Jährlich erkranken in Deutschland rund 5.200 Menschen neu an dieser Krebsform. Sie tritt vorwiegend ab einem Alter von 60 Jahren auf, wobei das Risiko, an einem MM zu erkranken, mit zunehmendem Alter steigt. Ein Interview mit Professor Dr. Hartmut Goldschmidt, Universitätsklinikum Heidelberg.
Professor Goldschmidt, woran kann auch ein Hausarzt Myelom-Patienten erkennen?
Die Erkennung des Krankheitsbildes MM ist schwierig, da die ersten Symptome unspezifisch sind. Meist klagen die Patienten über Rückenschmerzen, die oft zuerst mit schmerzlindernden Medikamenten behandelt werden. Betrachtet man die Krankengeschichte der Patienten, so erkennt man, dass zwischen dem ersten Symptom Rückenschmerz und der Diagnosesicherung drei Monate vergehen. Weitere Symptome des MM können Nierenfunktionsverschlechterung, Blutarmut und eine Erhöhung der Kalziumkonzentration im Blut sein.
Was sind typische Warnsignale?
Wie bereits bei den Symptomen genannt, sind der neue Rückenschmerz, die Zunahme der Intensität von Rückenschmerzen, Nierenfunktionsverschlechterung und Blutarmut typische Signale für ein MM. Zusätzlich treten bei Myelompatienten gehäuft Infektionen auf. Da das Immunsystem durch die Krankheit beeinträchtigt ist, sollten Myelompatienten auf die Lebensbedrohlichkeit von Infektionen hingewiesen werden.
Wie sieht die Prognose der Patienten aus und was hat sich in den letzten Jahren hinsichtlich der Therapie getan?
Die Prognose des Multiplen Myeloms ist verbessert worden. Trotzdem versterben trotz moderner Therapien leider noch viele Patienten an den Folgen der Tumorerkrankung. Es gibt jedoch nachhaltige Fortschritte. So konnte die Lebenserwartung der Patienten von rund drei Jahren auf über sieben Jahre verlängert werden.
An unserem Zentrum leben 23 Prozent der Myelompatienten nach 15 Jahren Beobachtungszeit. Hierbei ist zu berücksichtigen, dass in einem Krebszentrum sehr speziell behandelt wird. (Anmerkung der Redaktion: Krebszentren erfüllen bestimmte Kriterien wie Behandlungen nach wissenschaftlichen Standards, ausreichend Erfahrung belegt durch Fallzahlen sowie interdisziplinären Ansätzen.)
Durch neue Medikamente konnten die Remissionsraten, also das dauerhafte Nachlassen von Krankheitssymptomen als auch das Gesamtüberleben entscheidend verbessert werden. Erfreulicherweise ist beim MM, der zweithäufigsten bösartigen Bluterkrankung, vieles im Umbruch. Die Kombination von intensiver Chemotherapie mit neuen Substanzen lässt neue Therapieerfolge erwarten und diese können der Schlüssel zur Heilung des multiplen Myeloms sein.