Es kommt vor, dass trotz uneingeschränkter Lebensqualität bereits eine schwerwiegende Erkrankung vorliegt.
Professor Michael A. Borger
Ärztlicher Direktor und Direktor der Universitätsklinik
für Herzchirurgie am Herzzentrum Leipzig
Fehler an den Herzklappen gehören zu den häufigsten Herzerkrankungen. Trotzdem werden sie oft erst spät diagnostiziert: Weil es sich bei der Herzklappenerkrankung um eine fortschreitende Krankheit handelt, treten Symptome erst mit der Zeit auf und werden von den Betroffenen mit typischen Alterserscheinungen verwechselt. Medizinische Studien belegen jedoch, dass sich ein frühzeitiger Eingriff bei bestimmten klinischen Befunden positiv auf die Lebenserwartung auswirkt – auch bei Patienten ohne Symptome. Das Herzzentrum Leipzig als eines der weltweit größten Fachzentren für Herzklappenerkrankungen berät Patientinnen und Patienten zur optimalen Vorgehensweise.
Im menschlichen Herzen gibt es vier Herzklappen, die dafür sorgen, dass der Herzmuskel das Blut in die richtige Richtung pumpt. Gleichzeitig wird der Rückfluss des Blutes in die falsche Richtung verhindert. Bei einer Herzklappenerkrankung ist der reguläre Blutstrom im Herzen beeinträchtigt. Ursachen für eine Herzklappenerkrankung können beispielsweise Entzündungen, Verkalkungen oder Infektionen der Herzklappen, oder ein Herzinfarkt sein. Auch eine genetische Veranlagung kann einen Klappenfehler verursachen: Über 6.000 Kinder werden jedes Jahr in Deutschland mit einem Herzfehler geboren.
Nicht selten eine Überraschung
Wird bei einem Patienten eine Herzklappenerkrankung diagnostiziert, ist es nicht selten eine Überraschung: Viele Betroffene haben keine schwerwiegenden Symptome. Veränderungen wie eine verminderte Leistungsfähigkeit bei sportlichen Aktivitäten, Müdigkeit oder Kurzatmigkeit erklären sie sich mit anderen Faktoren wie beispielsweise ihrem Alter, Übergewicht oder einer vermuteten Lungenerkrankung. „Herzklappenerkrankungen können vom Herzen über Jahre kompensiert werden, sodass zunächst keine Symptome auftreten. Trotzdem belasten die fehlerhaften Klappen das Herz und können zu schwerwiegenden Schädigungen führen“, erläutert Professor Michael A. Borger, Ärztlicher Direktor und Direktor der Universitätsklinik für Herzchirurgie am Herzzentrum Leipzig.
Bei Herzgeräuschen unbedingt hellhörig werden
Der Mediziner empfiehlt daher, hellhörig zu werden, sobald eine Auffälligkeit am Herzen festgestellt wird. Beispielsweise kann es sein, dass der Hausarzt ungewöhnliche Herzgeräusche wahrnimmt: Dies kann ein Zeichen dafür sein, dass die Herzklappen nicht mehr dicht schließen. Auch in einem EKG oder Röntgenbild können Auffälligkeiten am Herzen festgestellt werden. Ein Kardiologe kann dann mittels eines Herzultraschalls, einer kardialen Magnetresonanztomographie (MRT) oder einer 3D-Echokardiographie überprüfen, ob die Herzklappen einwandfrei funktionieren.
„Es kommt vor, dass trotz uneingeschränkter Lebensqualität bereits eine schwerwiegende Erkrankung vorliegt“, erläutert Professor Borger. „In diesem Fall ist eine zügige Intervention wichtig – und zwar unabhängig vom Vorliegen bestimmter Symptome.“ In aktuellen randomisierten Studien wurde verglichen, welche Lebenszeit-prognose eine Patientengruppe mit zeitnaher Intervention im Vergleich zu einer Patientenkontrolle mit längerer Kontrollphase hatte. Das Fazit: Die Patienten, bei denen die Herzklappe zeitnah repariert oder ersetzt wurde, leben im Durchschnitt länger.
Minimalinvasive OP mit kurzer Erholungszeit
Um eine geschädigte Herzklappe zu behandeln, stehen am Herzzentrum Leipzig verschiedene brustbeinschonende Methoden zur Verfügung, beispielsweise minimalinvasive Herzklappenreparatur bzw. -ersatz-Verfahren. „Wir führen die OPs mit möglichst kleinen Zugängen durch, um eine kurze Genesungszeit zu gewährleisten. In der Regel können unsere Patienten nach einer Woche die Klinik bereits wieder verlassen“, so Professor Borger. Insgesamt werden am Herzzentrum Leipzig rund 1.800 solcher Eingriffe jährlich durchgeführt – in enger Zusammenarbeit der kardiologischen und chirurgischen Abteilung.
Die Leitlinien der European Society of Cardiology (ESC)
zur Behandlung von Herzklappenerkrankungen wurden zuletzt 2021 umfassend aktualisiert. Die nächste Aktualisierung der Leitlinien ist für 2025 geplant, da sich das Feld rasch weiterentwickelt. Professor Michael A. Borger, Ärztlicher Direktor und Direktor der Universitätsklinik für Herzchirurgie am Herzzentrum Leipzig, ist als Co-Leiter erheblich an der Ausarbeitung der Leitlinien beteiligt.
Weitere Informationen zum Herzzentrum Leipzig finden Sie unter:
www.helios-gesundheit.de/kliniken/leipzig-herzzentrum