Es gilt, Menschen mit Erkrankungen gut zu begleiten und eine gute Pflege zu ermöglichen.
Dr. Bernadette Klapper
Bundesgeschäftsführerin des Deutschen Berufsverbandes für Pflegeberufe (DBfK)
Liebe Leser:innen, während der Pandemie haben wir eindrücklich erfahren, dass Gesundheit für alle Lebensbereiche hoch relevant ist und unsere Wirtschaftsketten und unseren Alltag lahmlegen kann. Gesundheit finden alle wichtig, aber Pflege ist ein Thema, das alle gern verdrängen. Gesundheit und Pflege sind aber nicht voneinander zu trennen. Wir müssen also über die Profession Pflege sprechen, wenn wir über unsere Zukunft sprechen!
Bereits jetzt ist die Personaldecke in der Pflege äußerst dünn und wird absehbar noch dünner, weil die Rente für die Babyboomer ansteht. Das bedeutet, dass sich gleichzeitig die Zahl der älteren Menschen mit Unterstützungs- und Pflegebedarf erhöht. Es ist also eine dringende Aufgabe, mehr Personen für die Pflege zu gewinnen und dann auch im Beruf zu halten.
Angesichts dieser Mega-Aufgabe beobachten wir den Trend, möglichst „viele Hände“ zu gewinnen: die Voraussetzungen für den Zugang zur Ausbildung werden abgesenkt und der verpflichtende Anteil an Pflegefachpersonen in der Langzeitpflege zugunsten von Hilfspersonal zu reduzieren. Auch wird vermehrt versucht, Kolleg:innen aus dem Ausland zu gewinnen. Allerdings müssen wir uns klar machen, dass es keine Lösung ist, immer neuen Menschen immer gleich schlechte Berufsbedingungen zuzumuten oder Abstriche in der Versorgungsqualität in Kauf zu nehmen.
Wir müssen einen anderen Weg einschlagen, um eine Zukunft in der Pflege attraktiv zu machen und unseren Versorgungsbedarf zu sichern!
Die Zukunft der Pflege liegt in Rahmenbedingungen, die ein Arbeiten nach „state-of-the-art“ ermöglicht und in der Weiterentwicklung des Berufs zu mehr Verantwortung. Das gelingt uns, wenn wir den Mut für größere Reformen in unserem Gesundheitswesen haben, nicht nur im Feuerlösch-Modus agieren, sondern auch hartnäckig mittelfristige Lösungen verfolgen. Die Herausforderungen, vor den der demografische Wandel unsere Gesundheitsversorgung stellt, eröffnet gleichzeitig den Raum dafür.
Es gilt, die Primärversorgung zu stärken, frühzeitig Gesundheitsförderung und Prävention anzubieten, Menschen mit chronischen Erkrankungen gut zu begleiten und eine gute Pflege zu ermöglichen.
Wenn die Menschen länger, gesünder und selbstständiger zu Hause leben können, dann ist viel gewonnen: mehr Lebensqualität und ein bedarfsgerechtes Gesundheitswesen. Professionelle Pflege kann in der Primär- und Langzeitversorgung einen wesentlichen Beitrag leisten – ebenso wie sie in den Krankenhäusern jeden Tag ihre hohe Kompetenz unter Beweis stellt. Konkret bedeutet das, der Profession Pflege größere Handlungsspielräume in der Heilkundeausübung zu eröffnen, neue Rollen wie die Community Health Nurse zu fördern und insgesamt auf eine gute Qualifikation zu setzen – angefangen in der Pflegefachassistenz bis zu mehr Studiengängen. Viele Kolleg:innen aus dem Ausland bringen solche Abschlüsse mit und sollten auch entsprechend eingesetzt werden können. Wenn die Bedingungen stimmen und Pflege gute Arbeit machen kann, wächst das Interesse an diesem Beruf und motiviert, zu bleiben!
Der Deutsche Berufsverband für Pflegeberufe (DBfK) ist die größte Interessenvertretung beruflich Pflegender in Deutschland.