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    Systemerkrankung Zöliakie – Wenn Gluten den Dünndarm zerstört

    Foto: Frolova_Elena via Shutterstock

    Glutenfrei zu leben ist nach wie vor ein Trendthema, von vielen Menschen wird eine glutenfreie Ernährung mit einer Lifestyle-Diät gleichgesetzt. Die wenigsten wissen aber, dass Glutenunverträglichkeit (Zöliakie) eine ernstzunehmende Autoimmunerkrankung ist. Die Deutsche Zöliakie-Gesellschaft versucht das Wissen über Zöliakie in Gesellschaft und Politik zu vergrößern.

    Michael Mikolajczak

    Leiter Team Öffentlichkeit der Deutschen Zölikaie-Gesellschaft

    Was passiert bei Zöliakie im Körper?

    Zöliakie ist eine Systemerkrankung, die auf einer lebenslangen Unverträglichkeit gegenüber dem Klebereiweiß Gluten beruht. Gluten kommt vor allem in den Getreidearten Weizen, Dinkel, Roggen, Gerste und handelsüblichem Hafer vor. Im Dünndarm wird die aufgenommene Nahrung in ihre Bestandteile zerlegt und gelangt über die Dünndarmschleimhaut in den Körper. Damit dieser mit ausreichend Nährstoffen versorgt werden kann, ist der Dünndarm mit vielen Falten, den sogenannten Zotten ausgekleidet. Bei Zöliakiebetroffenen führt die Zufuhr von Gluten zu einer Autoimmunreaktion der Dünndarmschleimhaut. Die Zotten bilden sich zurück, die Oberfläche des Dünndarms wird immer kleiner und es können nicht mehr genügend Nährstoffe vom Körper aufgenommen werden.

    Symptome und Diagnose

    Die häufigsten Symptome sind Durchfall, Erbrechen, Wachstumsstörungen, mangelnde Konzentration, Appetitlosigkeit, Mangelerscheinungen, Missmutigkeit, verminderte Knochendichte. Ein Bluttest unter glutenhaltiger Kost auf Transglutaminase-Antikörper oder Endomysium-Antikörper gibt den ersten Hinweis auf eine Zöliakie. Die endgültige Absicherung der Diagnose erfolgt durch eine Dünndarmbiopsie.

    Aktuelle Behandlungsmöglichkeiten

    Eine lebenslange und strikte glutenfreie Ernährung ist die einzige aktuelle Behandlungsmöglichkeit einer Zöliakie. Nur durch glutenfreie Ernährung gewinnt die abgeflachte Dünndarmschleimhaut ihre normale Gestalt und Funktion zurück. Solange die glutenfreie Ernährung strikt eingehalten wird, lebt der Zöliakiebetroffene in der Regel beschwerdefrei. Meist tritt bereits wenige Tage nach Beginn einer glutenfreien Ernährung eine spürbare Verbesserung ein. Die Zeit bis zur völligen Beschwerdefreiheit ist individuell unterschiedlich.

    Dunkelziffer

    Ca. 1% der Bevölkerung ist von Zöliakie betroffen.  Auf Basis der ca. 80 Millionen Menschen in

    Deutschland bedeutet dies, dass 800.000 Menschen an Zöliakie erkrankt sind. Ca. 40 000 Zöliakiebetroffene sind Mitglieder der DZG, wie hoch die Anzahl der diagnostizierten Nichtmitglieder und der nichtdiagnostizierten Betroffenen  ist, lässt sich leider nur schätzen. Denkbar wäre, dass 3% der deutschen Bevölkerung an Zöliakie leiden. Nur durch ein Massenscreening ließe sich eine solche Zahl verifizieren, wie Frau Dr. Baas in der DZG Aktuell 2/2020 berichtet.

    Vernetzung und Austausch

    Sich ernst genommen und verstanden zu fühlen, ist besonders für Menschen mit chronischen Erkrankungen enorm wichtig. Die Deutsche Zöliakie-Gesellschaft e.V. ist ein Selbsthilfeverein mit über 40 000 Mitgliedern. Zöliakiebetroffene können Kontakt zu Mitarbeitern der Geschäftsstelle aber auch untereinander in Gesprächsgruppen suchen. Besonders geschulte, ehrenamtliche Mitarbeiter des Vereins bieten in ganz Deutschland Gesprächsgruppen an. Diese Kontaktpersonen stehen den Vereinsmitgliedern und Interessenten als Ansprechpartner vor Ort zur Verfügung und organisieren Veranstaltungen, die den Erfahrungsaustausch zwischen den Zöliakiebetroffenen ermöglichen.

    Über die Geschäftsstelle der Deutschen Zöliakie-Gesellschaft stehen Vereinsmitgliedern eine telefonische Arztsprechstunde und eine telefonische Ernährungsberatung zur Verfügung. Mitglieder erhalten ein Verzeichnis glutenfreier Lebensmittel, die Aufstellungen und Zugang zu einer Glutenfrei-App sowie vier Mal jährlich eine Mitgliederzeitschrift. Neudiagnostizierte Zöliakiebetroffene können Seminare belegen, die ihnen helfen, mit der Diagnose und einer glutenfreien Ernährung gut umzugehen.

    Sie möchten mehr erfahren?

    Weitere Informationen finden Sie unter www.dzg-online.de

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