Jährlich erkranken rund 69.000 Menschen in Deutschland an Darmkrebs. Die Darmspiegelung ist jedoch eine effektive Vorsorge.
Sowohl bei Frauen als auch Männern ist das „Kolonkarzinom“ die zweithäufigste Krebsart. Da die Krankheit zunächst kaum Symptome verursacht, wird die Diagnose häufig zu spät gestellt.
Mittels einer Darmspiegelung (Koloskopie) kann jedoch eine effektive Vorsorge betrieben werden: Bei fast sieben Prozent der Versicherten, die zur vorsorglichen Darmspiegelung gehen, finden Gastroenterologen gutartige Krebsvorstufen, sogenannte „Adenome“, in der Darmschleimhaut.
Mit verbesserten technischen Verfahren können auch kleinste dieser gutartigen Wucherungen erkannt und während einer Darmspiegelung entfernt werden, bevor sie zu einem Krebsgeschwür heranwachsen.
Die Darmspiegelung – wie läuft sie ab?
Die Darmspiegelung ist heutzutage ein sicheres Verfahren, das ambulant unter einer leichten Schlafnarkose durchgeführt werden kann. Aufgrund verbesserter Techniken liegt die allgemeine Komplikationsrate bei weit unter einem Prozent, das Risiko schwerer Nebenwirkungen noch deutlich darunter (< 1:10.000). Zur Darmreinigung am Vortag können verschiedene, auf die Ansprüche des jeweiligen Patienten angepasste Abführmittel verwendet werden.
Der Facharzt untersucht am Folgetag mit einem flexiblen optischen Instrument (dem Endoskop) den Darm vom After aus bis zur Einmündung des Dünndarms. Die Untersuchung dauert in aller Regel etwa 30 Minuten.
Darstellung eines kleinen Polypen in konventionellem Weißlicht links; rechts die optimierte Darstellung mit der Zoom- und NBI-Technik (Narrow Band Imaging), mit der Polypen besser analysiert werden können.
Technischer Fortschritt führt zu immer besseren Detektionsraten, auch kleiner Polypen
In den letzten Jahren haben sich die technischen Fortschritte der Endoskopie auch in der Darmkrebsvorsorge durchgesetzt. Mittels spezieller Verfahren können auch kleinste Polypen früh erkannt, hinsichtlich ihres Risikos für die Krebsentstehung eingeschätzt und vollständig entfernt werden. So können Patienten effektiv vor einem Darmkrebs geschützt werden.
Darmspiegelung zur Vorsorge wird zu selten genutzt
Die Koloskopie ist die einzige Früherkennungsmaßnahme, die einen bösartigen Tumor nicht nur frühzeitig zu entdecken, sondern auch zu verhindern vermag. Und selbst wenn der Arzt Karzinome, also bereits entartete Geschwüre, findet: Oft wird die Krankheit durch die Darmspiegelung frühzeitig erkannt und die Patienten haben noch gute Heilungschancen.
Besorgniserregend ist jedoch, dass immer weniger Menschen die Darmspiegelung wahrnehmen, obwohl sie im Rahmen von Vorsorgeprogrammen der Gesetzlichen Krankenkassen kostenlos ab dem 55. Lebensalter angeboten wird. Daher müsste für das Screening durch Koloskopie in der Bevölkerung noch stärker geworben werden, um die Zahl der Darmkrebsfälle nachhaltig zu senken.
Dr. med. Holger Lutz,
Prof. Dr. med. Jens Tischendorf,
Prof. Dr. med. Christian Trautwein – Vorstandsmitglied der Deutschen Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten Klinik für Gastroenterologie, Stoffwechselerkrankungen und Intensivmedizin, Uniklinik RWTH Aachen, Pauwelsstr. 30, 52074 Aachen