Etwa 50 Prozent der Männer über 40 Jahren leiden an einer Erektilen Dysfunktion (ED)1 , doch nur etwa die Hälfte der Betroffenen sucht ärztliche Hilfe2 . Erfahrungen aus anderen Ländern zeigen: Von einer Entlassung aus der Verschreibungspflicht könnten sowohl die Betroffenen als auch das Gesundheitssystem profitieren.
Eine ED hat Auswirkungen auf den Körper und die Psyche, denn Sexualität erfüllt eine Reihe von persönlichen und sozialen Bedürfnissen. Entsprechend unangenehm sind die Konsequenzen, wenn sich der Wunsch nach Sex aus körperlichen Gründen nicht mehr verwirklichen lässt – nicht nur für die Betroffenen selbst, sondern auch für deren Partner:innen. Eine ED wirkt sich auch auf das Berufsleben aus: Betroffene berichten von einem Verlust der Produktivität und eingeschränkter Aktivität; die verminderte Lebensqualität macht ihnen zu schaffen.
Seit vielen Jahren bewährt
Medikamente, deren Wirkstoff zur Gruppe der gefäßerweiternden PDE-5-Hemmer (Phosphodiesterase-5- Hemmer) gehört, verhelfen bereits seit 25 Jahren Millionen Männern mit ED zu einem unbeschwerten und erfüllten Sexualleben. Wirksamkeit und Sicherheit des Wirkstoffs sind gut untersucht und werden von Fachleuten als ein Präparat mit gutem Sicherheitsprofil eingestuft. Auch die öffentliche Wahrnehmung hat sich durch diese Medikamente verändert und weiterentwickelt. Heute weiß man, dass ED ein medizinisches Problem und kein persönliches Versagen ist – und man spricht offen über Sex. Anders als noch vor wenigen Jahrzehnten ist das Thema ED in den Medien präsent. Menschen, die bislang aus Scham geschwiegen haben, erfahren so, dass sie mit ihrem Leiden nicht allein sind und dass ihnen geholfen werden kann. Medikamente können die Behandlung einer ED auf verträgliche und wirksame Weise ermöglichen und so die Lebensqualität von Betroffenen und ihren Partner:innen steigern. Allerdings sind PDE-5-Hemmer in Deutschland – anders als in einigen europäischen Nachbarländern – noch immer verschreibungspflichtig. Nur wer zum Arzt oder zur Ärztin geht, bekommt ein Rezept. Dies erschwert den Zugang für viele, insbesondere im ländlichen Raum.
Viatris hat es sich zur Aufgabe gemacht, das Tabu der Erektilen Dysfunktion zu brechen. Männer sollen dazu ermutigt werden, sich behandeln zu lassen, um ihre sexuelle Gesundheit zu verbessern und sich selbst und ihren Partner:innen mehr sexuelle Zufriedenheit zu ermöglichen.
Gute Erfahrungen in Nachbarländern
In Ländern wie Norwegen, dem Vereinigten Königreich und Irland hingegen setzt man mittlerweile für Medikamente zur Behandlung einer ED auf Beratung in Apotheken. Ziel ist es, den illegalen Handel einzudämmen und möglichst vielen Menschen einen sicheren und einfachen Zugang zu ermöglichen. Denn ein Problem des illegalen Handels ist es, dass gefälschte Medikamente beispielsweise einen zu hohen oder zu niedrigen Wirkstoffgehalt haben und damit eine entsprechende Qualitätskontrolle fehlt. Der Ansatz geht auf: Insbesondere das Vereinigte Königreich, wo die Abgabe von Arzneimitteln an eine Beratungspflicht gekoppelt ist es, macht gute Erfahrungen damit. In Abgrenzung zum Over-the-Counter-Konzept (OTC), also der direkten Abgabe über den Ladentisch in der Apotheke, wird die Beratungspflicht durch die Apotheker:innen vor Abgabe auch als Behind-the-Counter-Konzept (BTC) bezeichnet. Die Analyse der Daten gibt gute Hinweise, dass sowohl Patienten als auch das Gesundheitssystem von einer Entlassung von Sildenafil aus der Verschreibungspflicht profitieren.
Das niederschwellige Angebot in der Apotheke kann beispielsweise ein Türöffner sein, das Thema Erektile Dysfunktion anzusprechen, wodurch eventuell zu Grunde liegende Erkrankungen erkannt werden können.
OTC-Switch auch in Deutschland?
Auch für Deutschland kann ein OTC-Switch einen Vorteil für alle Beteiligten bringen3 . Innerhalb des Gesundheitssystems sind Apotheken schon jetzt für viele Menschen eine zentrale Anlaufstelle für Gesundheitsfragen. Selbst bei sensiblen Krankheitsbildern sind Apotheker:innen gut gerüstet und genießen das Vertrauen ihrer Kunden. Ein weiteres Plus: Im Gegensatz zur ärztlichen Versorgung in strukturschwachen Regionen ist eine gute Beratung in der Apotheke oft wohnortnah und niedrigschwellig gewährleistet.
Betroffene und Gesundheitswesen profitieren
Durch die Abgabe in Apotheken wird das Medikament nicht nur für einen größeren Kreis von Betroffenen leichter zugänglich; die niedrigschwellige Beratung in der Apotheke sorgt auch dafür, dass Männer, die von einer medizinischen Versorgung profitieren würden, leichter erkannt und einer solchen zugeführt werden können. Das frühzeitige Erkennen von Grund- oder Folgeerkrankungen wiederum führt oft zu weniger schweren Krankheitsverläufen und dementsprechend zu geringeren Behandlungskosten – ein wertvoller Beitrag für die Gesunderhaltung der Bevölkerung (Public Health).
Das Gesundheitsunternehmen Viatris entstand im November 2020. Zur Viatris-Gruppe Deutschland gehören die Viatris Healthcare GmbH, Viatris Pharma GmbH, Mylan Germany GmbH sowie MEDA Pharma GmbH & Co. KG mit Sitz und Niederlassungen in Troisdorf, Bad Homburg v. d. Höhe sowie Hannover, der Viatris Collaboration Hub Berlin und die Produktionsstätte der Madaus GmbH in Troisdorf. Das Portfolio umfasst in Deutschland mehr als 500 Produkte, darunter Originale und (Marken-) Generika. Sowohl verschreibungspflichtige als auch rezeptfreie Präparate decken ein breites Spektrum an Therapiegebieten ab.
Interview mit Prof. Dr. Frank Sommer
Prof. Dr. Frank Sommer
Präsident der Deutschen Gesellschaft für Mann und Gesundheit e. V. und der weltweit erste Professor für Männergesundheit in Deutschland
Ist aus Ihrer Sicht eine Entlassung aus der Rezeptpflicht für Medikamente gegen Erektile Dysfunktion auch in Deutschland denkbar?
In einigen europäischen Ländern wie Polen, Norwegen, UK und Irland sind PDE-5-Inhibitoren ohne Rezept in den Apotheken erhältlich. Auch wenn dort ein anderes Gesundheitssystem besteht als in Deutschland, wäre die rezeptfreie Medikamentengabe gegen Erektile Dysfunktion unter der Einbeziehung von Ärzt:innen und Apotheker:innen aber sicher auch hier in Deutschland denkbar. Dafür sollten betroffene Patienten initial einmal von den Ärzt:innen untersucht werden, um die genauen Ursachen der Erektionsstörung herauszufinden und dann gezielt eine „heilende“ Therapie initiieren. Sollten hier PDE-5-Hemmer angeraten sein, kann die Behandlung dann auch unter der Betreuung von erfahrenen Apotheker:innen erfolgen. Bei diesem Szenario sind eine rezeptfreie Abgabe der Präparate und damit eine eventuell schnellere Behandlung der Patienten durchaus möglich.
Wie sieht es hierbei mit der Patientensicherheit aus?
PDE-5-Inhibitoren sind seit mehr als 25 Jahren auf dem Markt. Das heißt, es gibt zu ihnen auch viele Daten und Erfahrungen im Umgang mit den Präparaten. Immer vorausgesetzt, dass nach der ärztlichen Diagnose die Apotheker:innen darauf achten, dass keine zusätzlichen Nebenerkrankungen auftreten oder Arzneien eingenommen werden, die mit den PDE-5-Inhibitoren interagieren können, besteht für die Patienten kein erhöhtes Risiko. Ansonsten ist gegebenenfalls ärztliche Rücksprache notwendig. Das Gleiche gilt bei unerwünschten Nebenwirkungen. Hierzu sollte eine regelmäßige Kommunikation mit dem behandelnden Arzt oder der Ärztin sowie dem Apotheker oder der Apothekerin erfolgen.
Was gibt es noch zu tun, um die Versorgung zu verbessern?
Generell sollten Patienten auch immer Hilfestellungen zum Lebensstil erhalten – sei es zu Ernährung, zu körperlicher Aktivität oder auch zum Stressmanagement. Das kann sich ebenfalls positiv auf die ED auswirken. Zudem können breit angelegte Kampagnen zum Thema Männergesundheit den Männern helfen, langfristig gesund und fit zu bleiben. So bietet u.a. der neue Podcast “Mann, ey!” (Podcast von Professor Sommer und Sebastian Sonntag) zahlreiche wichtige und interessante Informationen – zu PDE-5-Inhibitoren und vielen weiteren spannenden Themen.
Quellenangaben
1 Feldman H, et al. Impotence and its Medical and Phycological Correlates Results of the Massachusetts Male Ageing Study. The Journal of Urology, 1994;151: 54-61.
2 Corona G et al. EDEUS, a Real-Life Study on the Users of Phosphodiesterase Type 5
Inhibitors: Prevalence, Perceptions, and Health Care-Seeking Behavior Among European Men with a Focus on 2nd-Generation Avanafil. The Journal of Sexual Medicine, 2018;6(1):15-23.
3 https://www.viatris.de/-/media/project/common/viatrisde/pdf/themenund-positionen/viatris_praesentation-marnold_erektile-dysfunktion-und-otc-switch-sildenafil_15062023.pdf (Zugriff September 2023)