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    Ambulante neurologische und psychiatrische Versorgung muss gestaltet werden

    FOTO: Shutterstock

    Dr. med. Sabine Köhler

    Vorsitzende des Berufsverbandes Deutscher Nervenärzte (BVDN), Fachärztin für Psychiatrie und Psychotherapie

    Medizinischer Fortschritt ist ein Segen für viele Menschen, denn einst hoffnungslose Erkrankungen, können heute sehr gut und oft kurativ behandelt werden. In Deutschland haben wir ein breites und differenziertes medizinisches Versorgungssystem, in dem wohnortnahe Diagnostik und Behandlung in Facharztpraxen auf einem hohen Niveau erfolgt. Für heute bestehende Versorgungsengpässe, auch im Bereich der Neurologie und Psychiatrie, lassen sich Gründe finden. Im Fachgebiet Neurologie sind aktuell circa 7.537 Fachärzte und im Fachgebiet Psychiatrie und Psychotherapie 14.598 Fachärzte tätig und von diesen Kollegen wird etwa die Hälfte in den kommenden 10–15 Jahren in Rente gehen.

    Neben dem viel diskutierten Investitionsstau steuern wir auch auf einen Innovationsstau zu, denn junge Kollegen mit ihrem neuesten Wissen haben kaum den Mut, in die vertragsärztliche Versorgung zu gehen und eine Praxis zu gründen. Dabei hat sich kaum ein Fach so rasant entwickelt, wie dies in der Neurologie und in der Psychiatrie in den vergangenen Jahrzehnten der Fall war. Im Angesicht einer überfälligen Krankenhausreform muss klar werden, dass der Anteil an ambulant-sensitiven Leistungen in der Neurologie und Psychiatrie besonders hoch ist. Immer mehr Leistungen können ambulant erbracht werden und dies wäre zur Schonung aller Ressourcen auch dringend umzusetzen. Limitierend und hemmend sind dabei historische Grenzen, da durch die Zementierung im Rahmen der Bedarfsplanung und Festlegungen im SGB V strukturelle und finanzielle Anpassungen zur Umgestaltung der Versorgungslandschaft nicht möglich sind.

    Für die Versorgung bedarf es struktureller Veränderungen in den Praxen.

    Innovative und leitliniengerechte Versorgung in Neurologie und Psychiatrie (z. B. durch den Einsatz neuer Antikörpertherapien) sowie vernetzte Versorgung der Patienten auch mit komplexem Versorgungsbedarf in ihrem Lebensumfeld sind in unseren Praxen möglich. Wenn Alzheimer-Therapien im Frühstadium möglich sind, werden neurologische und psychiatrische Praxen einen enormen Ansturm erleben. Für diese Versorgung bedarf es struktureller Veränderungen in den Praxen. Leistungen, die nicht zwingend ärztlich zu erbringen sind, müssen an entsprechendes Personal in der Praxis delegierbar sein.

    Verantwortung für einen Gesamtbehandlungsplan und auch die Qualifizierung der Mitarbeiter muss dabei weiterhin ganz klar der Facharzt tragen. Wir müssen dafür spezialisierte Versorgungszentren gründen, um neben der Basisdiagnostik und -therapie auch spezialisierte oder komplexe Behandlungsangebote machen zu können. Wissen und interkollegialer fachlicher Austausch muss auf der Basis der seit der Corona-Pandemie gewachsenen Handhabung im Videoformat für diesen Austauschweg weiterentwickelt werden. Dabei müssen für den Nutzer (Arzt, Patient, Angehöriger) leicht handhabbare Tools nutzbar sein. Aktuelle Hürden in der Digitalisierung müssen abgebaut werden und all dies sollte ein Anliegen der Politik sein. Als innovative Fachärzte sehen wir Neurologen und Psychiater uns für die kommenden Entwicklungen gut gerüstet. Fragen Sie uns!

    Ihre Dr. Sabine Köhler Bundesvorsitzende BVDN

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