Stummer Infarkt oder Infarktrisiko? Die Cardiogoniometrie, ein neues Diagnoseverfahren bei Brustschmerz, gibt Antworten.
Dieter Cullmann, Facharzt für Allgemeinmedizin, im Interview.
Herr Cullmann, was genau ist die Cardiogoniometrie?
Die Cardiogoniometrie ist, seit es die EKG-Ableitungen nach Einthoven, Goldberger, Wilson und anderen gibt, ein völlig neuer Meilenstein in der Geschichte des EKGs. Dem Entdecker (Ernst Sanz, Schweiz) der Cardiogoniometrie ist es gelungen, mittels der Vektorkardiographie die elektrische Aktivität des Herzens dreidimensional darzustellen und so zu berechnen, dass sie für die nichtinvasive kardiologische Diagnostik von großer Bedeutung ist.
Was ermöglicht sie?
Sie ermöglicht das schnelle Erkennen von alten und akuten Herzinfarkten, erkennt aber auch drohende Herzinfarkte im Rahmen einer koronaren Herzkrankheit. Die Aufzeichnungszeit beträgt nur zwölf Sekunden, die ganze Untersuchung dauert nur wenige Minuten.
Für wen ist die Cardiogoniometrie besonders geeignet?
Geeignet ist die Cardiogoniometrie grundsätzlich für alle Patienten. Ganz besonders geeignet ist sie für Patienten mit Bewegungseinschränkungen und Behinderungen, da die Untersuchung im Ruhezustand – also völlig ohne Belastung – durchgeführt wird. Natürlich ist sie auch ganz besonders für Menschen geeignet, bei denen eine „koronare Herzkrankheit“ ausgeschlossen werden soll.
Was wird in fünf Jahren möglich sein?
Persönlich hoffe ich sehr, dass sich die Cardiogoniometrie in vielen Kliniken und Praxen einfinden wird. In fünf Jahren wird es bestimmt ein flächendeckendes Netz nicht nur in Deutschland geben. Ebenso können die Cardiologic Explorer – so heißen die Geräte mit denen die Cardiogoniometrie durchgeführt wird – bereits heute auf Rettungsfahrzeugen eingesetzt werden. Die Auswertungen können dann per Telemedizin an bestimmte Kliniken oder Cardiogoniometriezentren gesendet und unmittelbar ausgewertet werden. In Europa beginnt sich die Methode durchzusetzen, bleibt zu hoffen, dass dies bald weltweit der Fall ist.