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  • Augenblick, bitte!

    Zweilinsenkombination für mehr Brillenunabhängigkeit

    Foto: Roman Zaiets via Shutterstock

    Prof. Dr. med. Gerd Auffarth

    FEBO, Ärztlicher Direktor (Augenklinik), Universitätsklinikum Heidelberg

    Das Auge ist das komplexeste Sinnesorgan des Menschen und zentraler Bestandteil der Sehfähigkeit, indem es Licht in Signale umwandelt und an das Gehirn weiterleitet. Mit zunehmendem Alter verschlechtert sich aber auch die Leistungsfähigkeit des menschlichen Auges. Insbesondere nach dem 40. Lebensjahr treten gehäuft Beschwerden auf. Das Sehvermögen im Allgemeinen sowie die Fähigkeit, Objekte im Nahbereich erkennen zu können, lassen bei vielen Patienten altersbedingt nach. Dies liegt hauptsächlich daran, dass die Augenlinse nicht mehr in der Lage ist, sich zu verkrümmen, sodass die Nahsicht (z. B. beim Lesen) nicht mehr optimal funktioniert. Die Linse verhärtet und ist somit weniger flexibel, um sich den jeweiligen Entfernungen entsprechend anpassen zu können.

    Vergleichbar mit anderen körperlichen Alterungsprozessen kann sich die menschliche Augenlinse im Laufe des Lebens eintrüben und ist damit weniger transparent. Diese weit verbreitete Augenerkrankung wird als „Grauer Star“ oder „Katarakt“ bezeichnet. Für betroffene Kataraktpatienten verschlechtert sich die Sehleistung spürbar, da nicht mehr genug Licht auf die Netzhaut einfallen kann, um eine ausreichende Sehqualität zu ermöglichen.

    Bei der Altersweitsichtigkeit klagen die Patienten über Schwierigkeiten und Einschränkungen im Berufs- und Alltagsleben: Zeitungsbuchstaben verschwimmen beim Lesen, Beipackzettel von wichtigen Medikamenten können nicht mehr gelesen werden. Spätestens in diesem Stadium der Erkrankung wenden sich nahezu alle Patienten an einen Facharzt für Augenheilkunde, um sich mit einer Lesebrille versorgen zu lassen, die erstmal für Abhilfe schafft – allerdings nicht für eine Ursachenbehandlung dienlich ist. Die Altersweitsichtigkeit lässt sich jedoch mittlerweile mit speziellen Intraokularlinsen (IOL) ganz hervorragend und unkompliziert behandeln.

    Der nachvollziehbare Wunsch, das berufliche und private Leben wieder unbeschwert ohne Sehhilfe verbringen zu können, kann durch die moderne Augenchirurgie erfüllt werden. Es stehen unterschiedliche Optionen und Verfahren zur Verfügung.

    Der operative Linsenaustausch, die sogenannte Kataraktoperation bzw. „Staroperation“ gehört mit ca. 800.000 – 1.000.000 Eingriffen pro Jahr zu den häufigsten chirurgischen Interventionen überhaupt. Die moderne Augenchirurgie macht es möglich, die natürliche Linse durch eine neue, künstliche Linse zu ersetzen. In den meisten Fällen wird eine monofokale Linse implantiert. Diese hat nur einen Fokuspunkt. Da der Fokuspunkt in der Ferne liegt, wird weiterhin eine Brille im Nahbereich und auf mittleren Abstand benötigt.

    Seit kurzem sind auch sogenannte additive Linsen erhältlich, die bei bereits mit Kunstlinsen versorgten Augen zusätzlich eingesetzt werden können. Die Optik dieser zusätzlichen Linse erzeugt neben dem Fernfokus zwei weitere Brennpunkte: auf mittleren Abstand und in der Nähe. Dieses Zweilinsensystem erzeugt eine Trifokalität, also eine scharfe Sicht auf drei Fokuspunkten.

    Mit dieser Linse kann nun erstmals ein Verfahren angeboten werden, welches eine reversible Trifokalität ermöglicht. Insbesondere Patienten, die sich im Alter von 50-55 Jahren eine solche Linse gegen ihre Alterssichtigkeit einsetzen lassen, können noch 20 Jahre später durch einen Linsenaustausch profitieren und eine Optimierung ihrer Sehkraft erreichen. Die meisten Patienten berichten nach dem Eingriff über eine Verbesserung der Sehfunktion und einer erhöhten Brillenunabhängikeit und der damit einhergehenden Lebensqualität.

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