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    Sensibilisierung der Gesellschaft durch Mr. & Mrs. Blindlife: Eine inspirierende Reise zur Inklusion und Akzeptanz

    FOTO: PRIVAT

    Die faszinierende Geschichte von Mr. & Mrs. Blindlife ist weit mehr als nur eine Liebesgeschichte. Sie repräsentiert eine kraftvolle Botschaft der Sensibilisierung und Inklusion für die Gesellschaft. Mr. & Mrs. Blindlife sind nicht nur individuelle Personen, sondern auch Symbolfiguren.

    Inklusion bedeutet, dass wir voneinander lernen und den Dialog miteinander suchen.

    Erdin & Jasmin, Mr. & Mrs. Blindlife
    @mr.blindlife & @mrs.blindlife

    Lieber Erdin, liebe Jasmin, stellt euch bitte vor!

    Erdin: Hallo, ich bin Erdin Ciplak, auch bekannt als Mr. Blindlife, und als Content-Creator/Influencer habe ich eine beträchtliche Online-Präsenz mit vielen Followern. Ich bin 37 Jahre alt, studierter Sozialarbeiter und seit meiner Geburt gesetzlich blind (zwei Prozent). Aufgrund verschiedener Augenerkrankungen, darunter Glaukom, Grüner Star, Netzhautablösungen und Hornhauttransplantationen, habe ich bereits über 50 Augenoperationen hinter mir.

    Jasmin: Und ich bin Jasmin, 23 Jahre alt, und stehe kurz vor meinem 1. Staatsexamen in Jura. Mein Sehrest beträgt derzeit vier Prozent, verursacht durch eine Zapfen-Stäbchen-Dystrophie. Bereits im Alter von neun Jahren bemerkte ich erste Verschlechterungen, trotz Brille. Nach zahlreichen Augenarztbesuchen erhielt ich zwei Jahre später die Diagnose.

    Erdin, während deines Studiums hast du dein Projekt Mr. BlindLife gestartet. Was steckt dahinter und was ist deine Intention?

    Erdin: 2014 begann das Projekt und seit 2021 darf ich es meinen Job nennen. Anfangs, während meiner Schulund Studienzeit, hatte ich eine unzureichende Hilfsmittelausstattung und wollte auf diese Herausforderungen aufmerksam machen. Ich entschied mich, den Menschen Einblicke in mein Leben zu geben und zu zeigen, wie der Alltag mit Hilfsmitteln aussieht. Zudem war es mir wichtig, zu verdeutlichen, dass wir alle Menschen sind und meine Videos auch Menschen sensibilisieren können, die bisher keinen Kontakt zu Sehbehinderten hatten.

    „Blind ist nicht gleich blind“ – für Nichtbetroffene ist dieser Satz vielleicht nicht leicht zu verstehen. Was ist damit gemeint?

    Erdin: Wie bei Farben gibt es unterschiedliche Töne und das ist mit dem Blindsein genauso. Es gibt kaum Menschen, die vollblind sind, sondern ganz verschiedene Varianten des Sehens bei Blindheit.

    Mit einer Sehbeeinträchtigungen sind die Varianten noch unterschiedlicher und es gibt verschiedene Abstufungen.

    Auf deinen Social-Media-Plattformen ist erkennbar, dass du mit viel Humor deine Situation aufarbeitest. Gibt es Situationen, in denen dir nicht zum Lachen zumute ist?

    Erdin: Trotz meines Erfolgs im Internet bekomme ich leider auch immer wieder Hassnachrichten. Böse Kommentare wie „Ich hoffe, dass du die restlichen zwei Prozent auch noch verlierst“ sind keine Seltenheit. Anfangs haben mich die Nachrichten im Internet getroffen. Inzwischen bin ich mir über solche Nachrichten bewusst und habe mir eine Strategie entwickelt, um damit den richtigen Umgang zu finden. Menschen die solche Nachrichten verfassen, sind aus meiner Sicht eventuell selbst aktuell frustriert mit ihrem eigenen Leben.

    Ihr habt euch auf einer Veranstaltung für Blinde und Sehbehinderte (der Sightcity) kennengelernt. Wollt ihr uns davon erzählen?

    Jasmin: Während meiner Recherche zum Thema Sehbehinderung entdeckte ich Erdins YouTube-Kanal und beschloss, ihn bezüglich meines Freiwilligendienstes und seiner Erfahrungen mit dem Blindenstock anzuschreiben. Dadurch entstanden viele weitere Chats, und wir vereinbarten locker ein Treffen auf der Sightcity, ohne jegliche Absichten. Doch nach der Messe blieben wir in Kontakt und trafen uns erneut in Hamburg, bevor ich nach Togo ging. Dort erkannten wir, dass wir mehr als nur freundschaftliche Gefühle füreinander hatten.

    Jasmin, dein Buch „Mit dem Blindenstock nach Togo“ erscheint am 02.Oktober. Darin erzählst du von deinem Freiwilligendienst in Togo. Warum war es dir so wichtig, deine Erlebnisse als Buch zu veröffentlichen?

    Jasmin: Mein Anliegen war es, Vorurteile gegenüber Ländern des afrikanischen Kontinents abzubauen und den Lesern zu zeigen, dass wir uns gar nicht so sehr voneinander unterscheiden. Ich wollte Berührungsängste nehmen und zeigen, dass trotz Sehbehinderung vieles möglich ist, auch wenn es anfangs vielleicht komplizierte Hürden gibt, wie die Beschaffung von Hilfsmitteln oder die Suche nach Arbeitgebern. Gleichzeitig wollte ich zeigen, wie viel durch Improvisation erreicht werden kann, wenn man sich einfach traut, was zu unternehmen, und dadurch wundervolle Momente erlebt. Dabei denke ich beispielsweise an eine unvergessliche Nacht auf einer Tata, einer historischen Lehmburg, die UNESCO-Weltkulturerbe ist, unter dem Sternenhimmel – ein friedlicher Moment und eine ganz besondere Atmosphäre, die mich nachhaltig beeindruckt hat.

    Stichwort Inklusion – wo stehen wir und wo muss noch mehr getan werden?

    Erdin: Inklusion bedeutet für mich, dass wir voneinander lernen und den Dialog miteinander suchen. Es ist mein Wunsch, dass Menschen offen sind und Fragen stellen, wenn ihnen etwas nicht klar ist. Dadurch entsteht ein wunderbares Miteinander und gegenseitige Sensibilisierung und Rücksichtnahme für dieses wichtige Thema, das uns alle betrifft. Lasst uns gemeinsam eine Welt schaffen, in der Vielfalt und Zusammenhalt selbstverständlich sind.

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