Peggy Elfmann ist Journalistin und dreifache Mutter. Sie pflegte lange Zeit ihre Mutter, die an Alzheimer erkrankte. Sie sprach mit uns über die Herausforderungen der häuslichen Pflege und die schwere Entscheidung, wann es Zeit ist, die Pflege komplett in professionelle Hände zu geben.
Pflege kostet Zeit, aber auch viele sorgvolle Gedanken.
Peggy Elfmann
Freie Journalistin, Autorin, Bloggerin & Podcasterin
Viele Angehörige stehen vor der Frage: Pflege zu Hause oder doch lieber ein Pflegeheim? Wie sind Sie mit dieser Entscheidung umgegangen?
Lange Zeit war das keine Frage für uns. Für meinen Papa war klar, dass Mama daheim bleibt und er sich um sie kümmert. Doch als sie immer mehr Betreuung und Pflege benötigte, merkte ich, wie anstrengend das für meinen Vater war. Mein Bruder und ich versuchten ihn so gut wie möglich zu unterstützen. Wir haben dann nach und nach mehr Unterstützungsangebote in Anspruch genommen: Erst die Tagespflege, dann den ambulanten Pflegedienst, der nach Hause kam. Erst nach einem Sturz, der zum Glück harmlos verlief, aber zeigte, wie körperlich schwach sie war, zog Mama in ein Pflegeheim. Diese Entscheidung war sehr schwer, aber ich wusste, dass sie richtig ist, weil Mama im Heim die Pflege bekam, die so zu Hause gar nicht mehr möglich gewesen war.
Welche Herausforderungen in der häuslichen Pflege haben Sie besonders überrascht?
Wie viele Angehörige bin ich in die häusliche Pflege so hineingewachsen. Nach der Alzheimerdiagnose war Mama ja fit, körperlich und auch kognitiv. Nach und nach hat sich das verändert und sie brauchte mehr Unterstützung. Sie konnte vieles auch noch selbstständig, aber brauchte Begleitung dabei. Pflegen ist etwas, das viel Zeit benötigt. Im Alltag passieren immer wieder Herausforderungen, in denen man sich allein gelassen fühlt.
Wie hat sich die Beziehung zu Ihrer Mutter durch die Pflege verändert – emotional und im Alltag?
Wir hatten schon immer eine sehr vertraute Beziehung. Nach der Diagnose hatte ich große Angst, dass Mama mich nicht mehr erkennen würde. Sie hat relativ früh nicht mehr gesprochen, aber ich habe an ihren Augen und ihrem Blick lange gemerkt, dass sie mich erkennt. Später hat sie viel geschlafen, hatte oft die Augen geschlossen, aber sie wirkte meist in einer großen Ruhe und Zufriedenheit. Wir saßen oft nebeneinander, ich habe ihre Hand gehalten. Diese Nähe hat ihr und mir gut getan.
Wie schafft man es, zwischen Fürsorge und der eigenen Selbstfürsorge eine Balance zu finden?
Das ist extrem schwierig. Die pflegebedürftige Person ist der Fokus. An mich habe ich dabei lange nicht gedacht. Die Fürsorge für meine Eltern habe ich zusätzlich zu all meinen anderen Verpflichtungen und Aufgaben im Alltag gemacht. Doch Pflegen ist nichts, was sich nebenbei erledigen lässt, sondern braucht Zeit, Kraft und Energie. Ich habe dann ganz konkret versucht, mir häufiger Pausen einzubauen und Dinge zu tun, die mir guttun. Der Arzt meiner Mama sagte mal: „Demenz ist kein Sprint, sondern ein Marathon.“
Kommunikation ist oft schwierig, wenn Eltern ihre Hilfsbedürftigkeit nicht akzeptieren wollen. Haben Sie Tipps, wie man respektvoll und offen darüber sprechen kann?
Vielen Menschen fällt es schwer, überhaupt zu erkennen, dass sie Hilfe benötigen. Wenn die Eltern alt werden, dann ist das aber eine normale Entwicklung. Und dass Eltern weiter selbstständig und autonom leben und entscheiden möchten, ist nachvollziehbar. Wichtig finde ich, dass man respektvoll miteinander umgeht. Am besten erzählt man in einem ruhigen Moment von seinen Beobachtungen und dass man sich Sorgen macht. Dazu gebe ich auch Tipps in meinem Buch „Meine Eltern werden alt“.
Welche rechtlichen oder finanziellen Aspekte sollte man frühzeitig klären?
Wichtig ist, dass man die rechtliche Vorsorge klärt. Dazu zählen eine Patientenverfügung und Vorsorgevollmacht. Beide Dokumente sorgen dafür, dass die Person selbstbestimmt vorsorgt.
In schwierigen Situationen können sie Angehörige entlasten, weil man eben weiß, was sich die Person gewünscht hätte.
Lesen Sie mehr von Peggy Elfmann auf ihrem Blog:
www.alzheimerundwir.com
BUCHTIPP
“Meine Eltern werden alt“