Was Augenärztinnen und Augenärzte erkennen können
Prof. Dr. Gerd Geerling
Direktor der Klinik für Augenheilkunde an der Universitätsklinik Düsseldorf und Leiter des Ressorts „Trockenes Auge und Oberflächenerkrankungen“ im Berufsverband der Augenärzte Deutschlands e. V.
Foto: Universitätsklinikum Düsseldorf
Eine Augenuntersuchung kann helfen, Erkrankungen zu diagnostizieren.
Als Augenarzt bzw. Augenärztin erfahren wir bei der Untersuchung viel über die Gesundheit unserer Patientinnen und Patienten: Bluthochdruck, Diabetes mellitus, Rheuma, Infektions- und Stoffwechselerkrankungen, aber auch neurologische Erkrankungen, wie Multiple Sklerose (MS) – eine Augenuntersuchung kann helfen, diese Erkrankungen zu diagnostizieren.
Die augenärztliche Betrachtung der Netz- und Aderhautgefäße, die zu den kleinsten Gefäßen des Körpers gehören, lässt Rückschlüsse auf die Durchblutung im gesamten Körper zu. Werden dort winzige Blutungen, Aussackungen oder Gefäßneubildungen festgestellt, kann dies ein Zeichen für einen unerkannten Diabetes mellitus oder Bluthochdruck sein. Diabetes und ein erhöhter Blutdruck können alle Gefäße im Körper schädigen. Liegen am Auge bereits Veränderungen vor, ist es daher für den gesamten Körper ein ernstzunehmendes Warnsignal, dass auch die Gefäße an Herz oder Nieren betroffen sein können.
Gelbfärbungen der Augen sind in der Regel eine Blickdiagnose. Sie sind oft ein Anzeichen für schwere Störungen der Leber oder Galle. Schwellungen am Sehnerv bleiben oft unbemerkt, können aber ein erstes Zeichen für eine neurologische Erkrankung wie Multiple Sklerose sein. Betroffene sehen dann unscharf, die Farben erscheinen blass, die Kontraste verschwommen und Augenbewegungen schmerzen.
Auch bei bereits bekannten chronischen Erkrankungen empfiehlt sich eine regelmäßige augenärztliche Untersuchung, um die Augen gesund zu halten und Auswirkungen der Erkrankungen auf den Körper besser einschätzen und therapieren zu können.
Es gibt eine Vielzahl an Krankheiten, die sich am Auge manifestieren: Schilddrüsenerkrankungen, Rheuma, Schlaganfälle bis hin zu Nebenwirkungen bestimmter Medikamente. Augenärztinnen und Augenärzte können bereits erste Anzeichen und Anomalien mit minimal invasiven, schmerzfreien und risikoarmen Untersuchungen feststellen und bei Bedarf an weitere Spezialistinnen und Spezialisten überweisen. So unterstützen wir die ganzheitliche Gesundheit unserer Patientinnen und Patienten.