Die drei häufigsten altersabhängigen Augenerkrankungen sind: Katarakt (grauer Star), Glaukom (grüner Star) und Makuladegeneration (AMD)
Frühzeitig erkannt ist es möglich, sinnvolle individuelle Behandlungsstrategien zur Vermeidung von Sehbeeinträchtigung oder gar Erblindung zu entwickeln und anzuwenden.
Dr. Maria Baumgart
Augenärztin aus Münster und Gründungsmitglied des AMD-Netz
Foto: Privat
Katarakt – Grauer Star
Katarakt ist eine Trübung der Linse, deren häufigste Ursache das höhere Lebensalter ist. 100 % aller älteren Menschen bekommen einen grauen Star, 50 % in der Art, dass man ihn operieren muss. Der betroffene Patient bemerkt eine allmähliche Sehverschlechterung. Die Therapie erfolgt ambulant und oft in Lokalanästhesie. Die trübe Linse wird entfernt und eine Kunstlinse implantiert. Die Operation ist ein Wahleingriff und empfehlenswert, wenn die Sehschärfe trotz bestmöglicher Brillenkorrektur bei maximal 60 % liegt und der Patient einen Leidensdruck entwickelt. Die Katarakt-OP ist ein risikoarmer, sehr effizienter Eingriff. Evidenzbasierte vorbeugende Maßnahmen gegen die Entwicklung eines grauen Stars sind derzeit nicht bekannt.
Glaukom – Grüner Star
Glaukom ist eine Erkrankung (Neurodegeneration) des Sehnervs, deren Ursache noch nicht in allen Facetten bekannt ist. Sie geht häufig (ca. 60 %) mit erhöhtem Augeninnendruck einher, aber auch das sogenannte Normaldruckglaukom (ca. 40 %) ist nicht selten.
Das Risiko, an Glaukom zu erkranken, steigt deutlich mit dem Lebensalter (ca. 4 % aller Menschen über 75 Jahren). Es gibt viele weitere Risikofaktoren: Genetische Belastung, hohe Myopie, Hypo- und Hypertonie, Pseudoexfoliation der Linse, Medikamente usw.
Glaukome schädigen den Sehnerv, sind schmerzfrei, entwickeln sich schleichend und sind lange Zeit für den Betroffenen ohne wahrnehmbare Beeinträchtigungen. Erst im weit fortgeschrittenen Stadium kommt es zu Gesichtsfelddefekten, Visusverlust und Nachtblindheit, die dann irreversibel sind, im besten Fall aber gestoppt werden können. Daher sind regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen (Druckmessung und genaue binokulare Untersuchung des Sehnervs) sehr sinnhaft. Die Therapie des Glaukoms besteht im Wesentlichen in drucksenkenden Maßnahmen (Augentropfen, Lasertherapien und – falls dies nicht ausreichen sollte – verschiedenen operativen Verfahren). Frühzeitig eingesetzt sind diese Therapien sehr effizient und können in den meisten Fällen eine Erblindung verhindern. Dennoch ist ein Glau- kom in Deutschland immer noch die zweithäufigste Erblindungsursache.
AMD – Altersabhängige Makuladegeneration
Altersbedingte Makuladegeneration ist eine lokale Stoffwechselerkrankung der Netzhautmitte, dem Bereich der Netzhaut, mit der scharfes Sehen möglich wird. Die drei wichtigsten, gesicherten Risikofaktoren der AMD sind das Lebensalter, die genetische Disposition und das Rauchen. Positiv scheinen sich eine gesunde, vitaminreiche Ernährung, ausreichend Bewegung, ein normaler Cholesterinspiegel und Blutdruck sowie das Tragen einer Sonnenbrille bei UV-Exposition auszuwirken.
Die trockene Form schreitet eher langsam fort und macht sich im fortgeschrittenen Stadium durch verminderte Sehschärfe und Verzerrtsehen (schiefe Fugen der Badezimmerfliesen) bemerkbar. Bei der feuchten AMD kommt es zu Flüssigkeitsansammlungen und Blutungen durch schadhafte Gefäße, die sich als Reaktion der Netzhaut auf ihre schlechte Versorgungslage bilden.
Während es für die trockene Form derzeit keine gut wirkende Therapie gibt, kann die feuchte, aggressivere Form sehr erfolgreich mit Medikamenten behandelt werden, die direkt in den Glaskörper gespritzt werden. Da es sich um eine chronische Erkrankung handelt, müssen diese intravitrealen Injektionen (IVOM) oft über Jahre immer wieder verabreicht werden. Derzeit ist diese Therapie alternativlos.
Für Katarakt, Glaukom und AMD gilt gleichermaßen: Frühzeitig erkannt ist es möglich, sinnvolle individuelle Behandlungsstrategien zur Vermeidung von Sehbeeinträchtigung oder gar Erblindung zu entwickeln und anzuwenden.
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MESSETIPP
Der DOG-Kongress ist die jährliche Tagung der Deutschen Ophthalmologischen Gesellschaft, die sich mit den neuesten Entwicklungen und Forschungen in der Augenheilkunde befasst. Der Kongress bietet eine Plattform für Fachvorträge, Workshops und Diskussionen zu aktuellen Themen und Innovationen in der Augenmedizin. Teilnehmer können sich über Fortschritte in der Forschung informieren, Netzwerke knüpfen und von Experten lernen. Der Kongress fördert zudem junge Wissenschaftler durch Preise und Stipendien.
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