinen Wunden: „Kind, da muss Luft ran, dann heilt es schneller“. Und tatsächlich ist im Umfeld einer chronischen Wunde die Gewebeperfusion und Oxygenierung des Gewebes reduziert. Der Wundgrund wird nicht mehr ausreichend mit Blut und Sauerstoff versorgt – ein Teufelskreislauf. Denn gerade für die Wundheilung benötigen die Körperzellen besonders viel Sauerstoff, wie zum Beispiel die Makrophagen für die Infektabwehr, die Fibroblasten für den Gewebeaufbau und die Kollagensynthese und die Epithelzellen, die den Wundschluss gewährleisten.
Die Anwendung „der Sauerstoffmanschette“ ist relativ einfach: Dazu wird in einer speziellen Beinmanschette, dem „Sauerstoffsack“, beispielsweise mittels eines Sauerstoffkonzentrators die O2-Konzentration erhöht und unter Überdruck (bis maximal 50 mbar) in die Wunde topisch appliziert. Per Diffusion steht dem geschädigten Gewebe so mehr Sauerstoff zur Verfügung als über die erkrankungsbedingt reduzierte Perfusion der Wunde. Der Patient kann bequem im Liegen oder im Sitzen der Behandlung unterzogen werden.
Durch dieses Verfahren konnte bei chronischen Wunden ein Heilprozess einsetzen, wo alle anderen Therapien erfolglos waren.
Informationen zu dem 02-TopiCare Wundsystem.