Als Mutter von vier Kindern habe ich – vor allem mein Körper – bereits viel durchgemacht. Spätestens seit der Schwangerschaft der Drillinge hat sich mein Körper stark verändert. Besonders die Haut am Bauch hat sehr unter dem etwa 10kg schweren Bauch gelitten. Sie hängt, ist gerissen und hat nun viele Narben. Sieben Jahre später mit knapp 37 bin ich stolz auf seine Leistung und habe gelernt, jeden „Makel“ zu akzeptieren und so hinzunehmen wie er ist.
Danica Harwardt
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Dazu gehörte auch ein unscheinbarer, rötlicher Fleck an meinem Bauch, der sich in die kleine Narbensammlung einreihte. Irgendwie war er schon immer da, bereits in der Schwangerschaft meines ältesten Sohns der heute 9 ist, habe ich ihn wahrgenommen und durch die Schwangerschaften ist er einfach mitgewachsen und hat sich verändert, so wie sich alles an meinem Körper irgendwie verändert hat. Doch eines Tages kam mir wie aus dem Nichts dieser Gedanke, der mich fortan nicht mehr losließ:
Was wäre, wenn es sich bei dem Fleck nicht einfach nur um einen weiteren, kleinen Schönheitsmakel handeln könnte?
Weil mich dieser Gedanke urplötzlich nicht mehr losließ, entschied ich mich, das Ganze bei einem Dermatologen abklären zu lassen.
Der Dermatologe hingegen brauchte beim Anblick dessen und zwei weiteren Stellen, die mir aufgefallen waren, kaum mehr als einen Blick um zu erkennen, dass es sich um Hautkrebs handelt. Ich schluckte. Und während ich versuchte meine Gedanken zu sortieren, suchte der Arzt nach weiteren, auffälligen Stellen auf meinem Oberkörper. Mein Blick geisterte durch die Gegend. Ich dachte an alles und nichts. An jede Krebserfahrung, die ich bereits in meiner Familie durchstehen musste „Jetzt hat er dich auch!“ schoss es mir durch den Kopf, während ich den Arzt zählen hörte und meine Silhouette auf dem Aufnahmekärtchen immer mehr von ihm skizzierte Pünktchen bekam. Mit jedem Zentimeter Haut, der betrachtet wurde, stieg in mir die Angst, dass er auch hier fündig werden könnte. Gleichzeitig fühlte ich mich schlecht. Habe ich nicht gut genug auf mich aufgepasst? Natürlich weiß man, dass man seine Haut auch regelmäßig auf Auffälligkeiten bei einem Hautscreening untersuchen lassen sollte. In meinem Fall habe ich hier aber immer die Priorität meiner vier Kinder an erster Stelle gesehen, und mir für mich und meine eigene Gesundheit schlichtweg zu wenig Zeit genommen. Natürlich absolut nicht vorbildlich und falsch, das weiß ich heute!
Am Ende waren es tatsächlich 12 Stellen an meinem Körper, die erkrankt waren. Weißer Hautkrebs. Basalzellkarzinom.
Der Dermatologe klärte mich auf, dass mein Alter und die hohe Anzahl der betroffenen Stellen trotzdem eher ungewöhnlich seien, fügte aber schnell hinzu, dass man diese Art des Hautkrebses mittels ambulanter OP und lokaler Betäubung sehr gut behandeln kann. Ich zuckte zusammen und versuchte mir vorzustellen, bald an gleich 12 Stellen operiert werden zu müssen. Doch gleichzeitig war ich natürlich froh über die gute Behandlungsmöglichkeit. Trotzdem fragte ich nach Alternativen ohne OP. Hier gab es eine Creme, die hin und wieder verwendet wird. Doch aufgrund von Lieferschwierigkeiten stellte sich relativ schnell heraus, dass dies schon allein deshalb nicht in Frage kam. Zudem sei diese Methode auch nicht so sicher, wie mittels einer OP. Ich vereinbarte also noch am gleichen Tag einen Termin zur OP, die schon in zwei Wochen stattfinden sollte.
Die OP verlief soweit problemlos, auch wenn es sich für mich wie eine innere Zerrissenheit anfühlte. So fühlte ich mich doch eigentlich gesund! Und doch bestünde einfach die Gefahr, dass der Krebs sich vergrößern und somit auch umliegendes Gewebe und Knochen befallen könnte. Ich brauchte einige Zeit, um all das, vor allem auch mental, verarbeiten zu können. Besonders die Frage nach der Ursache war mir lange unklar, denn wie mich der Arzt aufklärte, braucht eine Krebszelle rund 30 Jahre, um sich zu entwickeln und wird in fast allen Fällen durch hohe Sonnenbelastung hervorgerufen. Meine betroffenen Hautstellen, teils direkt unter der Brust oder in der Leiste, waren jedoch so gut wie nie direkter UV-Bestrahlung ausgesetzt. Vermutlich scheint es sich in meinem Fall um eine Reparaturschwäche der Haut zu handeln, weshalb regelmäßige Hautscreenings fortan aus meinem Leben nicht mehr wegzudenken sein werden. Ich bin nun von dem Krebs befreit, lediglich ein paar Narben erinnern mich noch an die Zeit und reihen sich ein in meine persönliche Bildergeschichte auf meiner Haut.
Wenn ich sie heute betrachte, denke ich nicht mehr nur an meine vermeintlichen Schönheitsmakel und die Akzeptanz dessen, was jahrelang meinen Fokus bildete. Heute weiß ich, dass Akzeptanz allein nicht immer genug ist, sondern, dass man manchmal auch Dinge hinterfragen sollte, anstatt sie ausschließlich anzunehmen, vor allem wenn man plötzlich so ein Bauchgefühl hat.
Und, dass man mit sich selbst genauso verantwortungsvoll und umsichtig umgehen sollte, wie man es bei seinen eigenen Kindern wie selbstverständlich tun würde.