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  • Augenblick, bitte!

    Mehr Nachhaltigkeit, damit wir auch morgen noch Blindheit vermeiden können

    Foto: David Herraez Calzada via Shutterstock.com

    Hätten Sie’s gewusst? Das Gesundheitswesen hat mit etwa vier Prozent einen größeren Anteil am CO2-Fußabdruck als der internationale Flugverkehr! Und in dieser Bilanz spielt die Augenheilkunde keine Nebenrolle: Aufgrund von Volkskrankheiten wie Grauer Star oder Makuladegeneration und den damit verbundenen operativen Eingriffen, den Vor- und Nachuntersuchungen ist der Verbrauch an Ressourcen immens.

    Prof. Dr. med. Gerd Geerling

    Präsident der Deutschen Ophthalmologischen Gesellschaft (DOG)

    Möglichkeiten, die Augenheilkunde ökologisch nachhaltiger zu gestalten, sind daher ein Schwerpunktthema des dies-jährigen DOG-Kongresses. Das beginnt bei der Operation des Grauen Stars, die allein in Deutschland eine Million Mal jährlich stattfindet. Der CO2-Fußabdruck der Kataraktoperation mit moderner Phakoemulsifikationstechnik kann möglicherweise drastisch reduziert werden, wie ein Vergleich eines europäischen mit einem asiatischen Land zeigt. Waschbare, wiederverwertbare OP-Textilien verursachen bis zu 50 Prozent geringere CO2-Emissionen als Einmaltextilien, die mit bis zu 300 Prozent höherem Energie- und Wasserverbrauch und 750 Prozent mehr Müll verbunden sind. Die Verwendung umweltschonender Inhalationsanästhetika senkt den CO2-Abdruck bei Narkosen um 95 Prozent.

    Ziel ist ein möglichst geringer Ressourcenverbrauch bei gleichbleibend hoher Versorgungsqualität.

    Hinzu kommt der Faktor Mobilität. Patientinnen und Patienten, aber auch medizinisches Personal müssen für unzählige Vor- und Nachuntersuchungen anreisen. Doch wie viele dieser Termine sind tatsächlich erforderlich? Eine Studie zeigt, dass nach einer komplikationslosen Operation des Grauen Stars eine kurzfristige Verlaufsuntersuchung nicht notwendig ist; sie hat keinen Einfluss auf das endgültige Sehvermögen. Auch Telefonkonsultationen können Kontrollen ersetzen – und sogar die Zufriedenheit von Patientinnen und Patienten erhöhen. Die Telemedizin bietet weitere Optionen, die Zahl ärztlicher Besuche abzusenken. Großbritannien hat es vorgemacht, dort erfolgt auch die Verschreibung dauerhaft eingenommener Medikamente schon auf App.

    Bleibt der Bereich Fort- und Weiterbildung. Auf dem Kongress etwa sprechen wir nicht nur über mehr Nachhaltigkeit, wir setzen sie auch um: Die DOG hat den Papierverbrauch minimiert, nutzt möglichst umweltfreundliche Drucksachen, unterstützt die Anreise zum Kongress per Bahn, reduziert den Fleischanteil beim Catering und legt Wert auf nachhaltige Partner*innen in der Organisation. Ziel ist ein möglichst geringer Ressourcenverbrauch bei gleichbleibend hoher Versorgungsqualität – damit wir auch morgen noch über genügend Kapazitäten verfügen, um Augenerkrankungen früh zu erkennen und Blindheit zu vermeiden. Über diese Themen informieren der Kongress, die vorliegende Ausgabe und die Woche des Sehens, die vom 5. bis 15. Oktober stattfinden wird.

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