Schätzungen zufolge ist in Deutschland mindestens jeder Vierte kurzsichtig. Experten erwarten, dass im Jahr 2050 in Europa jeder Zweite kurzsichtig ist. Vor allem bei Kindern wird vor steigenden Betroffenenzahlen gewarnt. Was Myopie ist und was Eltern tun können, verrät die Patientenselbsthilfeorganisation PRO RETINA Deutschland e.V.
Während Kinder bis zur Einschulung meist weitsichtig sind, fördert häufige Naharbeit in der Schule, am Smartphone oder Computer die Entwicklung der Kurzsichtigkeit.
MYOPIE – KURZ ERKLÄRT
Bei einem Normalsichtigen bewirkt die Brechung von Hornhaut und Linse, dass Lichtstrahlen durch das Auge gebündelt werden. Sind die Brechkraft des Auges und die Länge des Augapfels, die in der Regel 24 mm beträgt, genau aufeinander abgestimmt, treffen die Lichtstrahlen auf der Netzhaut zusammen. Es entsteht für den Betrachter ein scharfes Bild. Der Grund für eine Kurzsichtigkeit ist meist ein zu langer Augapfel oder eine zu hohe Brechkraft der Linse. Eine Verlängerung des Auges um nur einen Millimeter verursacht etwa 2.7 Dioptrien (dpt) Kurzsichtigkeit.
Die zwei Formen der Myopie
Die „Schulmyopie“ ist mit rund 90 % der Fälle die häufigste Form. Sie endet im Erwachsenenalter bei rund -6 dpt. Während Kinder bis zur Einschulung meist weitsichtig sind, fördert häufige Naharbeit in der Schule, am Smartphone oder Computer die Entwicklung der Kurzsichtigkeit. Man vermutet, dass durch solche Naharbeiten das Längenwachstum des Augapfels angeregt wird.
Aber auch genetische Faktoren spielen eine Rolle: Bei Kindern, deren Eltern kurzsichtig sind, ist die Gefahr einer Zunahme der Kurzsichtigkeit deutlich größer. Ist die Kurzsichtigkeit angeboren, zeigt sie sich bereits bei jungen Kindern. Diese „hohe“ oder „pathologische Myopie“ ist eine fortschreitende schwere Form der Kurzsichtigkeit. Sie ist nicht selten mit Werten von 20 dpt oder mehr verbunden. In Deutschland betrifft sie lediglich 5 % der Bevölkerung. Menschen mit hoher Myopie haben zudem ein erhöhtes Risiko der Netzhautablösung, einer Riss- und Lochbildung in der Netzhaut und einer Erhöhung des Augeninnendrucks (Glaukom) und Linsentrübung (Katarakt).
Aufgrund der möglichen Folgeerkrankungen sind für Kurzsichtige regelmäßige Kontrollen beim Augenarzt unabdingbar. Je früher Folgeschäden einer pathologischen Myopie erkannt werden, desto besser stehen die Chancen auf eine erfolgreiche Therapie.
Schulmyopie vorbeugen
Eine bereits bestehende Kurzsichtigkeit kann nicht rückgängig gemacht werden. Jedoch versuchen Augenärzte der Zunahme der Kurzsichtigkeit bei Kindern entgegenzuwirken. Dabei setzen sie bei der Altersgruppe an, in der die Kurzsichtigkeit typischerweise am schnellsten fortschreitet – den acht- bis 15-Jährigen.
Speziell für das Myopie-Management entwickelte Linsen oder Brillengläser können das Fortschreiten der Myopie reduzieren.
Eine Therapie mit gering dosierten Atropin Augentropfen kann bei Kindern zwischen sechs und 14 Jahren das Fortschreiten von Kurzsichtigkeit verlangsamen. Augenärzte empfehlen, Kinder möglichst täglich zwei Stunden im Freien spielen zu lassen. Zudem sollte die Dauer des Nahsehens so gering wie möglich gehalten werden.
MEHR WISSEN:
„Kurzsichtigkeit. (K)Eine Gefahr für das Augenlicht?“
Broschüre von PRO RETINA Deutschland e. V. in der Infothek unter:
www.pro-retina.de