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    Die Zukunft der Pflege ist digital

    Foto: elenabsl via Shutterstock

    Die Corona-Pandemie hat einmal mehr gezeigt, wie wichtig die Pflege für unsere Gesellschaft ist. Jedoch auch, dass dort nicht alles zum Besten steht. Warum gerade die Digitalisierung einen wichtigen Beitrag zur Behebung des schon seit Langem bestehenden Pflegenotstands leisten kann.

    Sebastian Zilch

    Bundesverband Gesundheits-IT

    Während die Digitalisierung in der Medizin zunehmend an Fahrt aufnimmt, bleibt die Pflege in der analogen Welt. Die Gründe sind vielfältig, spiegeln aber insgesamt eine politische Vernachlässigung und die Wahrnehmung der Pflege als Tätigkeitsbereich zweiter Klasse wider.

    Neben den Umfeldfaktoren gibt es aber auch bei vielen Pflegekräften, Pflegebedürftigen und pflegenden Angehörigen Vorbehalte gegenüber der Digitalisierung. Allen voran die Befürchtung, dass damit der zwischenmenschliche Kontakt zu kurz kommen könnte. Nicht selten ist in den Köpfen das Bild des kalten Pflegeroboters präsent, der den menschlichen Kontakt vollkommen ersetzen soll. Dabei können digitale Lösungen im Gegenteil dafür sorgen, dass mehr Zeit für die persönliche Pflege bleibt – und die Versorgung gleichzeitig verbessert wird.

    Vorteile für alle Beteiligten

    Ein gutes Beispiel ist die Pflegedokumentation, die wegen zunehmender Vorgaben einen erheblichen Teil der Arbeitszeit von Pflegekräften ausmacht. Eine elektronische Dokumentation kann sowohl bei der strukturierten Erhebung der pflegerelevanten Informationen als auch bei der späteren Ableitung von Diagnosen und Maßnahmen unterstützten – und damit Pflegekräfte entlasten. Die erhobenen Daten könnten dabei in weiteren Bereichen eingesetzt werden: beispielsweise bei der Ableitung von Abrechnungszahlen, der Qualitätssicherung oder Anwendungen auf Basis künstlicher Intelligenz.

    Ebenfalls großes, bislang noch wenig genutztes Potenzial bietet die Telepflege, also die pflegerische Betreuung über räumliche Distanzen hinweg. Diese kann etwa zur Beurteilung beziehungsweise Behandlung chronischer Wunden eingesetzt werden. Daneben gibt es bereits heute eine ganze Reihe nützlicher digitaler Tools, die Pflegende bei ihrer Arbeit unterstützen: Von smarten Trinkbechern, die selbstständig Trinkmengen aufzeichnen oder Matratzen, die Schlafgewohnheit, Bewegung und Feuchtigkeit (Stichwort Inkontinenz) erfassen und darauf aufbauend Maßnahmen empfehlen.

    Über die genannten praktischen Vorteile hinweg, kann die Digitalisierung dabei helfen, den pflegerischen Berufsstand insgesamt aufzuwerten. Ein digitaler Beruf, der weniger körperlich belastend und gleichzeitig moderner und zeitgemäßer als der heutige ist, würde helfen, mehr Nachwuchs zu gewinnen, und könnte die verhältnismäßig hohe Zahl derjenigen verringern, die dem Beruf frühzeitig den Rücken kehren.

    Voraussetzungen für die digitale Pflege

    Die aufgeführten Punkte zeigen deutlich das Potenzial der Digitalisierung für die Pflege – mindestens genauso groß ist das nötige Engagement, um dieses zu heben. Es braucht einen konsequenten Auf- und Ausbau der Infrastrukturen wie schnelles Internet und Anschluss an die Telematikinfrastruktur. Außerdem müssen papiergebundene Verfahren konsequent durch elektronische abgelöst werden, um mehr menschliche Pflege zu ermöglichen. Für eine reibungslosere Vernetzung und Datenverarbeitung sind zudem einheitliche Standards nötig. Gleichzeitig gilt es, sowohl die Pflegenden als auch die zu Pflegenden und ihre Angehörigen von digitalen Kompetenzen voraus, die konkrete Mehrwerte verständlich machen. Denn es ist klar: Digitalisierung zum reinen Selbstzweck wird am Ende niemanden überzeugen.

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