Meine Reise war hart, aber sie hat mir auf besondere Weise gezeigt, wie wertvoll das Leben ist.
Tamara Schwab
Trainerin für Resilienz und Autorin
Mit nur 23 Jahren veränderte eine schockierende Diagnose das Leben von Tamara Schwab: Eine vermeintliche Herzmuskelentzündung führte zu Arbeits- und Sportverbot, eineinhalb Jahre später erlitt sie zwei Herzstillstände. Der Weg bis zur Transplantation war geprägt von Angst, Hoffnung und der Stärke, niemals aufzugeben – doch auch wenn dieser Weg schwer war, hat das neue Herz Tamaras Leben gerettet.
Wie haben sich die ersten Anzeichen deiner Herzprobleme bemerkbar gemacht und wie bist du mit der Diagnose umgegangen?
Mit 23 hatte ich die ersten Symptome: innere Unruhe und Druck auf der Brust. Nach einem EKG wurden Herzrhythmusstörungen entdeckt, und ein Kardiologe diagnostizierte eine Herzmuskelentzündung. Die Diagnose war ein Schock: Zwei Monate Arbeitsverbot in der Probezeit bei meinem allerersten Job und anderthalb Jahre ohne Sport. Einen Monat nach meinem Wiedereinstieg erlitt ich meinen ersten Herzstillstand im Fitnessstudio – erst da wurde mir die Schwere der Krankheit bewusst.
Du hast zwei Herzstillstände überlebt. Wie haben diese dein Leben verändert?
Beim ersten Herzstillstand fiel ich im Fitnessstudio vom Fahrrad und wurde 45 Minuten lang reanimiert. Mit nur 5 % Überlebenschance überstand ich den Vorfall ohne bleibende Schäden, erhielt jedoch einen Defibrillator, der regelmäßig Elektroschocks an mein Herz abgab. Das schlechte Gewissen meiner Familie gegenüber belastete mich, ebenso die Einschränkungen durch die Krankheit. Der zweite Herzstillstand ereignete sich im Urlaub. Trotz fünf Elektroschocks musste ich reanimiert werden – der Defibrillator war falsch implantiert. Danach kämpfte ich mit Panikattacken und Hoffnungslosigkeit und nahm psychologische Hilfe in Anspruch. Diese Erfahrungen haben mein Leben komplett verändert. Trotz allem war ich dankbar, dass meine Geschichte noch nicht zu Ende geschrieben war.
Wie hast du die Phase des Wartens auf ein Spenderherz erlebt?
Die Bestätigung für die Warteliste war emotional, aber die Aussicht auf ein Spenderherz gab mir Kraft. Eine Transplantation war meine einzige Hoffnung auf ein besseres Leben. Während der Wartezeit im Krankenhaus gab mir die Freundschaft zu meiner Zimmergenossin Halt. Wir sprachen viel, trösteten uns und planten gemeinsam. Ich reflektierte viel und stellte mir vor, wie ich mein „zweites Leben“ gestalten wollte. Eine Liste mit meinen Plänen hing an meinem Fenster und gab mir täglich Hoffnung.
Wie sah dein Alltag vor der Transplantation aus?
Mein Alltag war geprägt von Angst, Arztbesuchen und der ständigen Sorge vor dem nächsten Herzstillstand. Es war Überleben statt Leben. Herzrhythmusstörungen verursachten regelmäßig Panikattacken. Perspektivlosigkeit und die Belastung durch Ärzte, die wenig Verständnis zeigten, waren große Herausforderungen.
Wie hat sich dein Alltag direkt nach der Transplantation verändert?
Ich musste regelmäßig zu Blutabnahmen, zu Kontrolluntersuchungen, hatte anfangs große Einschränkungen beim Essen. Ich musste sehr auf mich Acht geben, aber auch Vertrauen in mein neues Herz aufbauen, während ich gleichzeitig verarbeitete, was in den letzten Monaten passiert war. Direkt nach dem Aufwachen ist aber auch etwas ganz Besonderes passiert: der Medizinstudent, der mich beim ersten Herzstillstand reanimiert hat, machte seine Kardiologie-Facharztausbildung im selben Krankenhaus und war nach dem Eingriff an meiner Seite. Die Dankbarkeit für meine Organspenderin war überwältigend, besonders, als ich den regelmäßigen Herzschlag auf dem EKG sah. Und auch heute noch trage ich diese Dankbarkeit tagtäglich mit mir.
Welche Botschaft möchtest du anderen mitgeben?
Meine Reise war hart, aber sie hat mir auf besondere Weise gezeigt, wie wertvoll das Leben ist. Das ist auch meine Botschaft an Menschen, die sich in einer ähnlichen Situation befinden: Egal wie ausweglos manche Situationen scheinen, es lohnt sich zu kämpfen! Und sich dabei bewusst zu werden, warum man den Kampf gewinnen will, lässt ungeahnte Kräfte in uns wachsen.
Weitere Informationen finden Sie auf Tamaras Webseite
Tamara ist selbstständige Trainerin für mentale Gesundheit und Resilienz in Unternehmen.
www.tamaraschwab.com