Es gleicht einem Wunder, dass die fünfjährige Mia Gonzalez heute lachend ihr kleines 3-D-Herz in die Kamera halten kann.
Ein Wunder, an das für ihre Familie und Ärzte lange nicht zu glauben war. Denn schon mit ihrer Geburt liegt Mias Leben in der Waagschale. Die Prognosen stehen denkbar schlecht, denn das Mädchen kommt mit einer seltenen Missbildung des Herzens auf die Welt, dem sogenannten Doppelten Aortenbogen, der eine Verengung der Luft- und der Speiseröhre verursacht. Eine Fehlbildung, die Ärzte jedoch lange nicht erkennen. Medikamente und Arztbesuche bestimmten so die ersten vier Lebensjahre des kleinen Mädchens.
Das Modell ließ das Ganze wie eine ziemlich einfache Operation aussehen, das hat uns die größte Angst von den Schultern genommen.
Heute weiß ihre Mutter: „Das Problem, warum Ärzte uns so lange nicht helfen konnten, war, dass die Symptome ihres Leidens denen von Asthma glichen, weshalb das eigentliche Problem extrem schwer diagnostizierbar war. Am Ende war es pures Glück, dass wir auf die richtigen Ärzte trafen und Dr. Burke kennenlernten. Genau das aber war es auch, was uns um den Verstand brachte. Erst davon zu sprechen, dass das eigene Kind unter Asthma leidet, und dann über eine Operation am offenen Herzen zu sprechen, war schrecklich.“
Mias Anomalie aber ist kompliziert, auch für den renommierten Herzchirurgen Dr. Redmond Burke vom Miami Children’s Hospital, doch eine Operation steht auch für ihn zu Beginn infrage. „Man kann so eine Fehlbildung, noch dazu an einem so kleinen Herzen, nicht einfach operieren, ohne größeren Schaden zu verursachen.“ Doch Mias großes Glück ist die Offenheit ihrer Ärzte, einen Schritt weiter zu gehen und sich neuesten Technologien anzunehmen und so für Patienten in Not zu wahren Helden zu werden.
Nur einige Monate zuvor erwarb das Krankenhaus einen 3-D-Drucker, der exakte Replikationen von Organen in Gummi oder Plaste anfertigt. Überall auf der Welt übertrifft das Wachstum dieses Marktes alle Erwartungen. 3-D-Drucke ermöglichen es, klinische Entscheidungsfindungen zu beschleunigen, und vor allem bedeutet es für Ärzte, intensive schwierige Eingriffe zu testen und so die direkte und persönliche Patientenversorgung zu verbessern. 3-D-Ingenieur Juan Apolina weiß diese Vorteile zu schätzen: „Die Möglichkeit, solche 3-D-Modelle anzufertigen, sie auf einem Bildschirm zu sehen und das gedruckte Modell in den Händen zu halten, hat wirklich einen immensen Umbruch geschaffen, inwieweit wir heute einige Erkrankungen sehen und behandeln.“
Eine Möglichkeit, die sich auch Dr. Burke und sein Team nutzt. Im Rahmen der Vorbereitungsmaßnahmen zu Mias lebensrettender OP hat sein Team ein 3-D-gedrucktes Gummi-Plastik-Modell ihres Herzens auf der Basis ihrer CT-Daten angefertigt, um so ein realistisches Bild für die schwierige Operation zu erhalten. „Wir haben ein sehr komplexes Modell ihrer Aortengefäße gemacht, um herauszufinden, welche Bereiche separiert werden sollten, um die bestmöglichen Resultate zu erzielen. Warum sollen wir heute noch operieren und hoffen, dass wir dabei die Lösung direkt auf dem Tisch finden, wenn wir es vorher exakt planen können und schon dann wissen, dass es funktionieren wird?“
Noch vor der Operation bekommen so auch Mias Eltern das Herz ihrer Tochter zu sehen, und zwar nicht wie sonst, wenn Ärzte ein Buch öffnen und anhand von Zeichnungen erklären, wie das Herz des eigenen Kindes aussieht und wie die lebensbedrohende Operation ablaufen soll. Burke erinnert sich: „Sie sahen es in 3-D und hielten das Modell des Herzens ihres Kindes direkt in den Händen. Ich habe ihnen erklärt, was genau solche Probleme bereitet, warum Mia die ganzen Medikamente nehmen muss und warum diese nicht wirken.“ Burke lässt Mias Familie verstehen, was bei der schwierigen Operation ablaufen wird: „Das Modell ließ das Ganze wie eine ziemlich einfache Operation aussehen, das hat uns die größte Angst von den Schultern genommen.“
Nur vier Monate später scheint diese Operation eine längst vergangene Geschichte für Mia zu sein. Sie hat ihre Narbe bereits vergessen und nur wenig Schmerzen, sagt ihre Mutter. Mit dieser neuen Möglichkeit hat sich für Mias Familie in nur zwei Monaten das komplette Leben gedreht: „Viereinhalb Jahre lang wussten wir nicht, was los war, und jetzt sind wir zurück im normalen Leben. Mia ist sehr aktiv, sie liebt Tanzen und Baseball, und wir können endlich zurück ins normale Leben, ganz ohne schwermütige Gedanken.“