Franzy König ist Unternehmerin, Influencerin und Mutter einer zweijährigen Tochter. Über Instagram lässt sie ihre Follower aber nicht nur an ihrem Arbeits- und Familienalltag teilhaben, sondern auch an ihrem Leben mit der chronischen Erkrankung Endometriose, die laut Schätzungen jede zehnte Frau in Deutschland betrifft. Sie erzählte uns von ihrem Weg zur Diagnose und wie sie es schafft, sich im Alltag nicht von ihrer Erkrankung ausbremsen zu lassen.
Liebe Franzy, du warst Mitte 20, als du die Diagnose Endometriose erhalten hast. Woran hast du gemerkt, dass etwas nicht stimmt?
Als ich die ersten Symptome bemerkte, war Endometriose noch kaum bekannt. Ich hatte extreme Schmerzen und sehr starke, lange Blutungen während der Periode. Obwohl ich mit Freundinnen sprach, wusste niemand Rat. Über Instagram erhielt ich dann Hinweise von Followerinnen, ob ich mich auf Endometriose untersuchen ließ. Ich hatte zwar davon gehört, aber es nicht mit meinen Beschwerden in Verbindung gebracht. Mein Frauenarzt hörte mir zu und überwies mich an ein Endometriose-Zentrum. Dort wurde eine Bauchspiegelung unter Vollnarkose gemacht, die die Diagnose bestätigte.
Es ist paradox: Viele Frauen halten Schmerzen während der Periode für normal. Doch eine Periode, die einen mehrere Tage ans Bett fesselt, oder die nur mit Schmerzmitteln auszuhalten ist, sollte ernst genommen werden. Jede Frau hat ein anderes Schmerzempfinden, aber Beschwerden, die das Leben stark beeinträchtigen, sind nicht normal. Darüber offen zu sprechen und ärztlichen Rat einzuholen, ist entscheidend.
Was ging in dir vor, als die Diagnose dann feststand?
Was mich tatsächlich sehr überfordert hat, war, dass nach der Bauchspiegelung direkt das Thema Kinderwunsch im Raum stand. Ich war 26, das Thema Familienplanung war für mich noch überhaupt kein Thema, daher hat mich das doch sehr überfahren. Das Wichtigste für mich war, meinen Alltag wieder ohne ständige Schmerzen bestreiten zu können. Die Diagnose an sich hat eine gewisse Erleichterung mit sich gebracht, denn sie hat mir bestätigt, dass ich mich nicht „angestellt habe“ und mir meine Beschwerden nicht eingebildet habe.
Wie ging es dann weiter und wie wurde/wird deine Erkrankung behandelt?
Die Behandlung von Endometriose ist sehr individuell. Bei mir wurden die Endometrioseherde einige Wochen nach der Bauchspiegelung operativ entfernt, wodurch ich zunächst beschwerdefrei war. Weniger als ein halbes Jahr später war ich überraschend schwanger. Während der Schwangerschaft und dem darauffolgenden Jahr hatte ich keine Beschwerden, da die Endometriose sich ruhig verhielt. Nach der Geburt unserer Tochter brauchte mein Körper etwas Zeit, um in den normalen Zyklus zurückzufinden. Jetzt, zweieinhalb Jahre später, sind die Schmerzen zurück und die Endometriose ist wieder aktiv. Eine erneute Bauchspiegelung ist geplant. Ich möchte betonen, dass die Behandlung individuell ist. Ernährung, Nahrungsergänzung und eine gesunde Lebensweise können helfen, doch am Ende ist Endometriose eine chronische Erkrankung, die bei jeder Frau anders verläuft. Es gibt kein „One size fits all“.
Viele betroffene Frauen haben große Angst, dass eine Endometriose z. B. die Familienplanung beeinträchtigen könnte. Du bist trotzdem inzwischen Mama geworden: Endometriose und Familie schließen sich also nicht sofort aus, oder?
Ich kann verstehen, dass das Angst macht. Was mir geholfen hat, war der Fokus auf mich selbst und meine Gesundheit. Ich habe aufgehört, alles zu diesem Thema zu lesen, was mir in die Finger gekommen ist, um den Druck rauszunehmen. Es ging erst einmal darum, dass es mir besser geht. Ich habe dafür viele Dinge loslassen müssen, die mich beschäftigt haben. Aber dieses Loslassen hat mir die Ruhe gegeben, die ich in dem Moment gebraucht habe, um wieder auf die Beine zu kommen. Und dann hat es bei mir ganz ungeplant auch mit der Schwangerschaft funktioniert. Denn eigentlich hatten wir das Thema auf Eis gelegt, haben uns also gar keine Gedanken mehr darum gemacht oder aktiv darauf hingearbeitet. Das ist natürlich auch wieder kein Patentrezept, und ich möchte in keiner Weise beschönigen, wie schwer der Weg sein kann. Aber ich freue mich trotzdem, dass ich anderen Frauen durch meine Geschichte Hoffnung machen kann.
Du bist Unternehmerin, Influencerin, Ehefrau, Mutter: Viele Rollen, die dich auf unterschiedliche Weise fordern. Was tust du für dich persönlich, damit die Erkrankung dich dabei nicht ausbremst?
Ich gebe der Endometriose bewusst Raum, denn sie begleitet mich und das musste ich akzeptieren. Das hilft, auf den eigenen Körper zu hören, Grenzen zu setzen und Erholungszeit einzuplanen, wenn es nötig ist. Leicht fällt mir das nicht immer – manchmal meldet sich das „Stell dich nicht so an“-Teufelchen. Genau da muss man ansetzen: Kommunikation ist entscheidend, um Unterstützung zu ermöglichen.
Gleichzeitig lasse ich der Erkrankung nicht zu viel Raum, denn sie definiert mich nicht. Es geht darum, aktiv zu bleiben und den Alltag zu gestalten. Eine ausgewogene Ernährung, Bewegung und mentale Gesundheit sind für mich entscheidend, um die Kontrolle zu behalten.
Was möchtest du anderen betroffenen Frauen und vielleicht auch ihrem Umfeld mit auf den Weg geben?
Das Wichtigste für mich als betroffene Frau ist es, mit meinen Beschwerden gesehen und ernst genommen zu werden und zu wissen, dass ich nicht alles allein stemmen muss. Ich kann mich noch genau an den Termin zum Vorgespräch in der Klinik erinnern: Ich habe damals zu meinem Mann gesagt, dass er nicht mitkommen muss und ich das schon alleine schaffe. Als ich aus dem Termin kam, saß er mit einem Kaffee vor der Klinik auf einer Bank und wartete auf mich, um mir zu sagen, dass er für mich da ist und wir das gemeinsam schaffen. Man kann als Partner:in, Freund:in oder Angehörige:r durchaus auch direkt nachfragen: Was brauchst du? Ruhe, ein offenes Ohr, einen Spaziergang, eine Wärmflasche? Diese Einladung zur offenen Kommunikation und zur ernst gemeinten Unterstützung ist sehr viel wert!
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