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    „Vorsorge rettet Leben“ – Michael und Uli Roth über ihren Kampf gegen Prostatakrebs

    Foto: © Familie Roth

    Natürlich war die Diagnose mit 47 ein Schock für uns. Wir waren damals sehr aktiv und wurden plötzlich mit Themen wie Inkontinenz und Impotenz konfrontiert.

    Uli und Michael Roth
    Keynote Speaker, Buchautoren, ehemalige Handballnationalspieler

    Die Diagnose Prostatakrebs trifft viele Männer völlig unerwartet – so auch die ehemaligen Handball-Profis Michael und Uli Roth. Wie sie mit der Erkrankung umgegangen sind, worauf sie heute achten und warum sie Männer zu mehr Vorsorge ermutigen, erzählen sie im Interview.

    Als Leistungssportler habt ihr jahrelang auf euren Körper gehört – wie hat sich euer Blick auf Gesundheit und Vorsorge mit dem Älterwerden verändert?

    Uli Roth: Wir haben uns schon immer um unseren Körper gekümmert und früh damit angefangen, Vorsorgetermine für Herz, Haut oder Prostata wahrzunehmen – sonst hätten wir unsere Erkrankung womöglich gar nicht überlebt. Daher setzen wir uns auch sehr dafür ein, andere dazu zu ermutigen, Standard-Vorsorgeuntersuchungen wahrzunehmen. Frauen haben uns Männern hier nämlich etwas voraus: während Frauen es gewohnt sind, von der Teenagerzeit an regelmäßig zum Frauenarzt zu gehen, tritt bei Männern der Urologe meist erst ab 45 in ihr Leben.

    Ihr habt beide eine Prostatakrebserkrankung überstanden. Wie hat diese Erfahrung euer Leben beeinflusst?

    Michael Roth: Natürlich war die Diagnose mit 47 ein Schock für uns. Wir waren damals sehr aktiv und wurden plötzlich mit Themen wie Inkontinenz und Impotenz konfrontiert. Uns hat die Leistungssportmentalität sehr geholfen: Wir waren sofort im Kampfmodus und haben uns gegenseitig unterstützt. Jetzt möchten wir unser Erlebnis nutzen, um das Thema stärker an die Öffentlichkeit zu bringen.

    Welche Botschaft möchtet ihr anderen Männern speziell im Bereich Vorsorge mit auf den Weg geben?

    U. R.: Bei Prostatakrebs dreht sich wirklich alles um die Vorsorge. Der Prostatakrebs ist recht heimtückisch, weil man ihn nicht sofort spürt, aber die Operation ist unkompliziert und bringt wenige Einschränkungen der Lebensqualität im Nachgang mit sich. Der Samenerguss bleibt aus und die Blase ist nicht mehr komplett stabil, aber damit kann man leben. Auch Leber, Niere, Magen und Darm sollten regelmäßig untersucht werden – schließlich macht man die Vorsorge nicht, um herauszufinden ob man krank ist, sondern um sicherzustellen, dass man gesund bleibt.

    Wie verlief eure Therapie?

    M. R.: Wir wurden händisch operiert, wobei es auch hier verschiedene Techniken gibt. Bei uns ging alles gut, wir sind weder inkontinent noch impotent, und nach fünf Jahren und mehreren Kontrollterminen haben wir den Bescheid bekommen, dass wir voraussichtlich auch krebsfrei bleiben.

    U. R.: Wir haben uns damals in Absprache mit unserem Arzt drei Wochen lang ins Warme begeben und uns geschont, aber natürlich viele Übungen zur Stärkung des Schließmuskels gemacht – das ist im Nachgang an so eine Erkrankung sehr wichtig. Ich denke auch, dass wir als Männer, die darüber reden, doch sehr viel bewegen können. Oft bekommen wir auch Nachrichten von Betroffenen, die uns dafür danken, dass wir unsere Geschichte erzählen, weil sie selbst erst dadurch auf eine ProstataErkrankung aufmerksam wurden.

    Welche Rolle spielen Ernährung und Lebensstil heute für euer Wohlbefinden? Gab es Veränderungen nach der Erkrankung?

    M. R.: Wir haben uns entschieden, unser Leben radikal zu entschleunigen und wollen die Jahre, die uns noch bleiben, wirklich gut und intensiv nutzen. Auch unser Sporttraining hat sich verändert, wir fahren mehr Fahrrad, golfen und schwimmen oder fahren auf Ayurveda-Kuren, außerdem achten wir mehr auf unsere Ernährung.

    U. R.: Auch der Freundeskreis wurde durchgemischt und aus weniger wurde mehr. Insgesamt rennen wir nicht mehr so rastlos durchs Leben.

    Welche Veränderungen oder neuen Perspektiven bringt die Lebensphase „Best Aging“ für euch mit sich?

    U. R.: Wir blicken sehr dankbar auf alles zurück: auf eine glückliche Kindheit, auf die Erfüllung unseres Traums, Handballprofis zu werden, auf die super Trainerkarriere meines Bruders und auf die Erfüllung meines zweiten großen Traums, 20 Jahre lang das Musikmanagement der Gruppe PUR zu leiten. Jetzt geht es darum, das letzte Drittel des Lebens gut zu organisieren. Wir sind finanziell unabhängig und wollen uns unsere Zeit schön machen, uns aber auch nicht übernehmen. Das heißt nicht, dass wir nicht mehr arbeiten wollen, sondern, dass wir die Freizeit besser nutzen wollen.

    M. R.: Wir verreisen beide sehr gerne und haben uns auch zum Ziel gesetzt, irgendwann im Süden zu leben, was wir mit unseren Eigentumswohnungen schon ein wenig vorbereitet haben.

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    “HURRA, DASS WIR NOCH LEBEN!“
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