Wolfgang Doerfler begleitet an der Beratungsstelle für Komplementärmedizin in München Menschen, die an Krebs leiden. Sein Fokus liegt dabei auf Beratung und Begleitung, also darauf, den Weg durch eine Krebstherapie zu erleichtern.
Wolfgang Doerfler
Facharzt für Neurologie und Arzt für Naturheilverfahren am CCCM – Tumorzentrum München
In aller Kürze: Was leistet die Beratungsstelle für Komplementärmedizin?
Die Stelle ist in ein größeres Beratungsangebot eingebettet. Dort können Betroffene und Angehörige erfahren, was sie neben den klassischen Therapien noch tun können: für das Wohlergehen, aber auch für die Ausheilung. Angeschlossen an die Universitäten in München, haben wir den Anspruch, dass alles, was wir anraten, auch evidenzbasiert ist.
Was umfasst das?
Ernährungsberatung, psychosoziale, psychoonkologische Hilfe und eben Komplementärmedizin. Wir sind niederschwellig zu erreichen, ein Anruf genügt für einen Termin, und zwar kostenlos.
Was ist Komplementärmedizin eigentlich – und wo unterscheidet sie sich von der Naturheilkunde?
Man unterscheidet zwischen komplementären und alternativen Methoden. Wir bieten keine Alternative, sondern empfehlen begleitende Maßnahmen, meist aus der Naturheilkunde wie der Pflanzentherapie. Es können auch andere Maßnahmen wie die Gabe von Vitamin D hinzukommen. Komplementärmedizin muss also nicht immer Naturheilkunde sein.
Welche Rolle nimmt das dann in einer Behandlung ein?
Die Stärke der Naturheilkunde liegt in der Linderung der Nebenwirkungen. Den Tumor selbst kann sie kaum bekämpfen, aber sie kann Hilfe zur Selbsthilfe bieten und helfen, ein erträglicheres Leben zu führen. Für fast jede Nebenwirkung gibt es Methoden der Naturheilkunde oder Komplementärmedizin, die bei sehr vielen Menschen auch gut helfen.
Inwieweit sind komplementärmedizinische Ansätze wissenschaftlich erprobt?
Es gibt einige Studien, die mittlerweile in einer sogenannten S3-Leitlinie für Komplementärmedizin bei Krebs zusammengefasst wurden. Diese sind eine große Hilfe für das ärztliche Wirken. Es gibt nur eine Handvoll Maßnahmen aus der Komplementärmedizin, die den Patienten uneingeschränkt empfohlen werden. Hingegen gibt es eine große Menge „Kann-Empfehlungen“, die man nicht generalisieren kann, sondern den Patienten individualisiert anbietet. Das Wissen wird hier laufend mehr.
Wie steht es da um das Wiedererkrankungsrisiko?
Möglicherweise kann man das Wiedererkrankungsrisiko mit Komplementärmedizin senken. Da bräuchte es noch viel mehr Langzeitstudien, um das gesichert sagen zu können. Gesichert wissen wir, dass ein gesundes Bewegungsverhalten das Wiedererkrankungsrisiko um bis zu 30 Prozent senken kann: Dazu muss man sich nur moderat bewegen und etwa 150 Minuten die Woche ein bisschen aus der Puste kommen. Ein weiterer Schlüssel liegt wohl auch in der gesunden Ernährung, es lohnt sich also, vertieft hinzuschauen, wie ein Mensch sich verhält und was er zu sich nimmt.
Wie würde denn in diesem Sinne eine ganzheitliche Therapie aussehen?
Inhaltlich bedeutet es, sowohl Körper als auch Geist und Seele zu beachten. Diese gehören durchaus zusammen. Es gibt häufig ein Bedürfnis nach einer geistigen Neuverankerung, als Beispiel. Ich erlebe oft, wie Menschen mit ihren Krankheiten viel besser zurechtkommen, wenn sie ansonsten irgendwo Geborgenheit fühlen. „Natürlich braucht eine gute ganzheitliche Therapie passende Infrastrukturen, das heißt Zentren, wo neben Komplementärmedizin auch Ernährungsberatung und psychologische bis hin zu spirituellen Angebote gemacht werden.“
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