Unter chronischen Krankheiten versteht man Leiden, die Betroffene ihr Leben lang begleiten, sich häufig in ihrem Verlauf beziehungsweise in Phasen verschlechtern oder unvorhersehbar immer wieder auftreten können.
Bettina Zippel-Schultz
Leiterin Innovationsmanagement Deutsche Stiftung für chronisch Kranke
Chronische Erkrankungen bringen körperliche, soziale und psychische Beeinträchtigungen in vielen Bereichen des Lebens mit sich. Die Diagnose stellt häufig einen Einschnitt im Leben eines Menschen dar und hat Auswirkungen auf Berufsleben, Psyche sowie Beziehungsstrukturen in Familie und Freundeskreis.
Chronisch kranke Menschen sind die häufigste Behandlungsgruppe in Arztpraxen und Krankenhäusern. Durch den demographischen Wandel wird der Bedarf chronisch Kranker in den nächsten Jahren ansteigen, ohne dass im gleichen Maße die Kapazitäten des Gesundheitswesens ausgebaut werden. Weite Anreisen oder lange Wartezeiten sind die Folge. Zudem sind an der Behandlung chronisch kranker Menschen verschiedene Ärzte beteiligt. Dem aktuell behandelnden Arzt stehen dadurch relevante Informationen nicht immer zur Verfügung. Das erschwert eine optimale, an den Bedürfnissen der Patienten ausgerichtete Versorgung.
Die Limitationen unseres vor allem analogen Gesundheitssystems wurden im Angesicht der Corona-Pandemie noch deutlicher. Insbesondere die regelmäßige Versorgung von chronisch Kranken wurde durch eine eingeschränkte Verfügbarkeit, eine grundsätzliche Unsicherheit und die Angst der Patienten vor Ansteckung extrem beeinträchtigt.
Patienten haben mit dem eigenen Verhalten einen großen Einfluss auf den Krankheitsverlauf. Sie sollten ihre Versorgung aktiv mitgestalten und – falls sie dies wünschen – in Entscheidungen einbezogen werden. Dies geschieht aktuell zu wenig, obwohl sich Patienten teilweise zu Spezialisten für ihr Krankheitsbild entwickeln.
Es ist ein wichtiges Anliegen der Deutschen Stiftung für chronisch Kranke, dass chronisch erkrankte Menschen ein möglichst selbstbestimmtes und krankheitsunabhängiges Leben führen können. Eine große Chance bieten digitale Lösungen. Digitale Fallakten verknüpfen Akteure miteinander. Dadurch stehen Informationen orts- und zeitunabhängig bereit. Implantierte medizinische Geräte, wie Herzschrittmacher, können mithilfe einer Fernabfrage Informationen übermitteln. Patienten und medizinisches Personal sparen so nicht nur Zeit, sondern gewährleisten in Zeiten von COVID-19 auch Sich erheit durch Distanz. Auch psychotherapeutische Videosprechstunden bieten den Patienten und Therapeuten sichere Kontaktmöglichkeiten. Digitale Lösungen können zudem Patienten, zum Beispiel durch eine App oder Wearables, stärker an der eigenen Versorgung beteiligen.
Es bedarf alternativer und innovativer Lösungsansätze, um den Herausforderungen im deutschen Gesundheitswesen zu begegnen. Es sollte unser aller Ziel sein, eine patientenzentrierte, abgestimmte und qualitativ hochwertige medizinische Versorgung überall, zu jeder Zeit und am Bedarf des Patienten orientiert sicherzustellen.
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