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    Ich hatte großes Glück! – Franzi König über Ihren Weg mit Endometriose 

    FOTO : JULIA BARTELT

    Laut einer Studie1 vergehen zwischen dem Auftritt erster Symptome und der Diagnose einer Endometriose im Schnitt mehr als zehn Jahre. Jahre, in denen die betroffenen Mädchen und Frauen oft sehr leiden. Franzi König bekam ihre Diagnose mit Mitte 20. Hier erzählt die erfolgreiche Unternehmerin, Influencerin und frischgebackene Mutter von ihrem Weg mit der chronischen Krankheit – und dem Glück am Wegesrand.

    Franzi König

    Franzi König ist eine der bekanntesten Fashion- und Lifestyle-Influencerinnen aus Köln. Seit 2015 begeistert sie ihre Follower*innen mit inspirierendem und authentischem Content. Darunter nicht nur selbstbewusste Looks, Selfcare-Tipps und Beauty-Tutorials, sondern auch Eindrücke aus ihrem Business-Alltag als Geschäftsführerin.

    Franzi, wann und wie hast du gemerkt, dass etwas nicht stimmt, und wie kamst du zu deiner Diagnose?

    Vor drei Jahren erreichte ich den Punkt, wo ich mir sagte, dass es mir jetzt reichte und ich endlich etwas tun musste: Mein Zyklus machte mir von Mal zu Mal mehr zu schaffen. Mir ging es vor, während und nach meiner Menstruation zunehmend schlechter. Die Blutung tat immer mehr weh, wurde immer stärker und dauerte immer länger. Die ersten zwei Tage der Regel überstand ich kaum mehr ohne Schmerzmittel. Und ich hatte immer wieder einen enorm aufgeblähten Bauch, der mich wie schwanger aussehen ließ. Heute weiß ich, dass es der sogenannte Endo-Belly war. Meine Beschwerden beeinträchtigten meinen Alltag immer häufiger, beruflich wie privat. Lange hatte ich sie hingenommen, doch die Belastung wuchs ins Unerträgliche. Also machte ich einen Termin bei meinem Gynäkologen. Der untersuchte mich und schickte mich zu einem Spezialisten ins Endometriosezentrum hier in Köln.

    Wie verlief die Untersuchung?

    Ich wurde zunächst wie bei meinem Gynäkologen untersucht. Zudem machte der Facharzt einen vaginalen Ultraschall und er schallte auch meinen Bauch. Nach einem langen Gespräch zu meiner allgemeinen Befindlichkeit stand der starke Verdacht auf eine Endometriose im Raum. Für eine klare Diagnose riet mir der Arzt dringend zu einer Bauchspieglung, die ich drei Wochen später, im März 2021, machen ließ. Da ich dafür in Vollnarkose gelegt wurde, hatte ich veranlasst, dass mir das typische Endometriosegewebe direkt entfernt würde – sofern sich welches zeigte.

    Hattest du Angst vor dem Eingriff?

    Vor der OP selbst war mir nicht bange, vor dem Arztgespräch danach und dem Befund, den er mir mitteilen würde, schon. Ich tröstete mich aber damit, dass ich dann zumindest wissen würde, was mit mir los ist. Und mein Befund hatte es in sich: Man fand diverse Endometrioseherde, also Gewebe, das dem der Gebärmutterschleimhaut ähnlich ist, sich aber auch außerhalb dieser ansiedelt. On top hatte ich die gutartigen Wucherungen auch in der Gebärmutter drin, wo sie jedoch nicht entfernt werden konnten. Im Zuge des Eingriffs spülte man mir auch gleich den einen Eileiter durch, den ich noch hatte, um zu checken, ob er trotz Endometriose noch funktionstüchtig war. War er zum Glück.

    Lasst uns offen über unsere Erkrankung sprechen und sie damit enttabuisieren!

    Wirkte sich die Diagnose auf deinen Kinderwunsch aus?

    Nach der OP fragte mich der Arzt direkt, ob ich mir Kinder wünsche. Damit überraschte er mich etwas: Ich war Mitte 20, hatte gerade erst geheiratet und meine Karriere nahm an Fahrt auf. Ein Kind stand zwar auf meiner Wunschliste, aber nicht ganz oben. Der Arzt sagte mir jedoch klipp und klar, wenn ich Kinder wollte, dann jetzt. Wobei ich wieder Glück hatte: Zumindest war schon der Mann an meiner Seite, der mit mir Kinder wollte. Dennoch fokussierte ich mich nicht aufs Kinderkriegen. Ich hatte andere Baustellen: Ich litt wegen meiner langjährigen Beschwerden an einer starken Depression und war in ein Burnout gerutscht. Zudem hatte ich nur noch einen intakten Eierstock und wusste auch, dass die Endometriose das Risiko für Fehlgeburten signifikant erhöht. Das drückte mich runter, ich erlebte einen kleinen Nervenzusammenbruch.

    Also kümmerte ich mich zunächst um mich. Im Sommer nach der OP ging es mir richtig gut, mein Mann und ich machten Urlaub auf den Malediven und sagten uns: Als Paar sind wir vollkommen – wir reichen uns. Im August wurde ich dann schwanger, was ich aber erst Wochen später merkte. Ich konnte es zunächst gar nicht glauben!

    Wie verlief deine Schwangerschaft mit Endometriose?

    Ich hatte wieder ein Riesenglück. Die Schwangerschaft hielt die Endometriose in Schach, sodass ich mich so gut fühlte wie lange nicht! Ich hatte keinerlei Beschwerden und über Monate auch keine Periode – ein Traum! Auch die Geburt im Geburtshaus verlief zunächst wunderbar. Allerdings hatte ich eine dreifach vergrößerte Plazenta, die sich nicht richtig lösen wollte – fast wäre ich verblutet. Eine Not-OP konnte mich retten. Es ist unklar, inwieweit die Endometriose das verursacht oder beeinflusst hatte.

    Wie erging es dir nach der Schwangerschaft?

    Ich erlebte schon acht Wochen nach der Entbindung meinen ersten Zyklus und habe ihn jetzt ein halbes Jahr. Noch empfinde ich ihn als weniger beschwerlich als vor der Schwangerschaft. Aber das kann sich ja von einem zum nächsten Monat ändern. Mir ist klar, dass die Krankheit chronisch ist und mich noch lange begleiten wird.

    Die Schwangerschaft hielt die Endometriose in Schach, sodass ich mich so gut fühlte wie lange nicht!

    Welchen Rat würdest du Frauen mit Endometriose geben?

    Da habe ich gleich mehrere, die teils auch aus dem Austausch mit meiner Community resultieren.

    • Weil ich es immer wieder von Frauen lese und höre und selbst großes Glück mit einer schnellen Diagnose hatte: Nehmt alle Anzeichen eures Körpers ernst! Ihr kennt euren Körper am besten – ihr seid die Expertin dafür. Hört auf das Gefühl, das euch signalisiert, dass etwas nicht stimmt! Sucht Fachärzte auf und lasst euch nicht mit Aussagen abweisen, dass die Regelblutung nun mal schmerzhaft ist und frau da durchmüsse. Muss sie nicht!
    • Wägt gut ab, auch gemeinsam mit dem Arzt eures Vertrauens, ob ihr es eurem von der Endometriose eh schon belasteten Körper noch zumuten wollt, mit Extrahormonen oder der Pille klarzukommen.
    • Findet euren eigenen Weg, eure Beschwerden erträglicher zu machen: Sport, Yoga, Meditation und Entspannungsübungen helfen dabei recht gut – das weiß ich von mir selbst und von vielen Betroffenen, mit denen ich mich austausche.
    • Sucht nach Möglichkeiten zur Vereinbarung von Herausforderungen im Alltag, beruflichen wie privaten, und eurer Erkrankung. Selfcare ist ein Must-do! Fordert Verständnis ein bei Partnern, Freunden, Kollegen und Vorgesetzten. Wer mit einer Endometriose zu kämpfen hat, dem tut mitunter die Arbeit im Homeoffice gut.
    • Lasst uns offen über unsere Erkrankung sprechen und sie damit enttabuisieren! Damit schaffen wir Awareness bei Medizinern, Patientinnen und deren Umfeld. So verkürzen wir den oftmals langen Leidensweg der betroffenen Mädchen und Frauen zur Diagnose.

    1 Hudelist, G., et al., Diagnostic delay for endometriosis in Austria and Germany: causes and possible consequences. Hum Reprod, 2012. 27(12): p. 3412-6.

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