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  • Augenblick, bitte!

    Fehlsichtigkeit bei Kindern

    Foto: oes via Shutterstock.com

    Eine Fehlsichtigkeit (Brechungsfehler des Auges) liegt vor, wenn die Brechkraft des Auges (Hornhaut und Linse) und die Augenlänge nicht aufeinander abgestimmt sind oder eine ungleichmäßige Wölbung der Hornhaut besteht. Fehlsichtigkeiten werden im Kindesalter in der Regel durch Brillen ausgeglichen.

    Petra Kampmann

    Orthoptistin,
    PR-Beauftragte des Berufsverbandes Orthoptik Deutschland e. V

    Ist die Augenlänge zu kurz oder die Brechkraft der optischen Medien zu schwach, resultiert eine Weitsichtigkeit (Hyperopie). Die eintretenden Lichtstrahlen werden folglich nicht auf der Netzhaut, sondern erst hinter dieser gebündelt, so können Gegenstände in der Nähe nicht scharf erkannt werden. Da Kinder in der Regel eine sehr gute Akkommodationsfähigkeit (Anpassungsfähigkeit der Linse) besitzen, kann eine Weitsichtigkeit oft kompensiert werden und damit auch lange unerkannt bleiben. Eine Kurzsichtigkeit (Myopie) entsteht, wenn der Augapfel zu lang oder die Brechkraft der optischen Medien zu stark ist. Die eintretenden Lichtstrahlen werden bereits vor der Netzhaut gebündelt, sodass ein verschwommenes Sehen in der Ferne resultiert.

    Eine Hornhautverkrümmung (Stabsichtigkeit, Astigmatismus) kann zusammen mit einer Weit- oder Kurzsichtigkeit, aber auch als eigenständige Fehlsichtigkeit auftreten. Aufgrund ungleichmäßiger Wölbung der Hornhaut werden die
    Lichtstrahlen unterschiedlich gebrochen, sodass auf der Netzhaut ein verzerrtes Bild entsteht.

    Leider werden sowohl ein- als auch beidseitige Fehlsichtigkeiten im Kindesalter häufig nicht erkannt. Eltern können die verminderte Sehschärfe im Alltag oftmals nicht bemerken und die Kinder halten ihr Sehvermögen für „normal“. In den ersten Lebensjahren bis zum Schulalter reift die Sehschärfe. Wenn in dieser Zeit kein scharfes Bild auf der Netzhaut gewährleistet wird, kann sich eine irreversible Sehschwäche ausbilden, die Einfluss auf die gesamte Entwicklung des Kindes und auch auf das Schul- und Berufsleben haben kann.

    Der Berufsverband Orthoptik e. V. erklärt, dass eine qualitativ hochwertige Abbildung in beiden Augen auch für ein gutes gemeinsames Sehen beider Augen erforderlich ist. Insbesondere einseitige Brechungsfehler werden meist nicht bemerkt, da sie ohne Anzeichen einer Sehschwäche auftreten. Daher wird für alle Kinder eine augenärztliche und orthoptische Untersuchung spätestens nach dem zweiten Geburtstag dringend empfohlen.

    Einen wertvollen Beitrag zur Früherkennung von Fehlsichtigkeiten bieten die im Rahmen der gesetzlichen Vorsorge eingeführten Untersuchungen beim Kinderarzt. Sollte bei diesem Screening auch nur ein geringer Verdacht auf eine Sehschwäche bestehen oder werden unabhängig davon „Alarmzeichen“ beobachtet, wird eine rasche Abklärung bei einem Augenarzt mit Orthoptisten angeraten.

    Der Berufsverband Orthoptik e. V. rät Eltern, dringend auf „Alarmsignale“ zu achten, die Hinweise auf eine beeinträchtigte Sehleistung sein könnten: Bei familiärer Vorbelastung, zeitweiligem Schielen über den sechsten Lebensmonat hinaus, Schiefhaltung des Kopfes oder Augenzittern sollte eine frühzeitige Untersuchung bis zum zwölftem Lebensmonat erfolgen. Späteres Augenreiben, vermehrtes Blinzeln, Zwinkern oder Zukneifen der Augen, Stolpern sowie das Auftreten von Kopfschmerzen sollten zeitnah durch eine augenärztliche und orthoptische Untersuchung abgeklärt werden.

    Bei regelrechter kindlicher Sehentwicklung beider Augen sollte auch eine etwaige entstehende „Schulmyopie“ (Auftreten einer Kurzsichtigkeit im Schulalter) nicht übersehen werden. Das Freizeit- und Arbeitsverhalten der Kinder hat nach aktuellen Studien einen gravierenden Einfluss auf die globale Zunahme von höheren Kurzsichtigkeiten.

    „Eltern sind überrascht, wenn sie hören, dass jeden Tag zwei Stunden Aufenthalt im Freien bei Tageslicht, ein ausreichender Naharbeitsabstand und Naharbeitspausen eine Myopieentwicklung teilweise verhindern können“, berichtet Elke van Alen (Orthoptistin) aus ihrer Praxis.

    Sie führt weiter aus, dass Eltern bei familiärer Vorbelastung mit Kurzsichtigkeit besonders aufmerksam sein sollten, gerade in den Wachstumsphasen, zum Schulwechsel mit zehn bis zwölf Jahren und in der Pubertät. Ihre Erfahrung ist: „Eltern sind erstaunt, wenn wir im Rahmen der Aufklärung zur Myopieprävention darüber informieren, dass wir heute in vielen Fällen auch über verschiedene Methoden in der Lage sind, eine ansteigende Kurzsichtigkeit abbremsen zu können. Insbesondere da dies mittlerweile auch mit Augentropfen oder speziellen Brillengläsern und Kontaktlinsen möglich ist.“

    Eine frühzeitige Aufklärung zu präventiven Maßnahmen bieten viele Augenärzte und der Berufsverband Orthoptik Deutschland e. V. (BOD). Auf der Website des Berufsverbandes (www.orthoptik.de) ist eine Liste aller augenärztlichen Praxen mit orthoptischer Einrichtung aufgeführt.

    Weitere Informationen und Spezialisten in Ihrer Nähe finden Sie auf:

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