Die Misteltherapie, die auf den Geistes- und Naturwissenschaftler Rudolf Steiner (1861 – 1925) und die Ärztin Ita Wegman (1876 – 1943) zurückgeht, ist heute eine der am besten erforschten komplementären Krebsbehandlungen in Deutschland. Seit geraumer Zeit ist die gesamte Onkologie in einem starken Wandel begriffen, innerhalb dessen sich die Misteltherapie weiterentwickelt. Daher hat Dr. Rainer Scheer, wissenschaftlicher Mitarbeiter im Carl Gustav Carus-Institut und Sachkundige Person bei der Abnoba GmbH eine Bestandsaufnahme zur „Mistel in der Tumortherapie“ veröffentlicht.
Mistelpräparate werden in allen Krankheitsphasen eingesetzt, um konventionelle Therapien zu unterstützen.
In Deutschland sind Mistelpräparate von vier Herstellern, u. a. Abnobaviscum, zur Behandlung onkologischer Erkrankungen zugelassen. Sie werden in allen Krankheitsphasen eingesetzt, um konventionelle Therapien zu unterstützen, deren Verträglichkeit zu verbessern, den Tumor zu kontrollieren, den Gesamtorganismus zu stärken und die Lebensqualität zu erhöhen. Der Artikel gibt einen Überblick über die in Deutschland verfügbaren Mistelpräparate, ihre Herstellung, Anwendung und Wirkungen sowie die klinische Forschung und deren Ergebnisse.
Mistelpräparate zur Tumortherapie sind Injektionsarzneimittel. Sie werden als wässrige Gesamtextrakte wirtsbaumspezifisch aus der Mistelpflanze hergestellt.
Die Ernte erfolgt zumeist als Wildsammlung zu unterschiedlichen Jahreszeiten. Jeder pharmazeutische Hersteller hat sein eigenes Herstellverfahren. Bei anthroposophischen Mistelpräparaten werden Sommer- und Winterextrakte miteinander kombiniert, um eine verbesserte Wirksamkeit zu erreichen. Sie werden unter aseptischen Bedingungen nach Sterilfiltration ohne Erhitzen in Glasampullen abgefüllt, da Inhaltsstoffe wie Mistellektine und Viscotoxine hitzelabil sind. Die Präparate sind in verschiedenen Konzentrationen und von unterschiedlichen Wirtsbäumen erhältlich, was eine individuelle Dosierung je nach Tumorart und -stadium ermöglicht.
Grundsätzlich wird die Misteltherapie individuell angepasst und meist subkutan ergänzend im Rahmen eines integrativen onkologischen Therapiekonzepts angewendet. Es gibt über 150 klinische Studien zu Mistelpräparaten, die deren Anwendung bei verschiedenen Krebserkrankungen in verschiedenen Stadien untersuchen, darunter Brust- und Lungenkrebs sowie gastrointestinale Tumoren. Diese Studien haben unterschiedliche Zielsetzungen, wie die Untersuchung der Auswirkungen auf Überlebenszeit, Lebensqualität und Tumorwachstum. Die Studienlage zeigt, dass Mistelpräparate vor allem die Lebensqualität von Krebspatienten verbessern und die Verträglichkeit von Chemotherapien, auch der modernen Immuntherapien, erhöhen. Es gibt Hinweise auf eine Verlängerung der Überlebenszeit, jedoch sind die Ergebnisse nicht immer konsistent.
Die Sicherheit der Misteltherapie ist gut belegt; beobachtet werden zumeist nur leichte Nebenwirkungen. Zukünftige Entwicklungen in der Misteltherapie umfassen die Kombination mit modernen Immuntherapien und die Erforschung neuer Anwendungsmöglichkeiten, denn das Potential der Arzneipflanze Mistel ist bei weitem noch nicht ausgeschöpft.
Fazit: Aus der Mistel werden wirksame, qualitativ hochwertige, sichere und unbedenkliche Arzneimittel hergestellt und zumeist begleitend im Rahmen integrativer Therapiekonzepte eingesetzt. Mittlerweile findet die Mistel in zunehmendem Maße Anerkennung als ein wichtiger Bestandteil des onkologischen Instrumentariums. Insofern wird die Misteltherapie auch in Zukunft ihren Platz und Beitrag in der onkologischen Therapie zum Wohle der Patientinnen und Patienten haben.
Mehr Informationen
sowie den Sonderdruck des Artikels von Scheer R. “Die Mistel in der Tumortherapie“
(Zeitschrift für Phytotherapie 2024; 45: 267-274)
finden Sie unter www.abnoba.de