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    Kleine Erreger mit großer Gefahr

    Foto: Kateryna Kon via Shutterstock

    Eines muss man den Antibiotikaresistenzen lassen: Sie sind weltweit bekannt. Auch wenn die Weltbevölkerung auf ihre Popularität sicher gut verzichten könnte. 

    Sogar die deutsche G7-Präsidentschaft griff ihre Bekämpfung vor ein paar Jahren auf. So gefährlich sind inzwischen global ihre Auswirkungen. Hinzu kommen weitere Faktoren, die die Situation verschärfen. Umso wichtiger ist es, dass sich wenigstens Patienten bei der Einnahme genau nach Verordnungen von Ärzten beziehungsweise Apothekern richten.

    Das grundlegende Problem der Resistenzen: Mediziner setzen Antibiotika erfolgreich ein, um Bakterien bei Infektionen zu bekämpfen. Patienten verwenden sie dann als Tabletten, Tropfen oder Salben, wenn sie zum Beispiel unter Krankheiten wie Magenschleimhaut- oder Blasenentzündungen, Salmonellen-infektionen oder Bronchitis leiden. Allerdings treten mit der Zeit sogenannte Widerstandsfähigkeiten auf – und dann wirkt das Antibiotikum nicht mehr gegen die Bakterien. Letztere sind nämlich wahre Überlebenskünstler, verändern sich anpassungsfähig im Erbgut und werden unempfindlich.

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    Resistente Bakterien

    Sobald ein Antibiotikum auf dem Markt ist, tötet es zwar die empfindlichen Bakterien. Die Resistenten überleben jedoch und vermehren sich. Das Antibiotikum wird langfristig unwirksam. Die Folgen: Wegen der Resistenzen lassen sich Infektionen schwerer behandeln. Sie dauern – genauso wie die Krankenhausaufenthalte – länger. Patienten müssen von anderen räumlich getrennt werden. Es braucht spezielle Antibiotika, die oft mehr Nebenwirkungen haben. Sogar behandelbare Infektionen entwickeln sich lebensbedrohlich. Gefährdet sind besonders Betroffene mit schwachem Immunsystem wie Kinder, ältere Menschen, Krebspatienten, Diabetiker oder Organtransplantierte. Es gibt sogar die Variante von multiresistenten Keimen, die gegenüber verschiedenen Antibiotika resistent sind. 

    Globale Herausforderung

    Da diese Antibiotikaresistenzen weltweit zunehmen, sind sie eine der größten Herausforderungen für die globale Gesundheit. 2015 hat die Weltgesundheitsversammlung der WHO einen entsprechenden Aktionsplan verabschiedet. Hierzulande sollen nach Angaben des Bundesgesundheitsministeriums jedes Jahr zwischen 7.500 und 15.000 Menschen sterben, weil sie eine Infektion erleiden, bei der Antibiotika versagen. Das ist ein Vielfaches der Zahl von Todesopfern im Straßenverkehr. Deutschland investiert mehrere Millionen in die Erforschung neuer Antibiotika, weil trotz der Gefahr zu wenig neue auf den Markt kommen. Denn auch die Pharmaindustrie zögert bei Investitionen, wenn Medikamente zu schnell ihre Wirkung verlieren. 

    Mangelnde Aufklärung

    Im praktischen Einsatz können aber auch Patienten einige Fehler unterlaufen, die die Zunahme der Resistenzen befördern. So hat der Bundesverband der Arzneimittel-Hersteller (BAH) 2017 durch Umfragen herausgefunden, dass Antibiotika noch immer eine große Unbekannte sind. Danach wissen fast sechs von zehn Bundesbürgern nicht, dass sie ausschließlich gegen Bakterien wirken. Nur rund 60 Prozent wissen, dass Resistenzen gefördert werden, wenn man das Antibiotikum vorzeitig absetzt. Zehn Prozent geben sogar zu, einmal oder mehrmals Antibiotika verwendet zu haben, die für diesen Fall nicht vom Arzt verschrieben worden waren. Einige tendieren sogar zur Vorratshaltung.

    Kommunikation zwischen Arzt und Patienten

    Negative Folgen hat das für den jeweiligen Patienten. Es ist aber auch eine Gefährdung der öffentlichen Gesundheit. Mehr Aufklärungsarbeit können hier Ärzte und Apotheker leisten. Allerdings sind sie auf die Kooperationsbereitschaft des Patienten angewiesen.

    Zu beachten sind in der Therapie nämlich mehrere Faktoren: Oft werden Antibiotika zu häufig, zu kurz oder zu niedrig dosiert eingenommen. Der klassische Fehler ist, dass der Betroffene das Antibiotikum nicht konsequent bis zum Schluss einnimmt. Beschwerden nehmen zwar nach einigen Tagen ab, aber nur weil die Symptome verschwinden, sind die Bakterien nicht vollständig besiegt. Die Krankheit kann sogar erneut ausbrechen und stärker werden. Und es können sich Resistenzen bilden. 

    Termingenaue Therapietreue

    Patienten sollten sich nach der Diagnose des Arztes an die festgelegte Dauer halten, die manchmal auf den Tag genau ist. Relevant ist dann nicht die leere Packung, sondern der Zeitraum der Einnahme. Dafür spielen Faktoren wie Wirkstoff oder Erkrankung eine Rolle. Manchmal braucht es auch zwei Antibiotika gleichzeitig.

    Problematisch ist es, wenn sie aus dem Urlaub mitgebracht werden, um sie ohne ärztliche Verordnung einzunehmen. Außerdem sind sie nicht für die Aufbewahrung oder Dritte geeignet. Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten sind ebenfalls zu beachten. Lästige Nebenwirkungen sind nämlich ein weiterer Grund für eine fehlende Therapietreue. Der Betroffene sollte dann den Mediziner darüber informieren. Tröstlich für den Patienten: Auch für Arzt und Apotheker ist die Gabe von Antibiotika inzwischen eine Wissenschaft für sich. 

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