Wie kann man eine Wirbelkanalverengung konservativ behandeln – und wenn operiert werden muss, gibt es dann Alternativen zur Versteifung? Wir sprachen mit Frau Dr. med. Ulrike Laupichler, Fachärztin für Orthopädie.
Dr. Ulrike Laupichler
Fachärztin für Orthopädie
Frau Dr. Laupichler, Rückenschmerzen sind ein Volksleiden, doch nur ein geringer Teil der Patienten leiden an degenerativen Wirbelsäulenerkrankungen wie einer Wirbelkanalverengung oder Gleitwirbeln. Wie sieht hier die konservative Behandlung aus?
Viele Patienten haben zwar degenerative Veränderungen, aber nicht alle leiden darunter. Bei Beschwerden ist eine gezielte Krankengymnastik wichtig. Hier sollte darauf geachtet werden, dass der Gleitwirbel nicht mobilisiert, sondern stabilisiert wird. Die Mobilisation wäre in diesem speziellen Fall kontraproduktiv. Auch wenn es sonst für viele andere Beschwerden der richtige Ansatz ist.
Bei Bedarf können Schmerzmittel oder gezielte Infiltration an der Wirbelsäule zum Einsatz kommen und auch Akupunktur kann in einigen Fällen helfen.
Wenn diese Maßnahmen ausgeschöpft sind und keine Schmerzlinderung erreicht werden konnte, welche Möglichkeiten gibt es dann für Patienten?
Es kommt darauf an, welche genaue Konstellation vorliegt und wo der Schmerz lokalisiert ist. Wenn man Ausfälle oder Lähmungen hat, kann eine Operation schon im ersten Schritt sinnvoll sein.
Wenn die Einengung des Kanals im Vordergrund steht, kann man den Kanal durch eine kleine, Mikroskop gesteuerte OP weiten. Das funktioniert aber nur, wenn der Gleitwirbel nicht so ausgeprägt ist. Dann versteift man oder man versucht, das Segment mit dem dynamischen TOPS-Implantat zu stabilisieren.
Was versteht man unter der lumbalen Dekompression und sind die Patienten anschließend schmerzfrei?
Bei einer lumbalen Dekompression werden die eingeengten Nerven der Lendenwirbelsäule mit einem operativen Eingriff entlastet, um die Ursache der Schmerzen zu beheben. Ich kann aber leider niemanden versprechen, dass er oder sie nach einer Operation schmerzfrei ist.
Die Wirbelsäule ist ein komplexes System, bei dem die Bandscheibe und die kleinen Wirbelgelenke zusammen spielen, auch liegen die einzelnen Bewegungssegmente direkt nebeneinander und man versucht bei Beschwerden die genaue Ursache zu lokalisieren. Behebt man diese Ursache kann trotzdem an anderen Stellen des Systems ein Problem auftreten. Das muss man vorab mit den Patienten besprechen.
Welche Alternativen gibt es zur Wirbelversteifung und welche Vorteile ergeben sich daraus für den Patienten?
Beim Versteifen kann es – muss nicht – passieren, dass die angrenzenden Segmente überbelastet werden und evtl. zu einem späteren Zeitpunkt auch versteift werden müssen. Eine Alternative zur Versteifung sind dynamische Implantate wie das TOPS. Das sind künstliche Wirbelgelenke, die die Beweglichkeit des jeweiligen Segments erhalten.
Was sind die Voraussetzungen für dynamische Systeme wie das TOPS-Implantat?
Grundvoraussetzung ist, dass die Bandscheibe einigermaßen intakt und die Knochensubstanz gut ist. Auch darf der Gleitvorgang nicht extrem sein. Ist das gegeben, ist das TOPS-Implantat eine gute Möglichkeit, eine Versteifung zu umgehen.