Zuerst litt Doreen Reimann (43) unter den Schmerzen, dann unter den Nebenwirkungen der Medikamente. Schließlich veränderte ein sogenanntes Biologikum das Leben der Rheumapatientin. Sie konnte wieder laufen und sogar Sport treiben. Auch die Umstellung auf ein Biosimilar hat daran nichtsgeändert. Das verdankt Doreen Reimann nicht zuletzt ihrer Ärztin.
Wenn Doreen Reimann auf ihr Fahrrad steigt, muss sie manchmal an früher denken. An die Schmerzen bei fast jeder Bewegung. An die Übelkeit, die von den Medikamenten kam. Und an die Krücken, ohne die sie an manchen Tagen gar nicht aus dem Haus kam. Dann spürt Doreen Reimann Erleichterung: „Dass ich wieder aktiv am Leben teilnehmen kann, erscheint mir zuweilen noch wie ein Wunder“, sagt sie.
Die 43-Jährige leidet an rheumatoider Arthritis – das ist eine Autoimmunkrankheit, die die Gelenke angreift und schmerzhafte Entzündungen hervorruft. Eine Krankheit, die in Schüben kommt und das Leben der Betroffenen radikal verändert.
Vor 17 Jahren erhielt Doreen Reimann die Diagnose. Und erste Medikamente. „Mein Arzt begann damals mit der Standardtherapie und verschrieb mir Methotrexat (MTX)“, erzählt sie. „Anders als andere Patienten aber vertrug ich das Mittel nicht. Ich bekam Haarausfall, litt oft unter Durchfall und hatte alle zwei Monate schwere, schmerzhafte Schübe.“ Das Schlimmste aber war für Doreen Reimann die Isolation. „Dieses Gefühl, am Leben nicht mehr teilnehmen zu können, war echt hart“, sagt sie. „Ich kam kaum eine Treppe hoch, brauchte morgens eine halbe Stunde, bis ich mich bewegen konnte, und hatte kaum noch Privatleben, weil ich all meine Kraft für den Job brauchte.“
Ein Arztwechsel führte die Krankenschwester in den normalen Alltag zurück. Die Rheumatologin Dr. Silke Zinke sah schnell, dass ihre neue Patientin nicht ausreichend therapiert war, und erweiterte die Behandlung mit einer weiteren herkömmlichen Basistherapie. Auch die hatte massive Nebenwirkungen. Also bekam Doreen Reimann – zusätzlich zum MTX – ein Biologikum. Ein Medikament, das bei Rheuma verabreicht wird, wenn die Standardtherapie nicht greift.
„Ich behandle derzeit rund 300 Patienten mit Biologika und erziele damit in der Regel sehr gute Therapieerfolge“, so Zinke. „MTX ist – wenn keine Ausschlussfaktoren bestehen – nach den Leitlinien immer Mittel der ersten Wahl. Sofern es aber nicht genügend anschlägt und die Erkrankung, wie bei Frau Reimann, eine hohe Aktivität hat oder ein großes Risiko für Gelenkzerstörungen besteht, beginne ich möglichst früh mit einer Biologikatherapie.“
Das Problem: Biologika sind sehr kostspielig. Aufgrund ihrer Komplexität lassen sie sich nicht auf chemischem Weg produzieren, sondern nur mittels aufwendiger biotechnologischer Verfahren. So werden sie zum Beispiel in gentechnisch veränderten Zellen – etwa von Tieren oder Bakterien – hergestellt. Biopharmazeutika wirken gezielter als andere Medikamente und bieten bei schweren Erkrankungen, wie Krebs, multipler Sklerose oder eben bei rheumatischen Erkrankungen, oft neue Behandlungsmöglichkeiten. Für Doreen Reimann war ein Biologikum die Rettung. „Es begann ein neues Leben“, erzählt sie. „Ich konnte das MTX schnell reduzieren, was den Haarausfall und den Durchfall stoppte. Nach und nach konnte ich mich besser bewegen, sogar mit Yoga und Pilates anfangen. Heute habe ich zwar immer noch Schübe, aber die kommen seltener und nicht mehr so stark. Ein Dilemma gibt es trotzdem – für die behandelnde Ärztin: „Bei jeder Therapie muss ich auch darauf achten, dass sie bezahlbar ist“, erklärt Dr. Zinke. „Deshalb versuche ich, sooft es geht, ein sogenanntes Biosimilar zu verschreiben. Das ist das Nachahmerprodukt eines Originalpräparates, das genauso wirkt – aber günstiger ist.“
Von dem Medikament, das Doreen Reimann so gut half, gibt es seit Oktober vergangenen Jahres Biosimilars. Noch im selben Monat schlug Dr. Zinke ihrer Patientin die Umstellung vor. Ein heikles Unterfangen, wie sie aus Erfahrung weiß: „Wenn es um die Umstellung geht, sind viele Patienten zunächst verunsichert“, sagt sie. „Immerhin geht es hier um ein lebensveränderndes Medikament, und viele Patienten haben einfach Angst, die Lebensqualität, die sie gerade erst gewonnen haben, wieder aufs Spiel zu setzen.“
Deshalb nimmt sich Dr. Silke Zinke in diesen Fällen für die Umstellung viel Zeit. Sie weiß, dass eine psychische Barriere beim Patienten die Therapie gefährden kann. „Wenn jemand an die Wirkung eines Medikaments nicht glaubt, kann es sein, dass es nicht wirkt oder gravierende Nebenwirkungen hat. Dann riskiert man als Arzt den medizinischen Erfolg und – sofern man die Beratung nicht ernst genug genommen hat – auch das Vertrauen des Patienten.“
Für Doreen Reimann bedeutete die Umstellung keinen großen Einschnitt. „Ich habe verstanden, warum ich das günstigere Arzneimittel nehmen soll“, sagt sie. „Ich finde es richtig, dass meine Ärztin auch auf die Kosten achtet. Und weil sie mich in Ruhe drauf vorbereitet hat, hatte ich auch die Sorge nicht, dass das neue Medikament nicht wirkt.“
Und so kann Doreen Reimann nicht bloß Fahrrad fahren und Treppen steigen. Sie kann auch wieder arbeiten. Die Grenzen, die ihr die Krankheit setzt, hat sie akzeptiert. Aber die Mobilität, die sie ihr mühsam wieder abgerungen hat, die verteidigt sie. Es fühlt sich einfach so viel besser an, das Leben, ohne die Schmerzen.
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