Im Durchschnitt ereignen sich in Deutschland 5.137 Schlaganfälle pro Woche. In fast 60 Prozent aller Fälle hinterlässt er Spätfolgen, die Betroffene und Angehörige ein Leben lang begleiten. Ein Grund, warum die Europäische Gesellschaft für Kardiologie 2020 die Diagnostik und Therapie von Vorhofflimmern in ihren Leitlinien verankert hat. Das erklärte Ziel: ein flächendeckendes Screening auf Vorhofflimmern in bestimmten Alters- und Risikogruppen.
Vorhofflimmern ist ein Hauptrisikofaktor für Schlaganfälle, fast jeder dritte Schlaganfall ereignet sich im Zusammenhang mit dieser Herzrhythmusstörung. Die Schwierigkeit besteht darin, Vorhofflimmern zu erkennen. Bei vielen Betroffenen bleibt es unentdeckt, weil es ohne spürbare Symptome oder nur selten auftritt. Kurze vorübergehende Flimmerepisoden lassen sich selbst im 24-Stunden-EKG kaum abbilden. Das regelmäßige selbstständige Messen des Herzrhythmus ist der erste Schritt zu mehr Sicherheit. Und genau hier setzt das Versorgungskonzept RhythmusLeben an, das aus der Zusammenarbeit der GWQ ServicePlus AG und der Jenaer Firma Preventicus entstanden ist und nun auch durch die IKK Südwest repräsentiert wird. „Eine App allein aber kann keinen Schlaganfall verhindern“, sagt Marc Kreiser von Preventicus. „Den Unterschied macht das Präventionskonzept, in das sie eingebunden ist. Unser Versorgungsprogramm RhythmusLeben verbindet digitale und telemedizinische Technologie mit einem Netzwerk aus teilnehmenden Kardiologen, die mit einem erweiterten Diagnoseverfahren ausgestattet sind.“
Der Schlüssel: telemedizinische Kontrolle via App
Was kompliziert klingt, ist für Teilnehmer und Teil- nehmerinnen von RhythmusLeben ganz einfach: Ihre Schlaganfall-Vorsorge beginnt zuhause, führt sie jedoch, wenn es notwendig ist, unverzüglich zu einem Facharzt. Die Teilnehmer erhalten von ihrer Krankenversicherung die App „Preventicus Heartbeats“, mit der sie ihren Herzrhythmus regelmäßig messen. Erkennt die App Anzeichen einer Herzrhythmusstörung, werden diese auffälligen Messungen durch medizinische Spezialisten und Kardiologen der Herzklinik Ulm geprüft. Das geschieht automatisch, im Hintergrund. Bestätigt sich diese Auffälligkeit, erhält der Teilnehmer eine Verdachtsdiagnose über die App, die ihm gleichzeitig Kardiologen vorschlägt, bei denen abgeklärt wird, ob es sich um Vorhofflimmern handelt.
Hand in Hand mit Kardiologen
Betroffene Patienten erhalten dann bei teilnehmenden Kardiologen ein kabelloses EKG, das den Herzrhythmus 14 Tage lang aufzeichnet. Über diesen Zeitraum ist die Wahrscheinlichkeit, un- entdecktes Vorhofflimmern zu finden, dreimal höher als im üblichen Langzeit-EKG. Diese Erfahrung hat auch Frau Dr. Angelika Guth gemacht. „Die meisten Teilnehmer, die über das Programm in meine Praxis gekommen sind, ahnten nichts von ihrer Erkrankung“, sagt die Kardiologin und ergänzt: „Das regelmäßige Messen mit der App liefert einen ersten Indikator, den wir dann mit dem 14-Tage-EKG gründlich prüfen. Nach Abschluss der Untersuchung können wir in den allermeisten Fällen die Art der Herzrhythmusstörung eindeutig feststellen.“ Die Diagnose Vorhofflimmern verunsichert zunächst, so Frau Dr. Guth, doch dann überwiegt die Erleichterung, denn mit den entsprechenden Medikamenten lässt sich das Schlaganfallrisiko entscheidend senken.
Hand in Hand mit der Krankenversicherung
Die IKK Südwest bietet RhythmusLeben ihren Versicherten bereits an. Ab einem Alter von 65 Jahren kann jeder teilnehmen, oder bereits ab 55 Jahren bei Vorliegen bestimmter Risikofaktoren. Ganz ohne Umwege und bürokratischen Aufwand kommt die Schlaganfallprävention zu den Menschen, die sie benötigen. „Es gibt zahlreiche App- und Smartwatch-Anwendungen, die den Nutzern sagen, dass möglicherweise etwas nicht stimmt, sie dann aber mit diesem Befund alleinlassen“, sagt Daniel Schilling, Vorstand der IKK Südwest. „Uns hat überzeugt, dass hinter der App ein Programm steht, das unsere Versicherten im Verdachtsfall an einen Facharzt vermittelt.“ Und auch Marc Kreiser schließt an: „Knapp ein Drittel der drei Millionen Menschen in Deutschland, die Vorhofflimmern haben, wissen nichts von der Erkrankung. Es wäre doch tragisch, wenn diese Menschen einen Schlaganfall erleiden müssten, obwohl wir mit diesem Präventionskonzept so effektiv gegensteuern können.“
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