Das Augenlicht zu verlieren, ist für die meisten sehenden Menschen ein Albtraum. Doch was bedeutet es eigentlich, blind zu sein? Ein kleiner Einblick in die Wahrnehmungsweise eines Blinden.
Mehr als 250 Millionen Menschen auf der Welt sind offiziell als blind oder sehbehindert registriert. Die tatsächliche Zahl ist vermutlich etwa dreimal so hoch. Erstaunlicherweise könnten über 80 Prozent dieser Fälle verhindert oder sogar geheilt werden.
Eine frühe Diagnose ist dabei der Schlüssel zur Prävention. Gesunde Ernährung, regelmäßige Untersuchungen beim Augenarzt, nicht rauchen und Schutz vor UV-Strahlung können zukünftige Augenprobleme verhindern.
Die 20-20-20-Regel kann dabei ebenfalls helfen: alle 20 Minuten für 20 Sekunden vom Bildschirm aufblicken und einen Gegenstand fixieren, der etwa 20 Meter weit entfernt von einem ist. Viele Menschen betrachten die Fähigkeit zu sehen nach wie vor als selbstverständlich. Andere wiederum mögen sich fragen: „Was sehen blinde Menschen eigentlich? Ist es so, als ob man die Augen schließt? Ist es einfach nur schwarz?“
Komplette Erblindung
Komplette Erblindungen sind sehr selten. Sie kommen lediglich dann vor, wenn die Verbindung zwischen Augen und Gehirn komplett gekappt ist, zum Beispiel durch einen Gehirnschaden, eine Schädigung am Sehnerv oder ein fehlendes Auge. Das heißt allerdings nicht, dass diese Menschen dann „schwarzsehen“. Sie sehen einfach nichts.
Partielle Erblindung
Was ist mit den meisten blinden Menschen, die zumindest ein wenig Sehkraft besitzen? Nun, das hängt dann a) vom Niveau der Sehstärke ab und b) von den Ursachen für diese Sehbeeinträchtigung. Hier ein paar Beispiele:
Diabetes
Diabetische Retinopathie ist nicht selten ein Begleiter von Diabetes und führt oft zu erheblichen Sehbehinderungen. Man unterscheidet hier zwischen zwei Formen: die proliferative Retinopathie und das diabetische Makulaödem. Proliferative Retinopathie kann kleine Punkte im Sichtfeld und Sichtprobleme bei Dunkelheit hervorrufen. Das Makulaödem hingegen verursacht im Sichtfeld wellenartige Verformungen und Farbänderungen. Um dieser Krankheit vorzubeugen, sind reguläre Untersuchungen beim Augenarzt wesentlich. Um eine Verschlimmerung zu verhindern, sollte man Blutzucker, Blutdruck und Cholesterin regelmäßig kontrollieren.
Katarakt (grauer Star)
Wenn jemand im zunehmenden Alter am Katarakt erkrankt, verläuft die Krankheit meist langsam, aber stetig. Der graue Star wird meist durch Strahlentherapie oder UV-Strahlen sowie durch bestimmte Medikamente verursacht. Was ein Betroffener sieht, kann am besten als ein gräulicher oder gelblicher Schleicher über dem Sichtfeld bezeichnet werden.
Makuladegeneration
Menschen mit altersbedingter Makuladegeneration (AMD) behalten zwar ihre periphere Sicht, verlieren aber im Zentrum des Sichtfeldes nach und nach die Sehkraft. Es gibt mehrere Faktoren, die AMD hervorrufen können, wie zum Beispiel Rauchen, eine Tendenz zu diesem Krankheitsbild in der Familie und ein ernährungsbedingter Mangel an Zeaxanthin und Lutein.
Glaukom (grüner Star)
Das Glaukom kann Verschleierungen und Tunnelsicht hervorrufen. Diese Symptome werden durch einen erhöhten Augeninnendruck und den dadurch entstehenden Schaden am Sehnerv verursacht. Der einzige Weg, ein Glaukom im frühen Stadium zu entdecken, ist eine Augenuntersuchung, da es Jahre dauern kann, bis erste Beschwerden einsetzen.
Sehenden Menschen ein Gefühl dafür zu geben, wie Erblindete die Welt wahrnehmen, macht sie sensibler gegenüber den Erkrankten. Es ist wichtig zu verstehen, was man tun kann, um einer Augenkrankheit vorzubeugen oder seine Sehkraft zu erhalten. Zudem gibt es heute wirksame technologische Hilfsmittel, die blinden und stark sehbeeinträchtigten Menschen ihre Unabhängigkeit zurückgeben. Die bedeutenden Fortschritte in der Blindenforschung im letzten Jahrzehnt erübrigen in Zukunft vielleicht sogar die Frage „Was sieht eigentlich ein Blinder?“.