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    „Ich bin sehr zufrieden mit dem Hier und Jetzt“

    Fotos: Boris Breuer

    Ich würde mir den 16-jährigen Horst nehmen und ihm sagen: „Du, dat wird echt heftig. Aber bleib dir treu, mach dein Ding, und alles wird jut.“

    Horst Lichter
    TV Koch, Moderator, Entertainer & Autor

    Als rheinische Frohnatur begeistert Horst Lichter seit vielen Jahren sein Publikum. Im Januar wurde er 63: Grund genug, uns mit ihm über die schönen Seiten des Älterwerdens zu unterhalten!

    Herr Lichter, Sie haben ein Leben voller Trubel und Genussmomenten geführt. Hat sich Ihr Verständnis von Genuss mit dem Älterwerden verändert?

    Natürlich! Als junger Mensch glaubt man zwar, man könne Genuss empfinden, aber da ist man auch sehr schnell unterwegs, man braucht ständig neue Anreize – so meine Erinnerung. Heute muss ich sagen: Genuss ist manchmal auch einfach nur Ruhe. Genuss muss nicht nur etwas zu tun haben mit gutem Essen. Ich bin auf jeden Fall weitaus bewusster im Genießen – egal wobei. Ich bin mir in dem Moment bewusst, dass ich genieße, und ich glaube, das konnte ich als junger Mensch nicht so.

    Was sollte man Ihrer Meinung nach bei der Ernährung beachten, um fit zu bleiben?

    Gerade heutzutage ist es einfach, sich darüber zu informieren, was gesunde Ernährung ist oder was ein Körper braucht. Ich empfehle aber allen, einmal im Jahr ein großes Blutbild machen zu lassen, um zu sehen, was dem Körper eventuell fehlt.

    Sonst ist es für mich die Mischung: Rohkost, gekochtes Gemüse, ein bisschen Fisch, sehr wenig Fleisch. Noch ein paar Nüsschen dazu. Ich trinke heutzutage wahnsinnig viel Tee, damit hätte man mich vor zehn Jahren noch jagen können. Heute ist Tee auf einmal Genuss geworden. Lange leben möchten wir alle, nur alt werden ist das Problem dabei. Aber wenn man verstanden hat, dass man selber viel Werkzeug in den Händen hält, gerade auch über die Ernährung, wird es nicht nur einfacher, sondern es macht sogar Freude, sich gesund zu ernähren.

    Neben der Ernährung spielen auch Bewegung und innere Ausgeglichenheit eine Rolle. Haben Sie Rituale oder Gewohnheiten, die Ihnen helfen, Körper und Geist im Gleichgewicht zu halten?

    Mein Hund gibt mir ein Ritual. Der sagt mir, indem er mir die Pfote zustreckt: „Jetzt möchte ich raus und dann auch ein bisschen länger gehen!“ Das hilft mir, ohne den Hund in meinem Leben hätte ich deutlich weniger Kilometer gemacht. Beim Essen muss ich immer wieder auf mich Acht geben. Es gibt immer wieder Momente, in denen es einfach wahnsinnig lecker schmeckt. Da muss ich bewusst essen und sagen können: Komm, stopp, ist gut. Man darf sich aber schon dieses Eis oder die Schokolade gönnen, nur eben nicht jeden Tag ein paarmal. Richtige Rituale habe ich nicht, aber mir geben mein Hund und die Jahreszeiten im Garten viel vor – deswegen werde ich im Winter tatsächlich etwas gemütlicher. Aber im Frühjahr und Sommer bin ich viel draußen, das hält mich fit.

    Das Älterwerden bringt Veränderungen mit sich – körperlich, aber auch mental. Gibt es etwas, das Sie heute an sich selbst mehr schätzen als früher?

    Oh ja, da gibt es ein paar Dinge! Ein wunderbares Gefühl ist – das hätte ich früher nie gedacht – einfach zu wissen: man verpasst nichts.

    Ich muss nicht mehr auf jeder Party bis zum Schluss bleiben, weil noch irgendetwas passieren könnte. Ich muss überhaupt nicht mehr auf jede Party und bin sehr zufrieden mit dem Hier und Jetzt. Das ist ein sehr schönes Gefühl.

    Wenn Sie Ihrem jüngeren Ich einen Rat geben könnten – was wäre das?

    Ich würde mir den 16-jährigen Horst nehmen und ihm sagen: „Du, dat wird echt heftig. Aber bleib dir treu, mach dein Ding, und alles wird jut.“ Nicht alles, was ich gemacht habe, war gut. Nicht alles, was ich erlebt habe, wünsche ich anderen Menschen, aber all das hat mich zu dem gemacht, der ich heute sein darf. Den mag ich, mit dem bin ich sehr zufrieden – und mit dem gehe ich auch gerne bis zum Ende weiter.



    Knaur HC – Hardcover – Originalausgabe – 208 Seiten.
    ISBN: 978-3-426-44630-0
    Buchcover: Verlagsgruppe Droemer Knaur

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