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    Menopause: Loslassen, Neustart und die Freiheit, sich selbst neu zu entdecken

    Fotos: Anastasia Kosik-Kapluggin

    Menopause und Wechseljahre sind in unserer Gesellschaft nach wie vor Tabuthemen. Nadine „Nana“ Miree teilt ihre persönlichen Erfahrungen – vom unerwarteten Eintritt in die Menopause mit 39, von Unsicherheit und fehlender Aufklärung bis hin zu Selbstakzeptanz und einem mutigen Neuanfang. Im Interview spricht sie über den Wandel, den diese Zeit mit sich bringen kann.

    Menopause und Wechseljahre: Das sind in unserer Gesellschaft nach wie vor Tabuthemen. Wie war das bei dir: Hast du offen mit Freund:innen oder auch Ärzt:innen über die Menopause gesprochen?

    Ich bin tatsächlich sehr überraschend und völlig unvorbereitet in die Wechseljahre gerutscht. Als es dann soweit war, hatte ich zwar keine Hemmungen, mit meinem Arzt darüber zu sprechen, aber ich habe mich trotzdem nie richtig aufgeklärt gefühlt. Mit meinen Freundinnen war es ähnlich: Wenn das Thema überhaupt zur Sprache kam, dann immer nur so oberflächlich – meistens in Richtung “Diese Hitzewallungen, die sind echt nervig.” Aber dass die Wechseljahre so viel mehr mit sich bringen, wie zum Beispiel Stimmungsschwankungen, das war mir lange überhaupt nicht bewusst. Und das war auch unter Freundinnen nie ein Gesprächsthema. Im Grunde fand dieses Thema einfach nicht statt.

    Wie hat sich die Menopause bei dir bemerkbar gemacht, wie hast du diese Zeit erlebt und was waren die größten Herausforderungen für dich?

    Das war eine Zeit, die ich nie vergessen werde. Ich war 39 Jahre alt und von einem Monat auf den anderen blieb meine Periode aus – komplett, nicht ein Tropfen. Erst dachte ich an eine Schwangerschaft und bin zum Frauenarzt. Die wurde schnell ausgeschlossen, und nach einer Blutentnahme bekam ich ein paar Tage später während meiner Mittagspause einen Anruf von meiner Frauenärztin: “Die Ergebnisse sind da – Sie sind mitten in den Wechseljahren.” Punkt. Kein “Kommen Sie mal vorbei, wir besprechen das in Ruhe” oder eine Erklärung, was genau in meinem Körper vor sich geht und warum das alles so plötzlich und abrupt passiert. Einfach nichts.

    Mein erster Reflex war, meine Mama anzurufen. Ihre Reaktion? “Freu dich, dann blutest du halt nicht mehr.” Aber das hat mich überhaupt nicht beruhigt. Meine Periode war nie ein großes Problem für mich – keine Schmerzen, kein starkes Bluten – es war nie eine Last, die ich loswerden wollte. Stattdessen hatte ich plötzlich ganz andere Gedanken: Ist das jetzt das Ende? Geht es jetzt bergab? Werde ich jetzt unsichtbar?

    Ich habe mich unglaublich allein gefühlt. Die größte Herausforderung war für mich, zu verstehen, warum das alles so abrupt und so früh passiert ist und was das für meinen Körper und meine Zukunft bedeutet. Erst ein ehemaliger Frauenarzt hat mir in langen Gesprächen geholfen, die Situation besser zu verstehen. Er hat erklärt, dass ich verfrüht in die Wechseljahre gekommen bin und dass es wichtig ist, Vorsorge gegen Dinge wie Knochenabbau zu treffen. Aber diese Unsicherheit und das Gefühl, damit allein zu sein, waren wirklich schwierig.

    Es ist so wichtig, jemanden an der Seite zu haben, der euch versteht und aufklärt. Und vor allem: Nehmt euch mehr Zeit für euch selbst.

    Nadine “Nana“ Miree
    Content Creatorin & Mutmacherin
    Was hättest du dir in dieser Zeit von deinem Umfeld gewünscht?

    Ich hätte mir gewünscht, dass wir schon in der Schule mehr darüber gelernt hätten, wie unser Leben von unseren Hormonen beeinflusst wird. Es wäre so wertvoll gewesen, früh zu verstehen, was in unserem Körper passiert – nicht nur während der Pubertät, sondern auch in späteren Lebensphasen wie den Wechseljahren.

    Außerdem hätte ich jemanden gebraucht, der mir Mut gemacht hätte. Jemand, der gesagt hätte: “Diese Phase ist nicht das Ende, sondern eine Chance. Eine Chance für mehr Selbstachtung, für mehr Selbstliebe und vielleicht auch dafür, neue Wege zu gehen.” Diese Perspektive hat mir damals gefehlt, und ich glaube, sie könnte so vielen Frauen helfen, diese Zeit positiver zu erleben.

    Die Wechseljahre haben leider ein recht negatives Image, obwohl Frauen sich in diesem Lebenszyklus noch einmal ganz neu entdecken und entfalten können. Was sind für dich die positiven Seiten dieser Lebensphase?

    Die Wechseljahre haben für mich einen unglaublichen Wandel mit sich gebracht – vor allem innerlich. Ich glaube, eine der schönsten Seiten dieser Lebensphase ist, dass wir Frauen näher zusammenrücken und uns gegenseitig unterstützen können, anstatt uns mit Sätzen wie “Stell dich nicht so an, jede Frau hat das” abzuspeisen. Es tut so gut, zu spüren, dass wir füreinander da sind und uns gegenseitig stärken. Heute weiß ich mehr denn je, wer ich wirklich bin, und das ist ein großartiges Gefühl. Ich war noch nie so stolz, eine Frau zu sein, und darauf, was unser Körper alles leisten kann. Wir wuppen so viel, und jetzt fängt das echte Leben erst richtig an! Kein Bullshit mehr, kein lieb und nett sein müssen, kein anderen gefallen wollen. Stattdessen geht es darum, ehrlich hinzuschauen: Wer bin ich? Was will ich wirklich? Worauf kann ich verzichten? Für mich bedeutet diese Zeit vor allem Loslassen und Neustart. Und genau das lebe ich jetzt – ich ziehe bald in meinen umgebauten Schulbus ein und werde durch Europa reisen. Das ist mein ganz persönlicher Neustart: die Freiheit, unterwegs zu sein, neue Orte und Menschen zu entdecken und das Leben nach meinen eigenen Vorstellungen zu gestalten. Diese Entscheidung ist für mich der Inbegriff dessen, was die Wechseljahre mit sich bringen können: den Mut, unbeschwerter zu leben, auf sich selbst zu hören und einfach loszugehen. Diese Freiheit ist unbezahlbar

    Was rätst du anderen Frauen, die sich in der Menopause befinden oder denen die Menopause bevorsteht?

    Mein wichtigster Rat an andere Frauen ist: Schaut genau hin. Nehmt die Veränderungen wahr, die in eurem Körper und in eurer Gefühlswelt passieren. Es kann helfen, ein Protokoll zu führen – über alles, was euch auffällt. Das gibt euch nicht nur mehr Klarheit, sondern hilft auch, die richtige Unterstützung zu finden. Das A und O ist eine gute Beratung durch eine Gynäkologin oder einen Gynäkologen. Wenn ihr das Gefühl habt, nicht gut beraten zu werden oder nicht ernst genommen zu werden, dann wechselt unbedingt den Arzt oder die Ärztin. Es ist so wichtig, jemanden an der Seite zu haben, der euch versteht und aufklärt. Und vor allem: Nehmt euch mehr Zeit für euch selbst. Setzt euch selbst in den Fokus, seid gut zu euch, gönnt euch etwas – egal, ob es kleine Auszeiten, Selbstfürsorge oder ein neues Hobby sind. Ein weiterer großer Schlüssel ist der Austausch mit anderen Frauen. Sucht das Gespräch mit Frauen, die offen dafür sind, über dieses Thema zu sprechen. Es tut unglaublich gut, zu wissen, dass man mit all dem nicht allein ist, und die gegenseitige Unterstützung kann so viel bewegen.

    Weitere Informationen

    finden Sie auf der Webseite:
    www.blondbynana.de

    Oder entdecken Sie Nanas inspirierenden Instagram-Account!

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