Ich setze mich weiterhin für Aufklärung ein und hoffe, dass sich in Zukunft mehr für Betroffene verändert.
@dominokati
Schwere Beine, Schmerzen und kein Erfolg trotz aller Abnehmversuche – ich fühlte mich, als würde ich gegen meinen eigenen Körper kämpfen. Erst die Diagnose Lipödem half mir zu verstehen, dass ich nicht schuld an meiner Situation war.
Die ersten Anzeichen und der Weg zur Diagnose
Die ersten Anzeichen von Lipödem haben sich an meinen Beinen schon in der Pubertät gezeigt, damals dachte ich aber, dass es einfach an einer genetischen Veranlagung liegt und ich eben ein bisschen kurviger war. Während meines Auslandsjahres war ich sehr aktiv und ernährte mich bewusst, doch meine Beine wurden immer kräftiger. Nach meiner Rückkehr nahm ich extreme Veränderungen an meinem Körper wahr: Meine Beine wurden im Vergleich zu meinem Oberkörper riesig, und egal, welche Diät oder welches Training ich ausprobierte, es zeigte keine Wirkung. Besonders unangenehm war das Gefühl, als wären Gewichte an meinen Fußgelenken befestigt – als würde mich mein eigener Körper in meiner Beweglichkeit einschränken.
Der Moment der Erkenntnis kam erst durch eine Nachricht einer Zuschauerin, die mich darauf hinwies, dass meine Symptome auf ein Lipödem hindeuten könnten. Als ich zu recherchieren begann, war ich geschockt: Die Fotos und Beschreibungen, die ich im Internet fand, glichen meinen eigenen Erfahrungen auf erschreckende Weise. Ich wusste sofort, dass ich ärztlichen Rat einholen musste.
Diagnose und Behandlungsmöglichkeiten
Glücklicherweise wurde meine Diagnose recht schnell gestellt, da ich durch die Nachricht meiner Zuschauerin bereits wusste, in welche Richtung ich suchen musste. Viele Betroffene haben dieses Glück leider nicht – sie rennen von Arzt zu Arzt, werden oft nicht ernst genommen und bekommen stattdessen den Rat, einfach abzunehmen. Doch das Lipödem ist eine chronische Erkrankung, die sich nicht durch bloße Diäten oder Sport bekämpfen lässt. Meine Ärztin erkannte sofort, dass ich betroffen war. Selbst durch meine Jeans konnte sie die Anzeichen eines Lipödems sehen. Nach einer eingehenden Untersuchung bekam ich die offizielle Diagnose – eine Erleichterung, denn endlich wusste ich, dass meine Beschwerden nicht auf meinen Lebensstil zurückzuführen waren und dass ich nichts dafür konnte.
Mein Weg der Therapie – Herausforderungen und Entscheidungen
Beim Lipödem gibt es zwei Therapiemöglichkeiten: eine konservative Behandlung mit Lymphdrainage und Kompressionskleidung oder eine operative Entfernung des krankhaften Fettgewebes. Für mich war schnell klar, dass ich mich operieren lassen wollte. Doch die Entscheidung war nicht leicht, da die Kosten für die OPs selbst getragen werden müssen und pro Eingriff zwischen 4.000 und 6.000 Euro anfallen. Mit einer Sitzung ist es auch nicht getan, jede Betroffene muss sich zwischen zwei und vier Operationen unterziehen, weil das krankhafte Fettgewebe nicht in einer einzigen Sitzung vollständig entfernt werden kann.
Viele Betroffene können sich diese Behandlung schlichtweg nicht leisten, was für mich ein untragbarer Zustand im Gesundheitssystem ist. Ich unterzog mich insgesamt vier Operationen. Es war körperlich anstrengend und verlangte mir einiges ab, aber es hat sich gelohnt: Meine Schmerzen und das ständige Unwohlsein sind verschwunden.

Ein neues Lebensgefühl und mein Appell an andere Betroffene
Heute bin ich schmerzfrei und genieße meine neu ge- wonnene Beweglichkeit. Ich liebe es, Tennis zu spie- len, zu tanzen und Krafttraining zu machen – ohne das Gefühl, von meinem eigenen Körper eingeschränkt zu werden. Was ich anderen Betroffenen mitgeben möchte: Ihr seid nicht allein. Eure Symptome sind real, und ihr könnt nichts für eure Erkrankung. Ich weiß, wie sehr die Psyche darunter leiden kann, wenn man gegen den eigenen Körper kämpft, alles versucht und nichts hilft.
Noch dazu werden uns oft Steine in den Weg gelegt, weil das Gesundheitssystem sich nicht ausreichend mit der Krankheit befasst. Ich setze mich weiterhin für Aufklärung ein und hoffe, dass sich in Zukunft mehr für Betroffene verändert. Es ist mein größter Wunsch, dass Lipödem-Patientinnen besser unterstützt werden und dass Operationen nicht länger eine Frage des Geldes sind, sondern für alle zugänglich gemacht werden.
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