21.09.2021 – der Tag, an dem mir die Luft zum Atmen fehlte und mir der Boden unter den Füßen weggezogen wurde. Genau so fühlt sich die Diagnose Brustkrebs an. Jede achte Frau erkrankt in Deutschland an Brustkrebs. Seitdem ich das weiß, fühle ich mich nicht mehr allein. Ich mache diese Krankheit nicht allein durch!
Ines Schult
Krebsbloggerin
Bei dir wurde vor einigen Monaten Brustkrebs diagnostiziert. Kannst du kurz erzählen, wie es zu der Diagnose kam?
Ich stand unter der Dusche, habe mich eingeseift und gleichzeitig abgetastet – und auf einmal war er da! Ein kleiner Knoten, gut fühlbar, circa einen Zentimeter groß. Innerlich wusste ich es sofort: Es wird Brustkrebs sein. Umgehend habe ich einen Termin bei meiner Frauenärztin ausgemacht, die mich beruhigte und sagte, dass es nur eine Zyste sei. Vier weitere Monate vergingen, der Knoten wuchs und mein schlechtes Bauchgefühl blieb. So bin ich wieder zu meiner Ärztin, diese schickte mich umgehend zum Spezialisten. Dieser teilte mir mit, dass ich Brustkrebs habe, triple-negativ mit 80 Prozent Wachstum. Mir fehlte die Luft zum Atmen!
Was waren deine ersten Gedanken, die dir durch den Kopf gegangen sind?
Meine ersten Gedanken drehten sich um meine Kinder, Familie und Freunde. Ich bin doch Trauzeugin, die Hochzeit ist in Italien, werde ich fliegen dürfen? Meine Tochter wird eingeschult, werde ich überhaupt noch daran teilnehmen können? Mein Sohn ist erst zwei, wenn ich jetzt gehe, wird er sich nicht an mich erinnern können. Ich habe die Liebe meines Lebens gefunden, mit der ich alt und grau werden möchte, werde ich das überhaupt noch erleben? Werde ich bald sterben? Diese Gedanken und viele mehr kreisten so schnell in meinem Kopf wie noch niemals zuvor in meinem Leben. So ist der Name meines Blogs auf Instagram entstanden: brustkrebs_karussell.
Wie hat deine Familie darauf reagiert, und inwiefern hast du deine Kinder mit eingebunden?
Im ersten Moment war es für alle ein riesiger Schock. Niemand in meiner Familie hatte je Brustkrebs. Meinem Mann habe ich es als Erstes erzählt, dann meiner Schwester, meiner Mama und dann meinen besten Freundinnen. Ich hatte nur weinende und verzweifelte Gespräche. Unter Tränen haben sie mir alle ihre volle Unterstützung angeboten.
Diese habe ich dankend angenommen. Familie und Freunde stehen mir immer bei und sind Tag und Nacht für mich da. Unsere zwei Kinder, Matilda (6) und Henri (2), haben wir von Anfang an kindgerecht einbezogen. Das ist für uns der richtige Weg.
Matilda durfte mir die Haare abschneiden. Das war für uns beide ein tolles und emotionales Mama-Tochter-Erlebnis. Sie probierte meine Perücken und Turbane aus, strich mir über meine Glatze und sagte: „Irgendwann wachsen da bestimmt wieder Haare und vielleicht bekommst du Locken.“ Mein Sohn hat die Glatze gar nicht bemerkt. Für ihn bin ich weiter seine geliebte Mama. Wenn es mir nach der Chemo nicht gut geht, fragt er: „Mama, Bauchschmerzen?“, Und ich sage: „Ja, ich habe ein bisschen Bauchschmerzen“, und er antwortet: „Mama, Tee?“ Das rührt mich zu Tränen.
Welche Behandlungen machst du aktuell und wie nimmst du diese wahr?
Nach der sechsten Chemo wurde ein Kontrollultraschall gemacht. Bei diesem wurde leider festgestellt, dass der Tumor, anstatt sich zu verkleinern, sogar noch gewachsen ist. Ich entschied mich deshalb zu einem Chemoabbruch und einer Operation. Bei dieser OP wurden der Tumor sowie der Wächterlymphknoten entfernt. Aktuell bekomme ich die EC-Chemotherapie, die ich nicht so gut vertrage. Ich habe stark mit Übelkeit zu kämpfen. Mein Körper benötigt unglaublich viel Ruhe. Es gibt Tage, da bin ich froh, überhaupt aufstehen zu können, um kurz zu duschen. Das ist für mich eine komplett neue Erfahrung, da ich sonst eine richtige Powerfrau bin.
Welche Botschaft hast du für andere Betroffene?
Ich empfehle, offen mit der Erkrankung umzugehen, Familie und Freunde einzubinden und klar die eigenen Bedürfnisse zu äußern. Mir hat es sehr geholfen und es trägt zu meiner Genesung bei.
Trotz der Erkrankung gibt es so viel Schönes in meinem Leben und viel zu lachen. Und lachen tut der Seele un-
glaublich gut. Denn nicht nur der Körper muss gesund und geheilt werden, auch die Seele!
Ich mache meine Geschichte und meinen Weg der Bewältigung meiner Brustkrebserkrankung öffentlich, weil ich nicht möchte, dass sich Menschen allein fühlen! Meine Message: Zusammen ist man weniger allein!