Sobald die Diagnose Demenz steht, gibt es für Betroffene und ihre Angehörigen nur die Gewissheit, dass es langsam, aber sicher dazu kommen wird, dass die Krankheit fortschreitet.
Eine Heilung ist bisher nicht in Sicht. Tatsächlich ist die Demenzforschung schon fast ein Milliardengrab. Pharmakonzerne versuchen, die Forschung mit horrenden Summen voranzutreiben. Ursachenforschung, Behandlung, Vorbeugung – in Bezug auf die Demenzkrankheit gibt es überall offene Fragen. Der Weg dahin, den Kampf gegen das Vergessen zu gewinnen, ist steinig und lang.
Die verschiedenen Formen von Demenz, zu denen auch Alzheimer gehört, sind Krankheiten, bei denen die Wissenschaft oft noch im Dunkeln tappt. Trotz der mittlerweile mehr als 400 klinischen Studien und den Milliardenbeträgen, die die Pharmaindustrie in die Forschung steckt, können die bisher eingesetzten Mittel nur Symptome der Erkrankung bekämpfen und lindern.
Die Wissenschaftler sind stets auf der Suche nach neuen Therapiewegen und Strategien, denn bei weltweit mehr als 40 Millionen Betroffenen ist der medizinische Bedarf riesig. Genau deswegen geben Pharma-, Biotech- und auch Medtechkonzerne Milliarden aus, um die Medikamentensuche für zum Beispiel Alzheimer voranzubringen.
Stochern im Unbekannten
Wer eine Krankheit bekämpfen oder heilen möchte, muss sie verstehen und wissen, wie sie funktioniert. Bei der Demenzkrankheit sind die biologischen Mechanismen bisher nicht vollständig aufgeklärt. Dass Nervenzellen degenerieren und somit das Vergessen auslösen, ist bekannt, genau wie die Eiweißsubstanzen, Beta-Amyloide, die dafür verantwortlich sein sollen. Bereits Alois Alzheimer, der die Erkrankung Anfang des letzten Jahrhunderts erstmals beschrieb, fielen die Ablagerungen auf. Genetische Studien belegen den engen Zusammenhang zwischen Alzheimer und der Eiweißsubstanz.
Amyloide entstehen im Endeffekt als Abbauprodukt von größeren Proteinen. Sie sammeln sich im Hirn an und verklumpen dort. Daher versuchen die bisherigen Wirkstofftests stets, sich an die speziellen Eiweißsubstanzen anzusetzen. Skandinavische Untersuchungen zeigen mittlerweile einen klaren Zusammenhang zwischen der Amyloid-Produktion und Alzheimer. Menschen, die durch Mutationen weniger produzieren, bekommen selbst in hohem Alter quasi nie Demenz. Andere, die übermäßig viel Amyloid produzieren, erkrankten beinahe zu 100 Prozent in jungen Jahren bereits an Alzheimer.
Auf dem richtigen Weg?
Da trotz all den bekannten und belegten Zusammenhängen kein bisher getesteter Wirkstoff die Krankheit grundlegend heilen konnte oder erfolgversprechend war, wird immer wieder gezweifelt, ob die Amyloid-Hypothese wirklich der richtige Weg ist. Alzheimer-Initiativen und -Forscher versuchen daher, auch über andere therapeutische Ziele eine Behandlung zu erforschen.
Da ein Früherkennungstest für Alzheimer bisher fehlt, ist vielen Wissenschaftlern bewusst, dass man mit der Diagnose aktuell wohl noch zu spät dran ist. Nach manchen Meinungen gar viel zu spät, 20 bis 30 Jahre sogar. Da die Krankheit dazu führt, dass nach und nach das Gehirn zerstört wird, sind diagnostizierte Patienten oft schon so weit betroffen, dass irreversible Schäden im Gehirn vorhanden sind. Eine Heilung ist da bereits zu spät.
Alzheimer ist, dabei sind sich alle Experten einig, eine sehr komplexe Erkrankung. Durch die vielen Faktoren, die hierbei eine Rolle spielen, wird es, ähnlich wie bei der Krebsbehandlung, wohl nicht möglich sein, ein einziges Mittel zu finden, dass den Kampf gegen das Vergessen gewinnt. Vielmehr müssen es mehrere Arzneien in Kombination sein.
Bewusstsein schaffen – Verständnis zeigen
Für die Öffentlichkeit ist es oftmals nur schwer nachzuvollziehen, dass es noch keine Heilung für ein Volksleiden wie Demenz gibt. Eine End-stigmatisierung der Erkrankung ist daher wichtig. In der Gesellschaft muss ein neues Bewusstsein geschaffen werden, dass Demenz weit vor dem Ausbruch des Vergessens stattfindet und auch erkannt werden kann. In frühen Stadien ist die Krankheit noch zu beeinflussen.
Ein besseres öffentliches Verständnis hilft dabei auch den Erkrankten und ihren Angehörigen. Allein in Deutschland gibt es circa 1,7 Millionen Menschen mit einer Demenzerkrankung. Für sie ist es vor allem wichtig, dass alle, insbesondere Angehörige und das direkte Umfeld, mit dem Thema verständnisvoll und tolerant umgehen, denn der Kampf gegen das Vergessen ist aktuell noch immer steinig und lang und das Ende ist bisher noch nicht in Sicht.