Die Organe unseres Verdauungssystems arbeiten in der Regel unbemerkt und zuverlässig. Wir merken das Zusammenspiel meist gar nicht. Stress, falsche Ernährung und Emotionen beeinflussen jedoch unser Bauchgefühl genauso wie Krankheiten der Verdauungsorgane die schleichend im Verborgenen verlaufen, manchmal mit schwerwiegenden Folgen.
Darmgesundheit fängt schon bei einem gesunden Lebensstil an, bei dem richtige Ernährung und Bewegung die Basis bieten, den Magen-Darm-Trakt gesund zu halten.
Dr. Ulrich Tappe
Vorsitzender des Berufsverbandes der niedergelassenen Magen-Darm-Ärzte (bng)
Darmgesundheit fängt schon bei einem gesunden Lebensstil an, bei dem richtige Ernährung und Bewegung die Basis bieten, den Magen-Darm-Trakt gesund zu halten. Das sogenannte Mikrobiom des Menschen wird durch den Menschen und die Umwelt beeinflusst und ist insbesondere beim Reizdarm im Fokus intensiver Forschung.
Erkrankungen des Verdauungstraktes haben eine wesentliche Bedeutung in unserer Gesellschaft. Beispielhaft sei hier der Darmkrebs genannt. Seit mehr als zwanzig Jahren ist die Darmkrebsvorsorge ein einmaliges Erfolgsprogramm. Hunderttausende Menschen konnten vor einem Darmkrebs bewahrt oder einer rechtzeitigen Behandlung zugeführt werden. Darmkrebs entwickelt sich meist unbemerkt über viele Jahre bis es zu spät ist. Das kann im Zuge einer Darmspiegelung verhindert werden. Eine Chance, die sich niemand entgehen lassen sollte. Die Krankenkassen übernehmen die Untersuchungskosten ab dem 50. Lebensjahr.
Mittlerweile in den industriellen Ländern als Volkskrankheit anerkannt, ist die Fettlebererkrankung, die sich im Zuge von Fehlernährung und folgendem Übergewicht immer weiter verbreitet. Die schmerzfreie Verfettung der Leber führt auf die Dauer zu Organverhärtungen und Gewebeveränderungen bis hin zu Funktionsstörungen und einem lebensbedrohlichen Ausfall des Organs. 10-20 % aller Leberzirrhosen oder Leberzelltumore gründen auf die Fettleber, welche durch Ernährungsumstellung, Bewegung und Optimierung des Körpergewichtes verhindert werden könnte.
Erfolgreich kann der Kampf gegen die Virushepatitis bezeichnet werden. Mit der Einführung des Hepatitis B und C Screenings im Rahmen des Check-Up ab 35 Jahren konnten diese Erkrankungen immer häufiger detektiert und erfolgreich behandelt werden, welches auch die Ausbreitung durch Reduktion der Infektionsquellen eindämmt. Es ist erklärtes Ziel, die Virushepatitis dauerhaft zu eliminieren.
Ferner im Fokus sind die chronisch entzündlichen Darmerkrankungen (CED) mit steigernden Fallzahlen. Während die Ursachen multifaktoriell und nur bedingt beeinflussbar sind, verbessern sich die therapeutischen Möglichkeiten immer mehr. Von einer reinen symptomatischen Behandlung ändert sich das Therapieziel nunmehr zum dauerhaften Erhalt der Organfunktion. Der Begriff Ausheilung bis auf Schleimhautebene wurde geprägt. Gerade CED sind ein Beispiel für eine interprofessionelle Zusammenarbeit in der Medizin. Gastroenterologen, Chirurgen, Ernährungsmediziner, Stomatherapeuten, Psychotherapeuten und noch viele mehr kümmern sich um die Belange der chronisch Erkrankten.
Die Welt ändert sich, die Wissenschaft hatte immer neue Erkenntnisse über unser Verdauungssystem. Neue Beschwerdenkomplexe breiten sich aus und altbekannte treten in den Hintergrund. Ob Helicobacter-Infektion oder Reizdarmbeschwerden, Magengeschwüre, Divertikel oder Darmentzündungen, aber auch Lebensmittelunverträglichkeiten: Der Magen-Darm-Arzt kann mit seinen Untersuchungsmethoden herausfinden, welche Ursache Verdauungsstörungen haben und Behandlungen anbieten, die die Dinge wieder ins Lot bringen sollen. Aber nicht nur die Diagnostik, sondern vielmehr die Prävention und das Wissen um die Probleme helfen Magen-Darm-Beschwerden zu vermeiden.