Moderatorin, Schauspielerin und Autorin Mirja Neven du Mont hat in den letzten Jahren einiges erlebt. Krebserkrankungen in der Familie, eine Trennung nach vielen Jahren Ehe, der Tod einer Freundin … dazu der ganz normale Wahnsinn aus Familienalltag und Beruf – in ihrem Fall sogar im Rampenlicht. Wie schafft man das alles? Mirja du Mont gibt Einblicke in eine bewegte Zeit.
Frau du Mont, Sie sind im Showbusiness erfolgreich, arbeiten als Schauspielerin, sind Autorin, haben zwei wunderbare Kinder … 2018 hielten Sie plötzlich inne – wie kam es dazu?
Ich hatte einen Hörsturz, vermutlich stressbedingt. Kurz darauf, um Weihnachten herum, wurde auch eine Angststörung bei mir diagnostiziert. Meine Ärzte haben mir dringend dazu geraten, eine Weile kürzerzutreten, und ich spürte, dass sie recht haben. Mein Körper sendete eindeutige Signale, es war höchste Zeit.
Haben Sie eine Erklärung dafür, wie es so weit kam?
Es war in kurzer Zeit viel zusammengekommen. Die Krebserkrankung meiner Mutter 2014 machte mir zu schaffen, auch bei mir wurde dann ein Tumor in der Brust festgestellt, der sich zum Glück als gutartig herausstellte. Hinzu kam der Tod einer Freundin … In den letzten Jahren hat sich insgesamt vieles in meinem Leben verändert – das kostet Kraft, auch wenn vieles in meinem Leben gut ist. Dadurch, dass ich durch meinen Beruf viel in der Öffentlichkeit bin, hatte ich kaum Rückzugsmöglichkeiten, um alles zu verarbeiten. Ich funktionierte nach außen hin perfekt – innerlich staute sich der Stress. Bei mir führte es zu einem heftigen Hörsturz und zu Panikattacken.
Sie waren sogar im Krankenhaus, wegen des Hörsturzes?
Ja, ich hatte das Gehör auf einem Ohr ganz verloren. Mir war permanent schwindelig, ich konnte über Monate fast nichts machen, nicht mal Auto fahren.
Wie haben Sie die Krise überwunden?
Es ist sehr wichtig, auf sich selbst zu hören, mit einem liebevollen Blick auf sich. Ich habe mich erst mal aus der Öffentlichkeit zurückgezogen und mich darauf konzentriert, was mir wirklich wichtig ist. Das sind meine beiden Kinder, meine Familie! Meine Freundinnen bedeuten mir auch sehr viel. Unsere Katzen haben mir auf ihre Weise geholfen, dass es mir wieder besser geht – und mein geliebtes Hamburg natürlich, für mich der schönste Ort der Welt. Gerade Frauen neigen dazu, immer mehr als 100 Prozent zu geben, es allen recht zu machen, immer perfekt zu sein … dabei gibt es das perfekte Leben gar nicht. Es bringt auch nichts, immer noch besser sein zu wollen. Man muss sich einfach immer wieder klarmachen, dass man so geliebt wird, wie man ist.
2021 ist Ihr neues Buch erschienen, „Keine Panik, Blondie!“. Was hat Sie dazu bewogen, das Buch zu schreiben und worum geht es?
Alles aufzuschreiben, hat mir dabei geholfen, zu verarbeiten, was passiert ist. Es ist anstrengend und es schmerzt auch, sich noch einmal alles vor Augen zu führen, aber es hilft dabei, loszulassen und den Blick nach vorne zu richten. Ich wollte meine Erfahrungen, Gedanken und Gefühle auch mit anderen teilen, weil ich weiß, dass es vielen anderen auch so geht wie mir. Wir haben die unterschiedlichsten Berufe, sehen verschieden aus, haben ganz andere Lebensentwürfe, aber haben trotzdem etwas gemeinsam. Ich wollte zeigen, dass niemand alleine ist. Meine Familie, meine Freundinnen waren für mich da, als es mir nicht gut ging, und ich möchte mit dem Buch allen sagen, hey, auch du bist nicht allein. Du kommst da wieder raus. Es kommt der Tag, an dem sich das Leben wieder gut anfühlt.
Patricia Kelly schreibt im Vorwort zu Ihrem Buch „Ich sah Mirja und dachte: Eine typische Showbiz-Barbie“ – zwar räumt sie schon in den nächsten Sätzen gründlich mit dem Vorurteil auf, aber das ist als Einstieg eine harte Ansage. Sie sind erfolgreich im Beruf, lieben ihre Familie, haben studiert … dennoch sind auch Sie nicht vor solchen Vorurteilen sicher. Woher kommen die, Ihrer Ansicht nach?
Die Antwort auf diese Frage wüsste ich nur zu gern – denn dann könnte man das Problem lösen. Ich bin immer wieder entsetzt, mit welchem Maß Frauen beurteilt werden. Es sind immer Frauen, wohlgemerkt, die man so vorverurteilt. Und auch Frauen richten oft unerbittlich über andere Frauen, ohne das zu hinterfragen. Einen erfolgreichen Mann würde man nicht als „Ken“ bezeichnen, nur weil er attraktiv ist. Man misst Männer eher danach, was sie tun, Frauen beurteilt man nach ihrem Aussehen. Egal was sie geleistet haben, egal was sie stemmen. Das gilt insbesondere, wenn sie blond sind. Als gäbe es nichts Wichtigeres über sie zu sagen.
Im letzten Jahr haben Sie an „Showtime of my Life – Stars gegen Krebs“ teilgenommen – was war der Grund?
Als die Anfrage kam, wusste ich gleich, dass ich das machen will. Man kann gar nicht oft genug darauf hinweisen, wie wichtig es ist, gut für sich zu sorgen und auch zur Krebsvorsorge zu gehen! Das weiß ich aus eigener Erfahrung. Und wenn durch die Show nur ein einziger Mensch motiviert wird, Vorsorgetermine wahrzunehmen, und so vielleicht vor einem schweren Verlauf einer Krankheit wie Krebs gerettet werden kann, dann hat es sich gelohnt.