Kamerun/Bensheim. Es gibt ihn im Leben fast aller Menschen: diesen Moment, der das eigene Leben für immer in ein „Vorher“ und „Nachher“ teilt. Eine Geburt zum Beispiel, die Begegnung mit einem wichtigen Menschen oder die Heirat. Momente, an die man sich für immer erinnert. Wendepunkte.
Für den dreijährigen Nahel kommt solch ein Wendpunkt früh in seinem Leben. Der Junge wird mit beidseitigem Katarakt geboren und kann kaum sehen. Er ist der Zweitjüngste von vier Geschwistern und lebt mit den Eltern in einem Dorf im Westen Kameruns. Das Geld ist knapp, oft gibt es für die Kinder nur eine Mahlzeit am Tag.
Wenn die Eltern morgens aus dem Haus gehen, wissen sie nicht, ob sie an diesem Tag überhaupt etwas verdienen werden, denn viele Kunden hat das Paar, das mit Holz und Samen handelt, nicht. Während Vater und Mutter unterwegs sind, sitzt Nahel oft vor dem Haus. Möchte er eine Sache genauer betrachten, ein Bild zum Beispiel oder einen Stein, hält er sie so dicht vor die Augen, dass er mit der Nasenspitze daran stößt. Derweil rennen um ihn herum die anderen Kinder des Dorfes einem Ball hinterher. Der Junge hört es genau, aber sehen kann er sie kaum!
Nahels Sicht ist schon sehr schlecht und wenn nicht bald etwas geschieht, wird er unheilbar erblinden. Das erfährt die Familie eines Tages, als ein Team des „Acha Eye Hospitals“ aus der knapp 70 Kilometer entfernten Stadt Bafoussam ins Dorf kommt, um die Bewohnerinnen und Bewohner zu untersuchen. „Wir müssen Nahel jetzt operieren“, erklärt Krankenschwester Comfort.„Irgendwann wird es nicht mehr möglich sein, sein Augenlicht vollständig zu retten.“
Die Eltern sind verzweifelt: Ihr Sohn könnte geheilt werden, doch sie haben die Mittel nicht. Wer würde in einem Land ein Kind unentgeltlich operieren, in dem noch nicht einmal der Schulbesuch kostenlos ist? Doch genau das tun die Ärzte des „Acha Eye Hospitals in Bafoussam“.
Schon lange hilft das Krankenhaus in der regionalen Hauptstadt auch armen Patienten. Seit 1999 mit Hilfe der Christoffel-Blindenmission (CBM) aufgebaut und gefördert unternimmt die Einrichtung alles, um so viele Menschen wie möglich zu operieren und ihre Augenkrankheiten zu heilen.
Erleichtert macht sich die Familie auf den Weg und ihr zweitjüngstes Kind wird operiert. Der Eingriff verläuft gut, doch die Ärzte sagen auch, dass Nahel nun eine Brille braucht, also betritt der Junge den krankenhauseigenen Optikerraum. Dort staunt er nicht schlecht über die technischen Geräte und den großen Spiegel an der Wand. Nachdem ihm der Optiker ein Modell aus schwarzem Kunststoff angepasst hat, fordert er das Kind auf, sich in dem Spiegel zu betrachten. Lange steht Nahel vor dem reflektierenden Glas. Es ist der Wendepunkt in seinem Leben: Gestern sah er die Hand vor Augen nicht, heute sieht er alles, seine Arme, die Beine, den Kopf, das weiße Gewand, in das er zur Feier des Tages gekleidet ist. Und langsam begreift er es: Er kann wieder sehen!
So wie Nahel warten weltweit unzählige blinde Kinder auf ihre persönlichen Wendepunkte. Wir machen sie möglich – mit Ihnen gemeinsam für betroffene Menschen im Globalen Süden:
Über die CBM
Die Christoffel-Blindenmission (CBM) ist eine internationale Entwicklungsorganisation für Menschen mit Behinderungen. Ihr Namensgeber ist Ernst Jakob Christoffel, der 1908 in den Orient reiste, um blinden und anders behinderten Menschen zu helfen.
Ziel der CBM ist es, den Kreislauf aus Armut und Behinderung in Entwicklungsländern zu durchbrechen und für Menschen mit Behinderungen bessere Lebensqualität und Chancengleichheit zu schaffen.
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