Mehr als elf Millionen Deutsche leiden unter einem diagnostizierten Gelenkverschleiß.
Doch oft werden nicht alle Therapiemöglichkeiten ausgeschöpft und es kann früher als nötig eine Prothese erforderlich werden.
Zunehmende Schmerzen, Bewegungseinschränkungen und schließlich eine völlige Versteifung des Gelenks: Arthrose – auch Gelenkverschleiß genannt – kann die Lebensqualität stark einschränken und schließlich sogar den Einsatz einer Prothese notwendig machen. Betroffen sind so viele Menschen, dass man von einer Volkskrankheit sprechen kann.
In Deutschland leidet laut einer Studie des Robert Koch-Instituts von 2010 fast jede dritte Frau und jeder vierte Mann zwischen 45 und 64 Jahren unter Arthrose, bei den über 65-Jährigen sind es mehr als die Hälfte der Frauen und gut ein Drittel der Männer. Trotz der weiten Verbreitung sind jedoch viele Patienten nicht ausreichend über die Krankheit und ihre Behandlungsmöglichkeiten informiert – und leiden unnötig.
Standardtherapie mit Schmerzmitteln
Denn häufig besteht die „Standardbehandlung“ bei Arthrose vor allem aus der Verordnung von Schmerzmitteln – in der Regel Nichtsteroidalen Antirheumatika (NSAR) wie Ibuprofen und Diclofenac, aber auch Opioiden und Kortison. Doch diese Mittel reduzieren zwar die Beschwerden, wirken aber nicht ursächlich und sind wegen teils starker Nebenwirkungen für eine Dauerbehandlung nur eingeschränkt geeignet.
Auch die gerade bei Kniearthrose oft initiierte Gelenkspiegelung (Arthroskopie) bietet nach Erhebungen des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen keine erkennbaren Vorteile.
Dagegen gelten regelmäßige Bewegung und Gewichtsreduktion als sinnvolle Maßnahmen. Hier hat der Patient selbst großen Einfluss auf den Erfolg, je nachdem wie diszipliniert und einsatzfreudig er ist.
Hyaluronsäure-Injektionen können Gelenkersatz verzögern
Über diese allgemein bekannten Therapieansätze hinaus gibt es weitere Behandlungsoptionen, die Betroffenen jedoch häufig verschlossen bleiben, wenn sie nicht selbst gut informiert sind und gezielt danach fragen.
Dazu gehören etwa eine gelenkgünstige Ernährung, spezielle Hilfsmittel und Orthesen sowie Injektionen mit Hyaluronsäure in das Gelenk. Letztere können die Knorpel vor weiterem Abrieb schützen, indem sie die Schmier- und Pufferfunktion der natürlichen Gelenkflüssigkeit ergänzen oder ersetzen. Damit kann nicht nur eine Linderung der Schmerzen, sondern auch eine Verlangsamung des weiteren Krankheitsverlaufs erreicht werden.
Auch hier gibt es allerdings Unterschiede: Denn hochmolekulare, quervernetzte Hyaluronsäuren haben sich als besonders effektiv erwiesen. So hat eine aktuelle Studie ergeben, dass Injektionen mit hochmolekularen Präparaten den Einsatz einer Totalendoprothese im Knie bei 75 Prozent der Probanden um mehr als sieben Jahre hinauszögern konnten. Dennoch wird bisher nur etwa bei jedem zwölften Patienten diese Möglichkeit genutzt.
Gut informiert zum Facharzt gehen
Um wirklich die beste individuelle Behandlung zu bekommen, sollten Arthrosepatienten am besten einen Facharzt aufsuchen und sich vorher über die unterschiedlichen Therapieformen gut informieren. Dann können sie direkt ansprechen, ob beispielsweise Hyaluronsäure-Injektionen oder eine stützende Orthese infrage kommen.
Ein guter Orthopäde weiß in der Regel alle Fragen zu beantworten und sollte sich auch die Zeit dafür nehmen. Er kann auch über geeignete Sportarten informieren, Physiotherapie verordnen und Ernährungstipps geben. Um die für Gelenkpatienten wichtige Versorgung mit Vitamin B6, Antioxidantien und Omega-3-Fettsäuren optimal zu gestalten, kann auch eine Ernährungsberatung sinnvoll sein.