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    Die altersabhängige Makuladegeneration (AMD) ist die häufigste Ursache für die Erblindung im Alter

    Foto: Akkalak Aiempradit via shutterstock

    Prof. Dr. Hans Hoerauf

    Direktor der Universitäts-Augenklinik Göttingen und Präsident der DOG Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft

    Was genau passiert bei der AMD im Auge und was sind die Ursachen dafür?

    Die AMD betrifft den Ort des schärfsten Sehens auf der Netzhaut. Dort ist die Dichte an farbempfindlichen Sinneszellen am höchsten. Er ist für das zentrale Sehen, Lesen und Erkennen von Gegenständen und Gesichtern zu- ständig. Bei einer AMD werden Abbauprodukte aus dem Stoffwechsel der Sehzellen nicht mehr abtransportiert, sondern unter der Netzhaut abgelagert. Diese Ablagerungen führen zur Schädigung der zentralen Sehzellen. Bei der feuchten AMD können zudem krankhafte Blutgefäße unter der Netzhaut entstehen, die vernarben. Die Ursachen der AMD sind nach wie vor nicht genau bekannt. Entzündungsvorgänge stehen im Verdacht, die Entstehung der Krankheit zu fördern.

    Gibt es bekannte Risikofaktoren für diese Krankheit?

    Risikofaktoren sind das Alter und eine helle Farbe der Iris. Auch sind Frauen stärker gefährdet als Männer. Beeinflussbare Risikofaktoren sind Rauchen, Alkohol und starke Lichtexposition. Daneben gibt es erblich bedingte Varianten der Krankheit. Eine gesunde Lebensweise und regelmäßige Bewegung wirken dagegen präventiv.

    Ab wann bemerken Patienten, dass sie an einer ernsthaften Erkrankung leiden, und welche Möglichkeiten der Früherkennung gibt es?

    Die AMD schreitet schleichend voran. Frühformen verursachen oft kaum Beschwerden. Als erste Anzeichen bemerken Betroffene häufig, dass sich ihre Augen schlechter an dunkle Umgebungen anpassen, Gesichter unscharf wirken. Im fortgeschrittenen Stadium können einzelne Buchstaben eines Wortes springen oder fehlen und erst am Rand des Sichtfelds wieder auftauchen. Ein weiteres wichtiges Symptom sind sogenannte Metamorphopsien, Verzerrungen gerader Linien. In Spätstadien der AMD kann sich außerdem ein dunkler Fleck im zentralen Sichtfeld bilden. In Ausnahmefällen kann es im Spätstadium der AMD bei fort- geschrittener Erblindung auch zu optischen Halluzinationen kommen, die in diesem Fall allerdings nicht auf eine psychiatrische Erkrankung zurückgehen. Bemerken Betroffene diese Symptome, sollten sie einen Augenarzt aufsuchen. Zur Früherkennung von Metamorphopsien können sie außerdem ein Gitternetz mit Fixationspunkt nutzen, ein sogenanntes Amsler Schema.

    Man unterscheidet zwischen der trockenen und der feuchten AMD. Die trockene AMD ist mit schätzungsweise 80 bis 90 Prozent die häufigste Form. Eine Heilung beziehungsweise Therapie gibt es hierfür bislang nicht. Was raten Sie Betroffenen?

    Bis eine wirksame Therapie gegen die trockene AMD gefunden ist, können Patienten mit milder bis mäßiger Form verschiedene Hilfsmittel nutzen. Zur Bewältigung des Alltags ist es hilfreich, den Sehkontrast zu erhöhen und die Sehschärfe im Nahbereich zu ver- bessern, etwa über eine verstärkte Nahaddition oder Kantenfiltergläser in Brillen. Reine Lesebrillen sind aufgrund des größeren Nahsichtfeldes vorteilhafter als Gleitsichtbrillen. In fortgeschrittenen Fällen helfen Lupen oder Bildschirmlesegeräte, und auch bei Tablets lassen sich Schriftgröße und Kontrast leicht anpassen. Zudem gibt es mittlerweile kleine Kameras mit eingebautem Lautsprecher, die Betroffene an der Brille tragen und die Texte, Fahrpläne oder Einkaufslisten vorlesen. Dies kann die Lebensqualität stark ver- bessern. Außerdem sollten sich Betroffene durch einen Mobilitätstrainer beraten lassen, um ihre Selbstständigkeit zu erhalten. Zwar lässt sich die trockene AMD zurzeit noch nicht therapieren, aktuell wird in einer Studie aber untersucht, ob die trockene Form durch die Verabreichung von Medikamenten in den Glaskörperraum des Auges oder mittels Stammzell-Therapie behandelt werden kann.

    Die feuchte AMD ist die aggressive Form der AMD, allerdings stehen hier verschiedene Therapien zur Verfügung. Wie ist die derzeitige Prognose für Patienten?

    Derzeit sind drei verschiedene Medikamente für die Behandlung der feuchten AMD in Deutschland zugelassen. Dabei handelt es sich um sogenannte VEGF-Inhibitoren, die die für das krankhafte Gefäßwachstum und die Durchlässigkeit dieser Gefäße verantwortlichen Proteine blockieren. Erfahrungen mit dieser Therapie bestehen seit 2006, also schon eine ziemlich lange Zeit. Entscheidend für ein gutes Therapieergebnis sind ein möglichst früher Therapiebeginn und eine hohe Therapietreue des Patienten. Denn zur Therapiesteuerung und Medikamentenverabreichung müssen Patienten bei dieser Behandlungsmethode recht häufig beim Augenarzt erscheinen. Da dies in der Realität – anders als in Studien – und vor allem für ältere Patienten schwer zu bewerkstelligen ist, braucht es dringend länger wirksame Substanzen, an denen derzeit geforscht wird. Insgesamt hat aber die Therapie mit VEGF-Inhibitoren die Behandlung der feuchten AMD revolutioniert.

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